Stuttgart | Der Übergang zur Elektromobilität gefährdet nach Angaben des Konzernbetriebsratsvorsitzenden von Daimler, Michael Brecht, Tausende Arbeitsplätze. „Ohne Ausgleich bliebe von heute sieben Arbeitsplätzen in der Motoren- und Aggregatefertigung nur einer“, sagte Brecht dem „Manager Magazin“. Dem Betriebsratschef zufolge beschäftigt Daimler inklusive seiner Lkw- und Transportersparte gut 30.000 Mitarbeiter in der Produktion von Motoren, Getrieben und Abgastechnik.

Die Entwickler seien hierbei noch gar nicht eingerechnet. Brecht forderte den Daimler-Vorstand auf, anstehende Jobverluste teilweise abzufedern: „Arbeiten, die durch die Elektrifizierung neu entstehen, dürfen nicht automatisch von Dritten erledigt werden.“ Der Autokonzern solle etwa die Fertigung von Elektromotoren, die Daimler derzeit gemeinsam mit Bosch produziert, künftig allein übernehmen.

Der Daimler-Betriebsratschef schloss sich dem Werben der IG Metall für einen langsameren Übergang von den Diesel- und Benzinautos zu Elektroautos an. Die Gewerkschaft hatte vergangene Woche bei der Europäischen Kommission ein Konzept präsentiert, wonach die Autohersteller den Kohlendioxid-Ausstoß ihrer Verbrennungsmotoren ab 2020 um durchschnittlich 1,5 Prozent im Jahr senken sollen. Parallel sollten die Autobauer den Absatz von Elektrofahrzeugen jedes Jahr um einen Prozentpunkt steigern.

Damit bekämen sie im Vergleich zur derzeitigen Forderung der EU-Kommission etwa fünf Jahre mehr Zeit, die Emissionen zu reduzieren. Für 2030 ergäbe sich daraus ein Abgaslimit für CO2 von 73 Gramm für die Flotten.

Altmaier ruft Autoindustrie zu Bau einer Batteriefabrik auf

Kanzleramtsminister Peter Altmaier hat die deutsche Autoindustrie dazu aufgefordert, eine Batteriefabrik für Elektroautos zu errichten: „Der Staat kann nur den Rahmen setzen. Die Batteriefabrik müssen indes schon die Unternehmen bauen“, sagte der CDU-Politiker im Interview mit dem „Manager Magazin“. Er äußerte Bedenken um die Zukunft der Automobilindustrie: „Wenn am Ende 60 Prozent der Wertschöpfung digital sind und 20 Prozent auf die Batterie entfallen, nützt es uns gar nichts, wenn wir 80 Prozent der Oberklasseautos bauen, aber nur noch 20 Prozent der Wertschöpfung im eigenen Land haben.“

Insgesamt, so Altmaier weiter, sollten die deutschen Unternehmen mehr Einsatz beim Thema Digitalisierung zeigen: „Es gibt dort noch viele, die sich vor Veränderung, vor dem Unbekannten fürchten“, sagte der CDU-Politiker. „Wir brauchen eine Bewusstseinsänderung.“ Andernfalls drohe Deutschland bei Zukunftstechnologien von anderen Nationen abgehängt zu werden.

„Noch haben wir Deutschen die Chance, ganz vorn mit dabei zu sein. In vier bis fünf Jahren sind die Anteile verteilt.“ Der Minister lobte die Anstrengungen der Autobauer bei der Entwicklung des autonomen Fahrens: „Die Amerikaner sind dabei, das Auto intelligent zu machen. wir Deutschen haben den Ehrgeiz, auch die Straße intelligent zu machen. Diese Strategie ist wesentlich besser als das, was Google vorhat.“ Allerdings mahnte er auch hier mehr Tempo an: „Die Frage ist, ob wir schnell genug damit sind und sich nicht in der Zwischenzeit der US-Standard durchsetzt.“

Autor: dts