Köln | aktualisiert | Bundesweit hat es heute mehrere Anschläge auf Einrichtungen der Deutschen Bahn AG (DB) gegeben. Auch in Köln gab es zwei Tatorte und einen weiteren im Rheinland in Horrem. In NRW gab es einen vierten Brandanschlag auf Kabelschächte zwischen Bochum und Dortmund. Der Regionalverkehr rund um Köln ist seit Stunden empfindlich gestört. Mittlerweile gibt es ein Bekennerschreiben auf „Indymedia linksunten“ und damit einen Hinweis auf politisch motivierte Taten. In dem Schreiben machen die Täter deutlich, dass sie damit ihren Protest gegen den G20-Gipfel der am 7. und 8. Juli in Hamburg stattfinden wird, zeigen wollen. Menschen wurden nicht verletzt. Die Täter setzten Kabelschächte mit Brandbeschleuniger in Brand.

Bahn: Betrieb normalisiert sich nach Brandanschlägen

16:07 Uhr > Nach den Brandanschlägen auf Bahnanlagen in mehreren Bundesländern normalisiert sich der Betrieb nach und nach wieder. Die behördlichen Ermittlungen vor Ort seien inzwischen abgeschlossen, teilte die Deutsche Bahn am Montagnachmittag mit. Nun werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Schäden zu beseitigen.

„Im Großraum Leipzig/Dresden wird im Laufe des Nachmittags der Betrieb nach und nach wieder aufgenommen. Das gilt auch für die ICE- und Intercity-Linien auf dem Abschnitt Leipzig-Dresden und den Intercity-Verkehr auf der Linie Hamburg-Berlin-Dresden-Prag“, hieß es in der Mitteilung der Bahn. Auf der Strecke Hamburg-Lübeck stehe seit dem Mittag wieder ein Gleis zur Verfügung.

Voraussichtlich am Dienstagmittag werde die Strecke wieder zweigleisig befahrbar sein. In Nordrhein-Westfalen sei der Abschnitt Bochum-Dortmund wieder vollständig in Betrieb. Zwischen Köln und Düsseldorf werde es bis zum späten Montagnachmittag noch Einschränkungen geben.

In Berlin könne die S-Bahn auf den meisten betroffenen Strecken seit 14:30 Uhr wieder im gewohnten Takt fahren. Lediglich der Abschnitt Baumschulenweg-Treptower Park werde noch bis voraussichtlich Dienstagabend gesperrt bleiben. Insgesamt hatte es etwa ein Dutzend Anschläge gegeben.

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Deutsche Bahn zuversichtlich bei der Behebung der Störung rund um Köln

15:30 Uhr > Noch, so ein Sprecher der Deutschen Bahn AG, arbeiteten die Trupps mit Hochdruck an der Reparatur der Kabelverbindungen, aber man sei zuversichtlich am frühen Abend die meisten Arbeiten abgeschlossen zu haben. Dies sei auf der Strecke zwischen Bochum und Dortmund bereits der Fall, so der Sprecher. Bei dem Tatort in Horrem sei nur ein einziges Signal betroffen gewesen, so dass es in diesem Streckenabschnitt lediglich Verspätungen gegeben habe. Aktuell ist auch der Fernverkehr betroffen. Im Regionalverkehr kommt es zu Verspätungen bis zu 30 Minuten aktuell.

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Brandanschläge auf Einrichtungen der DB: Bekennerschreiben auf „Indymedia linksunten“

14:50 Uhr > Der G20-Gipfel in Hamburg ist der Auslöser für die Brandanschläge auf Einrichtungen der Deutschen Bahn AG. Auf „Indymedia linksunten“ gibt es mittlerweile ein Bekennerschreiben aus der linken Szene und sogar schon eine Richtigstellung der Berichterstattung von Pressemedien. „Indymedia linksunten“ versteht sich als dezentral organisiertes weltweites Netzwerk sozialer Bewegungen und betreibt im Internet eine Plattform mit Inhalten.

In dem Bekennerschreiben. Das heute um 10:14 Uhr auf dem Internetportal „Indymedia linksunten“ veröffentlicht wurde steht unter der Überschrift „Kurze Unterbrechung der Reibungslosigkeit anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg“ veröffentlicht von „Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen“ folgende Erklärung (im Wortlaut kursiv gesetzt): „Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrere Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt. Die Bahn nutzt die Kabelkanäle neben den Gleisen nicht nur für die interne Signalübermittlung sondern vermietet die Schächte auch an andere Datennetz-Betreiber. Wir unterbrechen die alles umfassende wirtschaftliche Verwertung. Und damit die so stark verinnerlichte Entwertung von Leben. Wir greifen ein in eines der zentralen Nervensysteme des Kapitalismus: mehrere Zehntausend Kilometer Bahnstrecke. Hier fließen Waren, Arbeitskräfte, insbesondere Daten.

Daten als Basis der Erfassung zur Be- und Ver-wertung von allem. Daten, die als Flussmittel notwendig sind für die Zusammenfassung aller (Arbeits-)Prozesse zu einer lernenden, sich stetig optimierenden Maschine. In Deutschland soll sie zukünftig Industrie 4.0 heißen.

