Berlin | Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Dienstagabend will Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Sicherheitsbehörden besser aufstellen, „um weitere Anschläge zu verhindern“. Im Bereich der Terrorismusbekämpfung „haben wir im Bund eine Menge an Verbesserungen erreicht und ebenso massiv neues Personal wie auch die Verschärfung von Gesetzen beschlossen“, sagte der CDU-Politiker der „Bild“ (Donnerstag). Die Terrorbedrohung und weitere Anschläge einfach als neue Gefahr in Deutschland zu akzeptieren, lehnt der Bundesinnenminister kategorisch ab.

„Ich werde mich aber nicht damit abfinden, dass wir mögliche weitere Anschläge einfach hinnehmen.“ Doch so bitter es auch sei, „ausschließen lassen sich weitere Anschläge nicht“, sagte der Minister weiter. Beim Thema Sicherheit im Stadion sieht de Maizière aber auch die Fußballvereine und die DFL in der Pflicht.

„Es ist heute sicher nicht der Tag, die grundsätzlichen Fragen der Aufgabenverteilung zwischen Vereinen, der DFL und den Ländern zu diskutieren“, sagte er der Zeitung. „Das, was am Dienstagabend in Dortmund passiert ist, hätte der BVB jedenfalls nicht verhindern können. Richtig ist: Alle Beteiligten tragen hier ihren Teil der Verantwortung und das sollte auch zukünftig so bleiben.“

CDU-Innenexperte: DFB muss Sicherheitskonzept einem Stresstest unterziehen

Nach dem Anschlag auf den BVB Dortmund kommen aus der Union Forderungen nach einem harten Durchgreifen: „Der DFB feilt seit einigen Jahren intensiv an einem Sicherheitskonzept für die deutschen Profivereine. Nach dem Anschlag auf den Bus von Borussia Dortmund muss der DFB sein Sicherheitskonzept einem Stresstest unterziehen und prüfen, ob die Bundesliga auch auf derartige Gefahren vorbereitet ist“, sagte Armin Schuster (CDU), Obmann der Unionsfraktion im Innenausschuss des Bundestags, der „Welt“. Die Polizei sei „durch zunehmenden Islamismus, politischen Extremismus und Straßengewalt flächendeckend bis in den roten Bereich belastet“, was aber „auch an der sicherheitspolitischen Sparsamkeit einiger Bundesländer“ liege.
„Nordrhein-Westfalen ist durch Kriminalität und Gefährder unglaublich belastet, gehört aber zu den Ländern mit der niedrigsten Polizeidichte“, sagte Schuster. „Der Anschlag in Dortmund unterstreicht ein weiteres Mal, wie notwendig Investitionen in die Gefahrenabwehr und Justiz sind.“ Wilhelm Hinners, der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, sagte, „ein Sprengstoffanschlag auf eine Bundesligamannschaft“ sei „selbstverständlich sehr ernst zu nehmen“.
Die „Bedrohung durch eine wachsende Gruppe völlig verrohter Existenzen in unserer Gesellschaft ist zwar traurig, doch uns bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu reagieren: Mehr Sicherheitsausstattung für Bundesligabusse, noch mehr Polizei vor die Stadien und auch stärkere Beteiligung der Bundesligavereine an den teuren Sicherheitsmaßnahmen.“ Ulla Jelpke, die innenpolitische Sprecherin der Linke-Fraktion im Bundestag, plädiert hingegen für Gelassenheit. „Sollte der Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus tatsächlich einen terroristischen Hintergrund haben, dann ließe sich daraus nicht automatisch die Notwendigkeit für einen stärkeren Schutz der Fußballspieler generell ableiten. Dies wäre nur bei konkreten Bedrohungen einzelner Spieler oder Mannschaften nachvollziehbar.“ Eine Gefährdung durch Terror und Gewalt sei leider heute für niemanden und nirgendwo gänzlich auszuschließen. „Dieses Risiko lässt sich auch durch einen Ausbau von Überwachung und verstärkten Polizeieinsätzen nicht restlos beseitigen“, so Jelpke.
„Wir haben es bislang mit einem, bislang ungeklärtem Anschlag auf den Mannschaftsbus eines Fußballteams zu tun. Es ist völlig verfrüht, daraus eine allgemeine Bedrohung des Fußballs in seiner Gesamtheit, also auch von Vereinsheimen, Trainingsplätzen und Unterkünften durch Terroristen abzuleiten.“

Autor: Andi Goral