Thomas Pütz ist Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer. Foto: Bopp

Köln | Thomas Pütz (56) hat in der Boxszene wohl schon so ziemlich alles erlebt.

Der Security-Profi fungiert seit vielen Jahren als Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) und hat in dieser Funktion natürlich die Karriere von Felix Sturm aus nächster Nähe miterlebt und begleitet.

Doch die Eindrücke der Skandalnacht aus der Dortmunder Westfalenhalle vom Samstag mit der Ohrfeige am Ring für TV-Comedian Oliver Pocher und die krachende Niederlage für Sturm sind nach Meinung von Pütz so etwas wie der Tiefpunkt des deutschen Boxens.

Im Interview mit report-k rät er dem Leverkusener zum Karriere-Ende!

Herr Pütz, Sie waren nicht selbst vor Ort, sind Sie fast froh drüber?

Pütz: Ja. Ich habe aber natürlich alle Bilder gesehen. Das war nicht nur für Oliver Pocher, sondern fürs ganze deutsche Boxen eine schallende Ohrfeige. Die Entwicklung macht mir Angst.

Felix hat fürs deutsche Boxen sehr sehr viel gemacht, er war fünfmal Weltmeister und ich war selbst damals beim berühmten Fight in Vegas gegen de la Hoya dabei. Aber es ist vorbei. Felix hat eine total interessante Vita, die man stattdessen verfilmen könnte. Auch mit dem Gefängnis-Kapitel. Seine Story wäre eine Verfilmung wert.

Und sportlich?

Pütz: Sportlich wird es keine Höhen mehr geben. Das ist es gewesen. Er hätte sich den Kampf auch schenken können, stattdessen demontiert man sich selber. Ich hatte danals auch Gespräche mit Wladimir Klitschko zu diesem Thema.

Natürlich juckt das in den Fäusten, aber irgendwo überlistet man die Biologie nicht. Bitte Schluss machen, das ist nachher nur noch Karneval, kann ich nur sagen. Ich hoffe natürlich, dass Felix dem Boxsport erhalten bleibt in anderer Funktion. Er ist ein Vorbild.

Manager Roland Bebak und Box-Präsident Thomas Pütz. Foto: privat

Promoter Ludger Inholte hat viel in die Veranstaltung investiert. Aber wenn dann so ein Abend herauskommt, schadet er dann dem Boxen mehr, als dass er ihm nützt?

Pütz: Ich finde es ehrenwert sowas zu machen, aber auf der anderen Seite hat er sich selber gefeiert. Man hat an den falschen Stellen gespart und dachte man kann alles selber. Die hatten bei uns für die Security angefragt und sie dann wieder abbestellt, aus Kostengründen. Ich bin kein schadenfroher Mensch, ich fand es toll wie er anfing, aber jetzt ist dieser Abend auch eine Ohrfeige für ihn, mit dem vielen Geld, das er investiert hat. Geld schießt keine Tore automatisch, Geld produziert auch keine gute Veranstaltung automatisch.

Was raten Sie ihm?

Trotzdem würde es mich freuen, wenn er dem Boxsport erhalten bleiben würde. Den Kampf Powetkin gegen Klitschko hat ein reicher Russe damals mit 24 Millionen bezahlt, andere versenken Millionen in Reitpferde, es wird immer Millionäre geben, die in Sport investieren.

Aber da muss Herzblut dazu gehören. Wie bei den Veranstaltungen von Roland Bebak damals. Der ist immer jemand gewesen, der mit Herzblut dabei war und gut vernetzt war. Auch wenn anfangs auch nicht alles optimal lief.