Elke Kuhlen. Archivfoto: Eppinger

Köln | Zwei Jahre lang gab es das Festival und die Convention der c/o pop wegen der Pandemie nur als rein digitales Format. Jetzt kehrt die Popkultur endlich wieder zurück in die Kölner Clubs und auf die Straße.

Vom 20. bis zum 24. April werden in Köln bekannte Musikgrößen wie Bilderbuch, aber auch viele Newcomer erwartet. Am 23. und 24. April wird bei der c/o Ehrenfeld auf der Venloer Straße in Ehrenfeld auch unter freiem Himmel gefeiert. Dabei setzt man bei Festival und der Convention auf noch mehr Diversität und Vielfalt. Wir haben vorab mit der Festivaldirektorin Elke Kuhlen gesprochen.

Wie plant man ein Festival wie die c/o pop unter den aktuell schwierigen Umständen wie Krieg und Pandemie?

Elke Kuhlen: Das, was aktuell in der Ukraine passiert, ist schrecklich und betrifft uns alle sehr. Was das Festival selbst angeht, sind wir in diesem Jahr positiv gestimmt, weil die c/o pop nach zwei rein digitalen Ausgaben endlich wieder live vor Ort stattfinden kann. Wir gehen davon aus, dass die Corona-Regelungen, die jetzt im März beschlossen werden, auch für uns im April gelten werden, sodass wir auf ein echtes Festival hoffen können.

Was sind die wesentlichen Veränderungen im Vergleich zur letzten Ausgabe vor Ort im Jahr 2019?

Kuhlen: In diesem Jahr wird Diversität eine noch deutlich größere Rolle spielen, sowohl, was den Anteil an Musikerinnen am Programm angeht, als auch die stärkere Einbeziehung der queeren Community in das Festival. Die Outdoorfläche in Ehrenfeld wird deutlich größer. Alles findet im Bereich zwischen der Bartholomäus-Schink-Straße und der Christianstraße auf der Venloer Straße statt. Diese wird am 23. und 24. April für das Festival komplett gesperrt. Eröffnet wird das Festival am 20. April von Bilderbuch in der Kölner Philharmonie.

Was passiert auf der Venloer Straße?

Kuhlen: Bei unserem „c/o Ehrenfeld Der Markt“ trifft Papeterie auf Design, es wird gastronomische und auch kleinere kulturelle Angebote geben. Die Shops an der Venloer Straße werden mit in das Geschehen einbezogen. Manche Läden mussten durch die Pandemie leider schließen, dafür sind neue Shops mit neuen Konzepten dazugekommen. Zu den Highlights der c/o Ehrenfeld gehört auch, dass es erstmals möglich sein wird, in kleinen Gruppen auf den Helios-Leuchtturm zu steigen und von dort auf das Gelände zu blicken.

Festivaldirektorin: Wichtig sind und bleiben für uns Newcomer

In diesem Bereich hat sich der Stadtteil sehr verändert?

Kuhlen: Grundsätzlich finde ich es gut, wenn neuer Wohnraum entsteht. Schwierig ist dagegen, wenn ein Bereich mit vielen alternativen, kulturellen Angeboten gentrifiziert wird. Und es erfüllt mich mit viel Wehmut, wenn ich sehe, dass es das Underground nicht mehr gibt. Das ist ein kultureller Ort, mit dem ich aufgewachsen bin.

Aber das ist ein Prozess, den wir weltweit beobachten können. Zum Glück haben alle Venues der c/o pop wie der Club Bahnhof Ehrenfeld, das Yuca, das Bumann, das BuZe und das Herbrand’s die Pandemie überlebt und können von uns weiter bespielt werden.

Wo liegen die Schwerpunkte des Festivals?

Kuhlen: Wichtig sind und bleiben für uns die Newcomer, von denen wir wieder viele präsentieren können. Dazu kommt die schon angesprochene höhere Diversität des Festivals, die sich deutlich im Festivalprogramm wiederfindet. Das betrifft zum Beispiel den Anteil an Künstlerinnen im Programm, die in diesem Jahr in der Mehrheit sind.

Das passiert aber nicht um einer Quote Willen, sondern vielmehr, um möglichst alle Facetten der Popkultur abzubilden und verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen. Ich freue mich auf Musikerin wie die Rapperin Finna oder die Frauenband Friedberg. Spannend sind auch Acts wie die Künstlerin Paula Hartmann oder die Sängerin Priya Ragu.

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Wie wird die queere Community ins Festival eingebunden?

Kuhlen: Bei c/o queer wird es in Kooperation mit der Kampagne „Anders & Gleich“ einen Tag bei der c/o pop geben mit einem Programm von und für queere Menschen. Damit wollen wir ein klares Zeichen für Vielfalt und Diversität setzen und zeigen, dass es auf der c/o pop keinen Platz für Gewalt und Diskriminierung gibt.

Wie hat die Pandemie die Musik- und Clubszene verändert?

Kuhlen: Das ist im Moment noch schwer zu beurteilen. Da müssen wir abwarten, wie sich die jetzt gerade umgesetzte Öffnung der Clubs und Diskos auf das Geschehen auswirkt. Es geht darum, wie das Publikum darauf reagiert. Ist es für manchen schöner auch weiter im Park abzuhängen oder kehren die Menschen wieder in die Clubs zurück. Der Vorverkauf für Konzerte zieht im Moment an, aber gebucht werden vor allem Termine, die zeitlich noch weiter entfernt liegen.

Die c/o pop findet wie 2019 wieder im Frühjahr statt.

Kuhlen: Das war eine gute Entscheidung, die sich absolut bewährt hat. Wir sind das erste Festival im Jahr und kommen so nicht in die Masse der europäischen Festivals im Sommer. Da sehr viel bei uns in den Venues stattfindet, sind wir auch nicht so sehr vom Wetter abhängig. Schön ist, dass die Bands bei uns im Rahmen ihrer normalen Touren auftreten und nicht in ihrem üblichen Festivalprogramm.

Wie wichtig sind Kooperationen und Netzwerke für die c/o pop?

Kuhlen: Kooperationen und Netzwerke sind für das Festival und die Convention der c/o pop von ganz zentraler Bedeutung, auch weil sie die Möglichkeit zu einem regen nationalen und internationalen Austausch bieten. Lokale Partner wie die Stadt, die Clubs und die Läden sind für uns ebenfalls sehr wichtig.

Es gibt auch wieder Kooperationen mit Übersee wie mit dem kanadischen Festival BreakOut West, das Newcomer aus tolle Regionen wie dem Yukon zu uns nach Köln schickt. Hier haben sich die Reiseregeln zum Glück wieder gelockert.

Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich besonders?

Kuhlen: Ich freue mich besonders auf The Crystal Ball, den wir zusammen mit Crystal Saint Laurent vom House of Saint Laurent nach Köln holen werden. Die Vogueing-Kultur präsentiert eine tolle Szene, die alles hat, was Popkultur heute ausmacht. Bei diesem Wettbewerb geht es um Musik und Tanzen, um spannende Moves und Outfits und um Show und Fashion. Das gab es noch nicht in Köln und unser Publikum kann sich auf diese Premiere am 22. April wirklich freuen.