Das Pressefoto zeigt die Art Basel in Basel 2023. | Foto: Courtesy of Art Basel

Von Christoph Mohr

Köln | Es war so etwas wie ein Testfall für den internationalen Kunstmarkt. Wie würde sich die Art Basel 2023 schlagen, die weltweit wichtigste Kunstmesse, nach den schwierigen Corona-Jahren, nach internen Veränderungen und angesichts weltweiter Krisen. Die Antwort kann wohl nur lauten: Sieg auf ganzer Linie. Die internationalen Star-Galerien sind zurück, die Besucher – und die Millionen-Umsätze.

284 Galerien aus aller Welt

284 Galerien aus aller Welt waren auf der diesjährigen Art Basel (15.-18. Juni 2023) vertreten, darunter die großen Namen des internationalen Kunsthandels wie Gagosian, Hauser & Wirth, Pace Gallery, White Cube, Thaddaeus Ropac etc. Über 90.000 Besucher (nunmehr Besuchende genannt) zog es auf die Kunstmesse in der Stadt am Oberrhein; bereits in den ersten beiden „V.I.P.-Tagen“ drängten sich die Menschenmassen. Und gute Geschäfte wurden auch gemacht: Allein am ersten Messetag sollen Kunstwerke im Gesamtvolumen von 250 Millionen US-Dollar verkauft worden sein. Eine knapp zwei Meter messende Bronzeskulptur einer Spinne von Luise Bourgeois aus dem Jahr 1996 fand Presseberichten zufolge bei der Galerie Hauser & Wirth gleich zu Messebeginn einen Käufer für 22,5 Millionen US-Dollar.

Die Kölner

Durchaus bemerkenswert die starke Präsenz von Kölner Galerien auf der Art Basel 2023.

Erstmals auf der Art Basel vertreten ist die erst 2011 gegründete Photo-Galerie Bene Taschen. In Basel zeigt die Galerie Arbeiten des in New York lebenden afro-amerikanischen Streetstyle-Photographen Jamel Shabazz (*1960).

Ebenfalls vertreten ist die renommierte Photo-Galerie Thomas Zander mit verschiedenen Künstlern, darunter die „At the Beach“-Serie des US-Amerikaners Tod Papageorge (*1940), die auch in den Kölner Räumlichkeiten der Galerie zu sehen ist.

Die Galerie Gisela Capitain, die gegenwärtig auch mit einer „Zweigstelle“ in Neapel präsent ist, zeigt eine monumental große Installation („Lord of the Flies“, 2023) des in Tokyo lebenden japanischen Künstlers Hiroki Tsukuda (*1978).

Nagel-Draxler zeigt (in Zusammenarbeit mit der New Yorker Galerie Meredith Rosen) einen „Matratzenraum“ des belgischen Konzeptkünstlers Guillaume Bijl (* 1946), der genau das ist: ein Raum voller Matratzen wie man ihn in jedem beliebigen Kaufhaus finden würde, an der Wand lehnend, in Plastikhüllen verpackt etc.

Karsten Grewe zeigt Arbeiten von einem guten Dutzend der großen Namen der Galerie, darunter Louise Bourgeois, Lucio Fontana, Pierre Soulages, Cy Twombly u.a.

Gerhard Richter

Keine Kunstmesse ohne Gerhard Richter. Auf der Art Basel 2023 ist der Kölner Star-Künstler mit einem über drei Meter hohen „Strip Tower“ vertreten, der seine berühmten vertikalen „Strip Paintings“ erstmals in eine horizontale Skulptur übersetzt.

Das ist in zweifacher Weise bemerkenswert: Zum einen wird Gerhard Richter nunmehr nicht mehr von der New Yorker Galerie Marian Goodman Gallery vertreten, die ihn jahrzehntelang auf dem internationalen Kunstmarkt groß gemacht hat, sondern von David Zwirner (New York), dem in Köln geboren Sohn des legendären Kunsthändlers Rudolf Zwirner. Zum anderen zeigt die 2023 datierte Arbeit, dass der 91-jährige Gerhard Richter entgegen früherer Ankündigungen weiterhin künstlerisch aktiv zu sein scheint.

Bemerkenswert auch die Aktivitäten außerhalb der Messe. Wie bei der Frankfurter Buchmesse, der weltgrößten Buchmesse, entwickeln sich auch um die Art Basel immer mehr Aktivitäten um die Messe herum, Kunstveranstaltungen verschiedenster Art in Basel, so genannte „Satellitenmessen“ und sonstige Kunst-Events.

„The hottest ticket in town“ war in diesem Jahr der „Basel Social Club“, eine im letzten Jahr von einem Kollektiv von Künstlern, Galeristen und Kuratoren gegründetes Format, halb Messe, halb Bar, das in diesem Jahr in eine riesige ehemalige Mayonnaise-Fabrik wanderte. 100 Galerien und Kunsträume, freier Eintritt. Instagram-fähiger Hingucker in diesem Jahr: ein überdimensionales Paar blauer Pantoffeln.

Art Cologne

Für die Art Cologne, die um ihre internationale Bedeutung bangen muss, ist der diesjährige Erfolg der Art Basel keine gute Nachricht. Die Art Basel in Basel hat ihre Position als wichtigste Kunstmesse der Welt behauptet, die Art Basel als Organisation mit Tochtermessen in Hong Kong, Miami und nunmehr auch in Paris hat sich unter neuer Führung (CEO Noah Horowitz, Messechef weltweit Vincenzo de Bellis) als schlagkräftig erwiesen und das kleine Basel als durchaus kreativ. Das stellt sich die Frage: Was macht Köln?


Wer mehr wissen will

Gerhard Richter: Stip Tower, 2023

https://www.artbasel.com/catalog/artwork/193803/Gerhard-Richter-STRIP-TOWER?comingFromOVRRoom=true


Hiroki Tsukuda: „Lord of the Flies“ at Art Basel 2023

(Galerie Gisela Capitain, Köln)

https://www.artbasel.com/rooms/specialsector/46349/Lord-of-the-Flies


Tod Papageorge in der Galerie Thomas Zander, Köln

https://www.galeriezander.com/exhibitions/49649/tod-papageorge-at-the-beach/works/


Galerie Bene Taschen Köln

Joseph Rodriguez – Flesh Life: Sex in Mexico City

https://www.benetaschen.com/exhibitions/exhibitions/exhibitions/ex-moltkestr.php

ag