Danzig | aktualisiert | Bei der Fußball-Europameisterschaft hat Deutschland im Viertelfinale die Mannschaft von Griechenland mit 4:2 besiegt und zieht damit ins Halbfinale ein. Die deutsche Mannschaft war von Anfang an zwar stärker, brauchte jedoch 39 Minuten und einen Schuss von Kapitän Philipp Lahm aus 20 Metern Entfernung, um mit einem 1:0 in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit wagte sich die griechische Mannschaft, die in den ersten 45 Minuten fast nur gemauert hatte, zaghaft nach vorne und schloss durch Giorgos Samaras zum 1:1 auf (55. Minute).

Über 40 Fotos von den Fanfeiern in Köln auf der Facebook Seite von Report-k.de >

In der 61. Minute beendete Sami Khedira dann die 6-minütige Stille bei den deutschen Fans im Danziger Stadion und schoss volley zum 2:1. In der 68. Minute konnte endlich auch Miroslav Klose, der diesmal von Anfang an auf dem Platz stand, sein erstes Tor bei dieser EM machen und köpfte nach Freistoß von Mesut Özil zum 3:1. Anschließend war die Moral der Griechen weitestgehend zerstört, Marco Reus machte sein zweites Länderspieltor und traf zum 4:1 (74. Minute). Anschließend stellte die DFB-Elf offen um auf Sparflamme und spielte die letzten Minuten weitestgehend herunter. In der 89. Minute bekam Griechenland einen diskussionswürdigen Elfmeter nach Handspiel von Boateng, Dimitrios Salpingidis traf zum 4:2. Damit trifft Deutschland am Donnerstag im Halbfinale in Warschau auf den Sieger der Partie England gegen Italien, die am Sonntag ausgespielt wird. Auf der Berliner Fanmeile feierten rund eine halbe Million Menschen beim größten Public Viewing in Deutschland ihre Mannschaft, schon vor dem Anpfiff wurde der Einlass wegen Überfüllung gestoppt.

Löw mit Mannschaft weitestgehend zufrieden

Nach dem 4:2 gegen Griechenland hat sich Bundestrainer Joachim Löw weitestgehend zufrieden mit dem Spiel der deutschen Mannschaft gezeigt. „Sehr gut wie die Mannschaft reagiert hat nach dem 1:1 – die Tore sind dann eigentlich zwangsläufig gefallen“, sagte Löw nach dem Spiel dem ZDF. Die Griechen hätten „gar nichts gemacht und eigentlich nur Fußball verhindert“. Allerdings habe es die deutsche Mannschaft zu Beginn auch versäumt, aus vielen Chancen in Führung zu gehen.

„Es war der Tag der Veränderungen heute, ich hatte das Gefühl, nach drei Siegen mal etwas zu verändern. Das war heute reif“, kommentierte Löw seine personellen Änderungen. Auch die Torschützen Khedira und Lahm zeigten durchaus Eigenkritik, trotz des Erfolgs: „Wir haben es wieder mal ein bisschen spannend gemacht, aber zum Glück das Tempo dann hochgefahren“, sagte Sami Khedira.
„Wir haben es uns unnötig schwer gemacht“, sagte Philipp Lahm nach dem Spiel. „Wir haben viele leichte Fehler gemacht, phasenweise zu langsam gespielt, das müssen wir abstellen im Halbfinale“, so der Kapitän der deutschen Nationalelf. „Ich bin nicht die geborene Torgefahr“, fügte Lahm hinzu, der gegen Griechenland zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder in einem Länderspiel getroffen hatte.

Merkel nach EM-Spiel: „Anfangs habe ich gebibbert“

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Freitag beim EM-Viertelfinale der deutschen National-Elf gegen Griechenland ein Wechselbad der Gefühle durchlaufen. „Es ist immer wieder aufregend. Anfangs habe ich gebibbert. Danach hatte ich aber den Eindruck, dass die Mannschaft überlegen ist“, sagte Merkel nach dem Spiel. Nur zehn Minuten nach Abpfiff der Partie beglückwünschte die Kanzlerin die deutsche Mannschaft in ihrer Kabine. „Das war ein tolles Spiel. Weiter so“, lobte Merkel den Einzug ins Halbfinale. Die Mannschaft von Trainer Jogi Löw gewann am Freitagabend mit 4:2 gegen die griechische National-Elf. Die Tore kamen von Lahm, Khedira, Klose und Reus.— — — — —

So feierte Köln – eine kleine Reportage

EM-Fähnchen auf dem Drahtesel

Viele Kölner waren noch in den letzten Minuten vor dem Anpfiff unterwegs. Anders als am letzten Sonntag als es gegen Dänemark ging, konnte man an einem Freitag anscheinend den EM Abend nicht so entspannt angehen. Und so war auf den Kölner Straßen doch noch mehr los. Alle versuchten noch rechtzeitig zum Anpfiff ihre Veedelskneipe oder das private Garten-Viewing zu erreichen. In den Veedeln, wo die Bürger eher mit zwei Rädern unterwegs waren, wie in Ehrenfeld, waren auch die Drahtesel mit den schwarz rot goldenen EM-Fähnchen geschmückt. Schon nach der Vorrunde haben die NRW Straßenbauer 2.500 verlorengegangene Fähnchen aufgesammelt. In der Körnerstraße hatte einer den Grill angeworfen und neben Bauschuttcontainer und geparkten Autos wurde gegrillt. An wenigen Wohnungen waren auch das ein oder andere weiß -blaue Fähnchen zu sehen. Auch auf der Lanxess-Arena-Wiese hielt einer tapfer eine Griechenlandfahne nach oben.

