Köln | Die für Samstag angesetzte Demonstration linker und kurdischer Gruppen durch die Kölner Innenstadt soll nun als Standkundgebung zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz stattfinden. Was die Entscheidung der Polizei für den Einzelhandel auf den Kölner Ringen bedeutet, erläuterte Hans-Günter Grawe, Inhaber des Natuzzi Flagship Stores, einem Geschäft für italienische Designer-Möbel auf den Kölner Ringen und Mitinitiator der „Möbelmeile Kölner Ringe“.

Herr Grawe, was beudetet die Entscheidung der Polizei, die Demonstration für den gesamten Zeitraum von 13:00 bis 18:00 Uhr auf den Bereich zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz zu beschränken?

Hans-Günter Grawe: Die Situation ist relativ einfach: Man kann seinen Laden am Samstag Nachmittag schließen. Die angekündigten 5.000 Demonstrierenden sind zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz mehr oder weniger eingepfercht. Hinzu wird sicherlich der eine oder andere Schaulustige kommen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass hier zu dieser Zeit Kundenverkehr stattfinden wird. Vielmehr werden unsere potenziellen Kunden diesen Bereich meiden. Auch wird das wieder dazu führen, dass Kunden auf die – auch touristisch bekannten – Routen Schildergasse, Hohestraße und Neumarkt ausweichen werden. Dort hat man die Demonstration verboten, dafür wird alles auf die Ringe verlagert. Es ist schon bezeichnend, wenn im Vorfeld dieser Demonstration zugestimmt wurde, und nachdem ein Teil des Einzelhandels nun Druck macht, diese nun auf einmal auf eine Stand-Demo reduziert wird.

Dazu muss ich aber auch sagen: Entweder es gilt gleiches Recht für alle Einzelhändler und nicht dass die Geschäfte an den Ringen jetzt die einzig Leidtragenden sind. Hinzu kommt, dass die großen Ketten in der Innenstadt stattfinden, während der klassische mittelständische Einzelhandel, der auch den Charme einer jeden Großstadt ausmacht alleine die Lasten zu tragen hat. Und der übrigens auch seine Steuern hier in Köln abführt.

Es ist ja auch vollkommen nachvollziehbar, dass Menschen, die von ihrem Recht auf Demonstration Gebrauch machen auch dorthin gehen, wo sie für ihre Sache ein breites Publikum finden. Man geht natürlich dorthin, wo Bewegung ist. Aber wir fragen, warum müssen es immer nur die Ringe sein?

Sie sind ja stark aktiv unterwegs das Image der Kölner Ringe zu verbessern?

Ja natürlich. Wir versuchen das Image der Ringe in ein positives Licht zu rücken. Da wird auch seitens der Stadt und der Politik immer versprochen, dass etwas unternommen werden soll. Aber im Endeffekt scheinen es leere Versprechungen zu bleiben. Versprechungen, die vor allem dann ausgesprochen werden, wenn in der Stadt der nächste Wahlkampf ansteht. Da ist dann oft die Rede von „Gemeinsam sind wird stark und wir packen die Ringe gemeinsam an“.Wenn dann aber wieder Alltag einkehrt, geschieht gar nichts.

Mit der Initiative „Möbelmeile Kölner Ringe“, die wir noch um weitere Mitglieder erweitern wollen, haben sich zahlreiche mittelständische Einrichtungshändler zusammengetan und für den anstehenden verkaufsoffenen Sonntag, die Vorweihnachtszeit sowie in Vorbereitung der im Januar anstehenden Möbelmesse einen hohen fünfstelligen Betrag an Werbekosten investiert. Damit haben wir unseren Part erfüllt, die Ringe als Einkaufsmeile zu bewerben. Der Beschluss, die Demonstration auf eine Standkundgebung zu reduzieren, konterkariert diese Bemühungen.

Das bedeutet: Sie gehen davon aus, dass Sie am Samstag kein Geschäft machen werden?

Definitiv nicht. Das muss man in einem Zusammenhang mit der Vorweihnachtszeit sehen, in der viele mit Sicherheit noch unterwegs sind, um Weihnachtgeschenke zu besorgen, zumal Köln durch die zahlreichen Weihnachtsmärkte eine Menge an Tourismus hat. Hinzu kommt, dass im Vorfeld der Presse zu entnehmen war, dass sich auch rechtsradikale Gruppierungen aus dem Frankfurter Raum angekündigt haben sollen, um die Demonstration zu stören und dies dann in Gewalttätigkeiten umschlagen könnte. Dann können Sie nur eines tun: Ihren Laden schließen.

Sie überlegen also Ihr Geschäft am Samstagnachmittag zu schließen?

Ich werde zunächst abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Wenn ich aber feststellen sollte, dass meine Mitarbeiter in irgendeiner Form einer Gefahr ausgesetzt sind, werde ich mein Geschäft definitiv schließen. Auch haben wir bei früheren Großdemonstrationen die Erfahrung gemacht – die ja schon häufiger über die Ringe führten – dass Kunden, die bereits im Laden sind, Angst haben, nach draußen zu gehen.

Auch im Gespräch mit Buden-Betreibern des schwul-lesbischen Weihnachtsmarktes, der „Christmas Avenue“ habe ich erfahren, dass dort überlegt wurde, den Weihnachtsmarkt aus Sicherheitsgründen erst nach Ende der Kundgebung, um 18:00 Uhr zu öffnen. Das heißt: Auch den Bundenbetreibern auf dem dortigen Weihnachtsmarkt würde ein halber Tag Umsatz fehlen.

Herr Grawe, wir danken für das Gespräch. Das Gespräch führte Daniel Deininger

Hinweis der Redaktion: Das Bündnis, dass die Demonstration veranstaltet, hat nach eigenen Angaben Widerspruch beim Kölner Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung der Polizei die Demonstration auf eine Standkundgebung  zu reduzieren eingelegt.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Hier soll morgen die Kundgebung mit rund 5.000 erwarteten Demonstrierenden stattfinden.