Das Pressebild des Kölner Zoos zeigt ein Exemplar der Annam-Bachschildkröte (Mauremys annamensis). | Foto: Prof. Dr. Thomas Ziegler

Köln | Der Kölner Zoo gab 2022 insgesamt rund 360.000 Euro für den Artenschutz national und international aus. Jetzt greift der Kölner Zoo ein Projekt in Vietnam heraus, das er unterstützt.

Die Annam-Bachschildkröte

Die Annam-Bachschildkröte ist eine Altwelt-Sumpfschildkröte in der Gattung der Bachschildkröten und sie ist als stark gefährdet eingestuft. Das bedeutet konkret die Art ist vom Aussterben bedroht. Sie kommt nur in einem kleinen Teil von Vietnam vor, der Quang-Nam-Provinz. Schon 1941 konnte keine wildlebende Schildkröte mehr gefunden werden. Aber das Kuriose: die Schildkröte gilt als nicht ausgestorben, da immer wieder Tiere auf Lebensmittelmärkten in China und in Hongkong angeboten werden. 2006 wurde eine isoliert lebende Gruppe an Schildkröten in freier Wildbahn wieder aufgefunden. Einige Zoos züchten die Schildkrötenart.

Dieser Schildkrötenart nahm sich der Kölner Zoo an. Er schreibt zur Lage der Schildkröte: „Die Annam-Bachschildkröte ist so selten, dass sie in freier Wildbahn entweder als ausgestorben oder funktionell ausgestorben gilt. Sie wurde von Schildkrötenexperten in die Top 25 der am stärksten gefährdeten Schildkröten der Welt aufgenommen. Obwohl das Asian Turtle Program (ATP) viele Erhebungen durchgeführte, wurde die Art jedoch bisher in keinem Schutzgebiet innerhalb ihres Verbreitungsgebiets nachgewiesen.“

Unterstützung für das deutsch-vietnamesische Kooperationsteam

Für den Kölner Zoo koordiniert dies der Aquariums-Kurator Prof. Dr. Thomas Ziegler. Der Zoo stellt 18.660 Euro zur Verfügung unter anderem für wissenschaftliche Untersuchungen vietnamesischer Partner-Einrichtungen zu potentiellen Lebensräumen und Bedrohungen der Annam-Bachschildkröte. Der Zoo spricht zudem von ersten positiven Ergebnissen, wie Lebensräumen im südlichen Vietnam in denen die Schildkröte schon einmal heimisch gewesen war. Hier könnte ein Standort gefunden sein, in der die Art wieder angesiedelt werden könnte.

Der Kölner Zoo berichtet zudem von einer Rettungsaktion: 2022 wurden 74 Schildkröten gefunden, die verschleppt werden sollten. Sie wurden in das Rettungszentrum Soc Son nach Hanoi gebracht. Allerdings ist bei den Tieren nicht klar ob sie noch reinrassig sind oder sich mit einer anderen Schildkrötenart gekreuzt hatten. Dann wären sie für den Erhalt der Art nicht mehr wichtig. Dazu der Zoo: „Das genetische Screening ergab, dass drei Individuen Hybriden zwischen der vietnamesischen Sumpfschildkröte und einer weiteren Sumpfschildkrötenart waren. Die verbleibenden Tiere erwiesen sich aber glücklicherweise allesamt als reinrassig und werden nun in ein Zuchtprogramm in Menschenhand in Vietnam aufgenommen. Ziel ist, zukünftige Aufstockungsbemühungen dieser vom Aussterben bedrohten Art in der Wildbahn zu unterstützen.“

Der Kölner Zoo veröffentlichte eine Liste mit seinen Erfolgen rund um das Aquarium, die report-K hier im Wortlaut wiedergibt:

„!• 2003 startete der Kölner Zoo mit weiteren Partnern im zentralvietnamesischen Phong Nha den Aufbau einer Auffang- und Wiederauswilderungsstation für konfiszierte Reptilien und Säugetiere. Im Rahmen von durch das Kölner Aquarium mitinitiierten Expeditionen kam es dort zu einer Vielzahl an Entdeckungen, was die Schutzbedürftigkeit der Region unterstrich. Phong Nha wurde später sogar zu einem Nationalpark erweitert und auch als UNESCO-Welterbe deklariert.

• Anschließend hat der Kölner Zoo geholfen, im Norden Vietnams die Melinh Station für Biodiversität auf- und auszubauen – mit anspruchsvollen Nachzuchtprogrammen für hochbedrohte Amphibien und Reptilien. Weiterhin wurde dort, gemeinsam mit der Friedrich Ebert Stiftung Hanoi, ein Umweltbildungszentrum aufgebaut.

• 2013 gelang dem Kölner Aquariums-Team die Erstnachzucht des Philippinenkrokodils in Europa, im Jahr 2015 erfolgte sogar die erste Naturbrut, d.h. die Jungen wuchsen zusammen mit der Mutter heran. Diese Pioniertat fand weltweit Beachtung. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt diese hochbedrohte Art, von der nur noch rd. 100 Tiere in der Wildnis leben, in ihrer Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“.

• Immer wieder führt das Aquarium-Team des Zoos Nachzuchten zurück in die Ursprungsgebiete, um die in der Natur geschwächten Bestände zu stärken. Im Dezember 2020 brachte man mit „Hulky“ und „Dodong“ zwei in Köln geschlüpfte Philippinenkrokodile zurück in den Inselstaat. Bald sollen erneut Nachzuchten bei dieser so seltenen Spezies rückgeführt werden.

• Bereits vielfach führte die wissenschaftliche Arbeit des Kölner Aquarium-Team gemeinsam mit Studierenden und internationalen Partnern, allen voran das IEBR in Hanoi – dazu, dass hochbedrohte Arten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und im Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen oder hochgestuft wurden: so z.B. Krokodil- und Warzenmolche, die Krokodilschwanzechse, Tigergeckos und erst jüngst – beschlossen auf der letzten Vertragsstaatenkonferenz in Panama – die Grüne Wasseragame. „

ag