15 Minuten vor dem Anpfiff war es da rund um die Arena schon ruhiger. Die Fans wurden von Domstürmern und Bruce Kapusta auf Betriebstemperatur gespielt. Die Stimmung exzellent und bei der deutschen Nationalhymne fast keine Menschen mehr zu sehen, so viele Fähnchen wirbelten über den Köpfen der 15.000. Nur die Mädels, die einen echt starken Kerl mit breiten Schultern dabei hatten, behielten den Überblick, machten Bella Figura und flirteten mit perfektem Lidstrich mit den TV- und Fotografenkameras. Und das heftig, eine der jungen Damen hatte dabei auch leichte Probleme ihr Top an zu behalten. In der Arena gab es am heutigen Abend kein Public Viewing. Unverbesserliche und unverantwortliche Chaoten hatten beim Dänemark-Spiel in der Halle Bengalos gezündet. Eine völlig korrekte Entscheidung aller Verantwortlichen, das gemeinschaftliche Fußballgucken in Kölns größtem Wohnzimmer daraufhin abzusagen. Die Fans hatten sich wieder grandios zu recht gemacht. Von Mini-Hötchen in den Landesfarben bis Plastikvollmaske mit eingegossenem Dauergrinsen und Streifenbrille. Aber wie schaut man da Fußball? Die Mädels trugen die Nummer 23 auf der Backe gemalt, na für wen die wohl schwärmen? Na klar, der schöne Mario.

Gleich zu Beginn ein Wechselbad der Gefühle

Gleich in den ersten Minuten erlebten die Fans dann allerdings Himmelhochschreiend Kreischen und tiefe Enttäuschung in der gleichen Sekunde, als das erste Tor wegen Abseits nicht gegeben wurde. Auch die Herren Ösil und Schürle sorgten für Bewegung und Schnappatmung. Die Musik peitschte immer wieder die Stimmung an und alle sangen „Deutschland schieß ein Too oo oor“. Die Polizei an der Arena hatte wenig zu tun und schaute gemeinsam auf der großen Wand zu.

Lahm = Erlösung

Bei der Sekunde vor dem erlösenden Tor von Lahm war die Hochspannung so, wie wenn in einem Hochspannungswerk der Strom züngelt bevor der Schalter komplett umgelegt ist. Und dann entluden sich alle Energien, Anspannungen. Das Tor von Lahm war der Krampflöser und Köln jubelte, schrie, kreischte was das Zeug hielt. Schon wenige Minuten später sangen die kölschen Jungs in Deutz „Oh wie ist das schön…“ Nach einer kleinen emotionalen Talsohle begann die Megaparty, wobei sich die Fans beim 4:1 immer noch freuten, aber die Intensität der Freudentänze auf der großen Wiese doch leicht abnahm. An mangelnder Kondition kann das allerdings nicht gelegen haben, denn später feierten tausende in der Kölner Innenstadt weiter. Dicke Trauben hingen um die Lokalitäten im Belgischen Viertel und um die Großbildschirme über die das satte Grün flimmerte. Um 22:38 Uhr war es dann soweit und ein Schrei des Glücks, nein ein Online Schuhhändler hatte keine Schuhe abgeworfen, durchdrang die Nacht und brachte alles in Bewegung.

Nur wenige Minuten später standen die ersten „Deutschland, Deutschland“ skandierend auf dem Kunstwerk „Ruhender Verkehr“ von Wolfgang Vostell auf den Ringen. Die waren zu dem Zeitpunkt schon gesperrt und wer im Sperrbereich geparkt hatte, hatte Schwierigkeiten diesen zu verlassen. Allerdings feierten, wie bei früheren EM´s oder WM´s nicht alle mit, viele standen auch als Zaungäste am Rand und filmten mit ihren Smartphones das Treiben der Anderen auf der Straße. Alle Rituale wurden gelebt, das „Hinsetzen, Hinsetzen“-Gegröhle mit anschließendem „Humba, Humba Tätärä“ und Armgymnastik-Tanz, wie „Schland“-Gesänge. Als dann das Reporterteam eines großen Boulevardsenders aus Köln erschien, machten die Fans auch brav mit, als der Redakteur Regie führte und forderte: „Jetzt freut Euch mal richtig“.

Klingeln statt Hupen

Wer allerdings Bengalos zündete, der hatte weniger gute Karten. Der wurde von der Polizei abgeführt und aus dem Fanpulk entsorgt und dann war Schluss mit Lustig. Die Polizei lebte diese Praxis schnell und konsequent. Übrigens auch an der Lanxess Arena. Irgendwann hatten die Fans auf dem Betonklotz allerdings keine Lust mehr einseitig auf „Schland“ zu singen und schwenkten auf regionale Gesänge um, und huldigten dem „Ersten Fußbalklub Köln“, nicht ohne die direkten Nachbarn aus Leverkusen und Mönchengladbach entsprechend zu schmähen. Auch in den Seitenstraßen des Belgischen Viertels herrschte Hochbetrieb. Dort mischte sich der Versuch eines Autocorso, der heillos stecken blieb, mit einem dicken Strom aus Fußgängern und Radfahrern. Auf der Brüsseler Straße, wo Menschentrauben, so dick wie beim Weihnachtsshopping in der Innenstadt gen Brüsseler Platz strebten, reichten die Bürgersteige nicht mehr aus und die gesamte Fahrbahn wurde Fußgängerzone. Am Stadtgarten mischte sich c/o pop und Fankultur und in Ehrenfeld auf der Venloer Straße versuchte eine junge Frau auf dem Radweg einen Fahrradcorso auf die Beine zu stellen. Das wäre ja mal eine echte Alternative und vor allem Lärm- und Umwelttechnisch erfreulich. Klingeln statt Hupen vor Freude.

Autor: dts, ag
Foto: An der Lanxess Arena feierten die Fans das deutsche Team