Köln | aktualisiert | Die Meldung der Deutschen Bahn AG von heute Morgen 9:08 Uhr ist knapp. Die Pressesprecherin für Nordrhein-Westfalen, Kirsten Verbeek, schreibt: „Es gibt keine Pläne, die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke in den nächsten Jahren zu entfernen.“ Damit dementiert Sie ihren eigenen Sprecher Dirk Pohlmann, der gegenüber dem „Westdeutschen Rundfunk (WDR)“ in der Sendung „Lokalzeit“ gestern erklärte: „Durch die Vibrationen der Züge wird auch der Korrosionsschutz beschädigt und deswegen werden wir in den nächsten Jahren nach und nach den Korrosionsschutz neuauftragen müssen und dann müssen wir natürlich die Liebesschlösser dafür entfernen. Aber einen genauen Zeitplan und wie wir das machen, können wir noch nicht sagen.“ Damit löste Pohlmann eine bundesweite Artikelserie aus und der „Express“, dem Pohlmann sogar den Zeitraum von drei Jahren nannte, hob die Meldung auf die Titelseite der gedruckten Ausgabe. Wer dahinter einen Fall von „Lügenpresse“ vermutet, liegt allerdings komplett falsch.


So titelte heute der „Express“

Björn Schmidt, Leiter Unternehmenskommunikation DuMont, erklärte gegenüber report-K, dass der „Express“ gestern noch beim Pressesprecher der Deutschen Bahn AG Dirk Pohlmann recherchiert habe und dieser den Zeitraum von drei Jahren, in denen die Liebesschlösser abgehängt werden müssen, gegenüber der Redaktion bestätigte. Der „Express“ hat also journalistisch sauber gearbeitet.

Welches Medienecho Pohlmann mit seiner Aussage ausgelöst hat, ist derzeit wunderbar auf Google News zu verfolgen. Kein Medium in der Republik verzichtete – auch die Deutsche Presse Agentur (dpa) verbreitete die News – auf die Nachricht.  „Spiegel Online“, „Stern“, „Bento“, „Kölner Stadtanzeiger“ oder „Der Westen“, um nur einige zu nennen, verstiegen sich teilweise ins Elegische und warfen sich emotional verschriftend in die Abgründe von aufkeimender bis vergehender Liebe. Es gab sogar die Forderung den aktuellen Zaun zu sichern, durch einen kompletten Neubau zu ersetzen und den Alten an neuer Stelle als Respekt vor den Liebenden neu aufzubauen.

Alleine die Headlines verraten, wie tief die Seele getroffen waren. So titelte der „Westen“: „Oh nein! ALLE Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke in Köln…“ oder die „Kölnische Rundschau“: „Bis dass der Rost uns scheidet Deutsche Bahn will Liebesschlösser ..“ Der „Express“ sprach gar von einem „Schock für Pärchen“ und die „FAZ“ hatte in der Bildunterschrift stehen „Mach et jot, Kölner Liebesschlösser!“

Report-K, Kölns Internetzeitung, bat die Deutsche Bahn AG in Düsseldorf, um eine Erklärung, wie es zu den unterschiedlichen Aussagen ihrer beiden Sprecher für NRW kommen konnte. Dazu erklärte mittlerweile die Sprecherin Verbeek, dass die Deutsche Bahn nach der Berichterstattung, die suggeriert habe, dass die Liebesschlösser sofort demontiert würden, klarstellen wollte, dass dies so von dem Sprecher Pohlmann nicht so gesagt worden sei und so auch nicht stattfinde. Verbeek: „Derzeit gibt es keine Planung für die Hohenzollernbrücke, die die Liebesschlösser tangieren“.

Die Story hat das Zeug dazu den ersten Platz der Sommerlochstories 2018 zu ergattern, wenn es denn dafür überhaupt einen solchen Preis gäbe. Eines muss man allerdings deutlich und klar feststellen: Die Journalisten haben sauber recherchiert und sich auf die Aussage des Pressesprechers verlassen.

Autor: Andi Goral
Foto: Eine Meldung der Deutschen Bahn AG überschwemmt die Medien, die elegisch schrieben, bevor die Story von der Deutschen Bahn innerhalb von 24 Stunden wieder kassiert wurde.