Die G20 treffen sich im Juli, damit die Maschine möglichst rund läuft. Es geht um die Stabilität der Weltwirtschaft. Wie immer. Und es geht um Afrika, als neokoloniale Erweiterung der Maschine. Nicht mehr nur zur Erbeutung von Rohstoffen, sondern zur Erschließung neuer Verwertungsmöglichkeiten, neuer Märkte, neuer Arbeitskräfte. Und zur Verlagerung der EU-Außengrenze nach Nordafrika zur Abwehr derjenigen, die sich nach Zerstörung ihrer Lebensbedingungen durch die G20 auf den Weg machen. Die „Partnerschaft mit Afrika“ soll einen Sicherheitswall ökonomisch erzwingen, der die Arbeit der europäischen Grenzsicherung übernimmt. Damit die Maschine noch runder läuft und weniger hässliche Bilder produziert.“

Die Aktion an mehreren Bahnstrecken in der gesamten Bundesrepublik findet aber auch in der eigenen Szene nicht nur Anhänger. So kommentiert ein anonymer Nutzer des Portals „Ihr seid so dumm… Glaubt ihr, die Leute die heut Morgen an den Bahnhöfen standen werden sich mit euch oder euren Zielen solidarisieren? Die schieben einfach nur Frust und schenken den Bullen, die den Gipfel bewachen, im Zweifelsfall noch einen Kaffee aus.“ Und die Mehrzahl der Kritiker überwiegt, die die Aktion unter anderem kritisieren, weil die Allgemeinheit für den Schaden aufkommen muss und vor allem die Falschen treffe, für die die Aktivisten eigentlich einstehen wollen. So schreibt einer: „Arbeitnehmer werden beeinträchtigt während die wohlhabenden mit ihren PKWs fahren.“

Dritter Tatort im Rheinland

Im Rheinland geht die Bundespolizei mittlerweile von drei Tatorten aus. Auch, dass die Taten bundesweit zusammenhängen scheint bei den Behörden klar zu sein, da alle Taten nach dem gleichen Modus operandi verübt worden seien. Menschen, so die Bundespolizei kamen nicht zu Schaden. Der dritte Tatort liegt bei Horrem, erklärte eine Sprecherin der Bundespolizei gegenüber dieser Internetzeitung. Alle Brandanschläge legen politisch motivierte – auch vor dem Hintergrund des nicht gesicherten Bekennerschreibens – Taten nahe. Die Bundespolizei erhielt gegen 4:10 Uhr Kenntnis von den ersten brennenden Kabelschächten. Aktuell gebe es keine Täterhinweise, so die Bundespolizei.

Kölner Polizei übernimmt zwei Tatorte

Die Bundespolizei übergibt die Fälle und Tatorte an den Staatsschutz der Kölner Polizei. Dabei wird die Kölner Polizei zunächst nur die beiden Kölner Fälle übernehmen und der Tatort in Horrem in Aachen bearbeitet.

CSU-Politiker Mayer verurteilt Brandanschläge auf Bahnanlagen

Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer (CSU), hat die jüngsten bundesweiten Anschläge auf Bahnanlagen als „Angriff auf uns alle“ verurteilt. „Sollte sich bewahrheiten, dass es sich bei den Anschlägen um eine konzertierte Aktion von Linksextremisten handelt, lässt dies für den kommenden G20-Gipfel leider nichts Gutes vermuten“, sagte Mayer der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstagsausgabe). „Letztlich sind solche sinnlosen Taten ein gemeingefährlicher Angriff auf uns alle.“ Zudem würden vergangene Ausschreitungen wie etwa vor zwei Jahren in Frankfurt am Main zeigen, dass die Grenze zwischen der Gewalt gegen Sachen und der Gewalt gegen Menschen ohnehin fließend sei. „Solche Taten müssen daher konsequent geahndet werden.“

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Vandalismus sorgt für Probleme im Betriebsablauf des Regionalverkehrs rund um Köln

11:02 Uhr > Im Regionalverkehr kommt es derzeit zwischen Köln und Düsseldorf zu Einschränkungen. Der Grund an drei Stellen gab es im Rheinland-Streckennetz der Deutschen Bahn (DB) Vandalismusschäden. Es brannten Kabel und damit sind auch Signalanlagen betroffen. Ein Sprecher der DB NRW erklärte gegenüber report-K, dass an allen Schadensstellen mittlerweile Reparaturtrupps eingetroffen seien. Wie lange die Reparaturen andauern ist noch unklar. Es sei möglich, dass sich die Reparaturen bis 17 Uhr hinzögen.

Vandalismus an drei Stellen in NRW. Zweimal im Rheinland und einmal auf der Strecke zwischen Dortmund und Bochum. Der Fernverkehr der DB sei davon nicht betroffen, aber der Regionalverkehr und darunter verschiedene Linien. Es komme zu Verspätungen zwischen 15 und 30 Minuten. So fährt der RE 1 aktuell nicht seine Stammstrecke, sondern über Dormagen nach Düsseldorf. Die S-Bahnlinie 6 und der RE 5 könnten dagegen im Normalbetrieb fahren.

Die Vandalismusschäden sind durch den Brand von Kabeln ausgelöst worden. Die Reparaturtrupps seien vor Ort, aber es sei schwierig eine zeitliche Vorhersage zu treffen, bis alle Kabel wieder verbunden seien. Und erst dann funktionierten auch die Signalanlagen wieder. Die Bundespolizei sei in allen drei Fällen eingeschaltet und ermittle. Auf dem Infoportal der DB wird auch angezeigt, dass es auch im Großraum Leipzig zu Vandalismus zu starken Beeinträchtigungen im Betriebsablauf komme. Ob es Zusammenhänge gibt ist aktuell nicht bekannt.

Autor: Andi Goral, dts