Karl Heinz und Sabine Wührer haben die Rollen von Jan und Griet übernommen. Foto: Eppinger

Köln Viel Geduld mussten Karl Heinz und Sabine Wührer aufbringen, bis sie endlich als Jan und Griet in den historischen Kostümen des Reitergenerals und der Magd durch Köln ziehen konnten. „Ursprünglich sollte es für uns schon im Jahr 2021 losgehen. Dann kamen Corona und der Lockdown. Unsere Vorgänger haben sich deshalb bereit erklärt, eine weitere Session im Amt zu bleiben. Auch im Vorjahr war wegen Corona nur sehr wenig möglich. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine weitere Session im Amt zu bleiben“, sagt Karl Heinz Wührer kurz vor dem Bergfest in der Gaststätte „Zum Jan“.

Von der laufenden Session sind die beiden begeistert: „Wir erleben bei unseren Auftritten einen unglaublich großen Enthusiasmus. Die Leute lechzen regelrecht nach Karneval“, erklärt Wührer und seine Frau ergänzt: „Vor der ersten Tour am Wochenende waren wir im November noch sehr gespannt. Man hörte viel von den Problemen beim Vorverkauf. Dann kam der erste Auftritt, der Saal war voll und die Stimmung bei den Leuten war einfach überwältigend. Das hat sich in den vergangenen Wochen genauso fortgesetzt. Besonders eindrucksvoll war unser Auftritt in der Arena.“

„Als Frau lernt man die andere Seit bei Jan von Werth kennen“

Inzwischen hat sich das Paar ein wenig an die großen Auftritte gewöhnt: „Bei mir war am Anfang schon etwas Lampenfieber. Aber ich bin es in meinem Beruf gewöhnt, vor Menschen aufzutreten und zu reden“, erklärt der Jan-Darsteller. „Bei mir war das schon etwas schlimmer. Ich habe extra vor der Session bei einem Rednertraining teilgenommen. Außerdem bin ich bei solchen Auftritten auch immer sehr emotional, da tut es gut, wenn mein Mann dann auch mal schnell übernehmen kann. Wir sind jetzt 44 Jahren als Paar zusammen, da klappt das Zusammenspiel perfekt“, berichtet die Darstellerin der Griet.

Die Aufgabe als Traditionspaar unterwegs zu sein, habe das Leben verändert: „Man lernt auch mal als Frau die andere Seite bei Jan von Werth kennen. Es ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass wir an Karneval in Köln und in der Region die ganze Zeit gemeinsam unterwegs sind. Sonst war Karl Heinz immer mit den Jungs unterwegs und ich habe ihn dann erst gesehen, wenn er wieder zurück war. Das ist dieses Mal komplett anders. Wir fahren gemeinsam zu den Auftritten, stehen gemeinsam auf der Bühne und danach geht es dann wieder gemeinsam nach Hause“, freut sich Sabine Wührer.

In den USA hat das Paar den kölschen Karneval sehr vermisst

Der in Kalk geborene Karl Heinz Wührer war in seiner Berufskarriere viel unterwegs und hat mehrere Jahre mit seiner Frau im Ausland verbracht: „Ich habe zunächst meine Lehre absolviert und habe danach noch studiert. Später habe ich für Bayer gearbeitet und war längere Zeit in Barcelona und Pittsburgh zu Hause. Da haben wir etwas von der Welt gesehen. An den Wochenenden waren wir regelmäßig gemeinsam unterwegs und haben in den dreieinhalb Jahren in den USA 38 Bundesstaaten bereist. In Spanien konnten wir immer zurück, um in Köln den Karneval zu feiern. In den USA hat das leider nur einmal funktioniert. Da haben wir dann schon etwas sehr vermisst.“

105 Termine absolviert das Paar in dieser Session. „Neben den großen Auftritten sind uns die kleinen Termine, wie der Besuch der Stammtische sehr wichtig. Dazu kommen die sozialen Termine, wie der Besuch im Hospiz oder in der Kinderkardiologie. Das war für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Denn unser Sohn hatte gesundheitlich einen schweren Start ins Leben und musste bis zu seinem 14. Lebensjahr oft dorthin. Heute geht es ihm gut, ist er knapp 30 und stolze 2,05 Meter groß. Dabei hatten ihm die Ärzte zunächst nur eine sehr kurze Lebensperspektive gegeben“, sagt Karl Heinz Wührer.

Vorfreude auf das historische Spiel an der Severinstorburg

Der wichtigste Termin steht dem Paar mit dem historischen Spiel an der Severinstorburg an Weiberfastnacht noch bevor: „Da ich nicht die kölsche Sprache beherrsche, ist das für mich schon eine Herausforderung, auch wenn unser Auftritt gerade einmal etwa 15 Minuten dauert. Im Zentrum stehen natürlich die berühmten beiden Sätze, es gibt aber beim Spiel auch aktuelle Bezüge“, sagt Sabine Wührer, die mit ihrem Mann und den anderen Darstellern seit dem vergangenen November regelmäßig probt.