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Köln | Das 31. Kölner Sommerfestival eröffnete kubanisch und mit einer Neuinterpretation der meistaufgeführten Oper der Welt: Carmen la Cubana. Luna Manzanares Nardo ist als Carmen eine brilliante Besetzung, nicht nur stimmlich sondern zudem durch ihre alles überstrahlende Bühnenpräsenz. Die Adaption des schon zu seiner Uraufführung revolutionären Stoffes der Carmen raus aus Europa auf die Insel, die wie keine andere für ihre Musikalität, ihren Rhythmus oder wie Regisseur Christoph Renshaw es formuliert „Sex“ steht, öffnet neue Horizonte in einer ungewöhnlichen Inszenierung des bekannten Stoffes.

Vier Akte realistischer Milieuschilderung, dramatische Szenerien und tragisches Schicksal zeichnete schon die Originalfassung von Georges Bizet aus. Christopher Renshaw transformierte diesen roten Faden des Plots gekonnt in die Zeiten der Revolution von Kuba und viele prominente Kölner und Kölnerinnen waren gekommen, um die Premiere am vergangenen Donnerstag zu erleben: Schauspielerin Liz Baffoe, Moderatiorin Mara Bergmann, Talkmaster Alfred Biolek, Dorothee Gräfin von Posadowsky-Wehner, Kunst- und Kulturmanagerin eines Konzerns, die Eltern von Heidi Klum, Schauspielerin Marie-Luise Marjan, der Präsident des Festkomitee Kölner Karneval Christoph Kuckelkorn, die ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma und Jürgen Roters, Schauspieler Jo Weil und der Kulturattaché der Botschaft der Republik Kuba David Cleger Sabournin.

Sie erlebten zwei Akte Kuba und Emotion pur sowie eine überragende Hauptdarstellerin Luna Manzanares Nardo. Kuba ist unbändige Lebensfreude und Leidenschaft, das war von der ersten Minute bis in die kleine Tanzeinlage als Zugabe des Ensembles spürbar. Auch wenn die kubanischen Rhythmen oder ein Mambo gepaart mit den äußerst bekannten musikalischen Weisen des Originals vom Zuschauer erst einmal transformiert werden mussten, war es für den, der sich darauf einließ, wie eine Frischzellenkur für den klassischen Stoff. Auch bildlich wirbelte das Kreativteam von Carmen la Cubana unsere gewohnten, fast schon ritualisierten Bilder von „Viva la revolución “ mit der wir bestimmte Symboliken verbinden durcheinander und brach diese – nicht modern – auf das klassische heutige Kubabild herunter. Vom Verfall gezeichneten Kolonialstil.

Zum Musical wird Carmen la Cubana durch die langen Textpassagen, die ins Deutsche auf Laufbandtafeln transkribiert werden, die von Tanz- und Gesangsszenen durchwoben werden. Auf der Bühne nur Menschen aus Kuba und das ist gut so, denn so entsteht ein Feuer der Harmonie, dass von Voodoo bis imperialistische Dekadenz perfekt inszeniert. Saeed Valdés als „Jose“ brilliert bei „La Flor“ und das Mimikspiel mit „seiner Carmen“ hinterlässt Gänsehaut. Ganz großartig – stimmlich, wie schauspielerisch – ist Albita Rodriguez als „La Senora“ im Zusammenspiel mit dem Ensemble etwa bei „Oye mi ritmo de tambor“. Da wippen die Zuschauer mit den Füßen mit und können sich der Musik und dem Vortrag nicht entziehen.

Carmen la Cubana ist ungewöhnlich und zunächst ungewohnt, wer sich darauf einlässt erlebt einen phantasievollen Abend zwischen Oper, Musical und kann – mitten in Köln – ohne ins Flugzeug zu steigen, Kuba erleben. Sehens- und Hörenswert.

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Vom 17. bis 29. Juli in der Kölner Philharmonie

Mehr Informationen: www.bb-promotion.com

Autor: Andi Goral