Köln | Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Kölns Polizeipräsident stellten heute erste Überlegungen zu einer neuen Strategie vor in Köln in Zukunft bei Großveranstaltungen für mehr Sicherheit zu sorgen. Ursächlich sind die massiven sexuellen Attacken gegen Frauen auf der Domplatte und dem Vorplatz des Hauptbahnhofes in der Silvesternacht.


Polizeipräsident Wolfgang Albers

Grobe Skizze eines verbesserten Sicherheitskonzeptes vorgestellt

Henriette Reker sieht die Stadt Köln bei Großveranstaltungen zukünftig in der Rolle eines fiktiven Veranstalters. Damit einher gehen soll die Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes, wie es auch bei privaten Veranstaltern gefordert ist. Dies solle schon für den Karneval gelten, wobei da die Stadt, da es sich um ein vaterstädtisches Fest handelt, eigentlich schon in dieser Rolle war. Jetzt aber vielleicht bewusster. Reker und Albers stellten fest, dass der Karneval für Köln wichtig sei und daher die Sicherheit bei dieser Veranstaltung gesichert werden soll. Dies will man zum einen durch eine höhere Zahl an Polizeibeamten erreichen und eine größeren Einsatz von mobilen Videoüberwachungen, wie sie die Bereitschaftspolizei heute schon bei Demonstrationen einsetzt. Damit will man den Beamten den Blick von oben auf das Geschehen ermöglichen und so auch in größere Gruppen hineinsehen. Dies geschehe vor allem im Rahmen der polizeilichen Gefahrenabwehr und nicht aus der Strafverfolgung heraus, betonte Polizeipräsident Wolfgang Albers.

Bevölkerung soll Videos einreichen

Zudem will man bekannten Straftätern, wie man das schon im Fußball macht, ein Bereichsbetretungsverbot mit strengen Meldeauflagen für Tage erteilen, an denen in Köln Großveranstaltungen sind. Álbers gibt sich positiv gestimmt, dass dies möglich sei, auch wenn dies in der Rechtssprechung an hohe Anforderungen geknüpft sei. Albers meint damit vor allem Taschendiebe, die etwa schon mehrfach in Erscheinung getreten sind. Sowohl Albers, wie auch Reker verwahrten sich dagegen die Straftaten in der Silvesternacht mit einer ethnischen Herkunft oder gar der Flüchtlingsfrage zu verknüpfen. Sie werde Versuche dies zu tun massiv unterbinden, erklärte Henriette Reker. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass unter den Tätern von Silvester Flüchtlinge aus Köln seien. Überhaupt scheinen, zumindest machten Albers und sein Einsatzleiter Temme den Eindruck, die Erkenntnisse zu den Tätern eher dürftig zu sein. Daher forderte Albers noch einmal die Bevölkerung oder Zeugen auf sich bei der Polizei zu melden, Straftaten anzuzeigen. Wer Videomaterial von Silvester rund um den Dom und Hauptbahnhof habe, den bittet die Polizei ihr dieses zur Verfügung zu stellen.

Geschehen noch einmal präzise dargestellt

Man habe derzeit 90 Strafanzeigen vorliegen. Darunter seien reine Diebstahldelikte, Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Delikte bei denen beide Straftaten zusammenkämen. Zwei Drittel der Opfer stammten nicht aus Köln. Die Polizei schilderte den Ablauf heute noch einmal so: Gegen 21:00 Uhr haben sich im Bereich der Domtreppe rund 400 bis 500 junge Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren aufgehalten. Sie hätten auffällig viel Alkohol getrunken und Pyrotechnik in die Menge auf dem Bahnhofsvorplatz geschossen. Diese Menge sei auf rund 1.000 Menschen angewachsen, fast nur Männer. Der Einsatzführer habe dann beschlossen die Treppe als vorbeugende polizeiliche Maßnahme zu räumen und zu sperren. Dies sei nicht einfach sondern schwierig gewesen. Daraufhin, gegen 0:00 Uhr hatte sich die große Gruppe in kleine Gruppen aufgeteilt. Man habe gegen 1:00 Uhr Morgens erste Hinweise auf die sexuellen Übergriffe bekommen. Daraufhin habe man alle zur Verfügung stehenden Kräfte am Hauptbahnhof zusammengezogen. Man habe gezielt Frauen die alleine unterwegs waren angesprochen und auf die Gefahr hingewiesen und sie teilweise begleitet. An der Tür zum Hauptbahnhof habe dann die Zuständigkeit der Landespolizei geendet und die Bundespolizei habe übernommen. 150 zusätzliche Beamte für ganz Köln hatte man, neben einem verstärkten Streifendienst in der Silvesternacht in Köln im Einsatz. Ganz klar stellten sowohl Polizeipräsident Albers, als auch Einsatzleiter Temme fest, dass man bereits in der Nacht von Vorfällen wusste.

„Die erste Auskunft war falsch“

Am Neujahrsmorgen informierte die Kölner Polizei dann die Öffentlichkeit. Allerdings mit einem Text, der in keinster Weise vermuten ließ, was wirklich am Hauptbahnhof passiert ist. Ganz im Gegenteil man verharmloste. [report-K berichtete] Wolfgang Albers erklärte heute, dass diese erste Auskunft falsch gewesen sei. Man habe die Informationen nicht zusammengeführt und daher sei die Information nicht in Ordnung gewesen. Albers: „Das war nicht korrekt“. Allerdings habe man, als die Dimension klar wurde sofort reagiert und einen Ermittlungsgruppe eingesetzt. Große Sorge macht der Kölner Polizei auch die vermehrten Hinweise darauf, dass Gruppen und Personen zur Selbstjustiz greifen wollen und etwa Altstadtspaziergänge ankündigen, um die Stadt zu säubern. Einsatzleiter Temme erklärte, dass diese der Polizei bekannt seien. Man werde gezielte Einsatzmaßnahmen ergreifen und eine stärkere Präsenz zeigen. Als Warnung sandte Temme aus, dass die Beamten sensibilisiert seien und eine niedrige Einschrittschwelle bei derartigen Delikten gelte.

„Keine unkontrollierten Orte in Köln“

Reker betonte, dass sie als Oberbürgermeisterin in Köln keine unkontrollierten Orte dulden werde. Den Karneval will die Oberbürgermeisterin besser und in vielen Sprachen und Medien erklären lassen. Dazu sei eine Öffentlichkeitskampagne geplant. Polizeipräsident Albers versprach, dass die stärkere Präsenz von Beamten in der Stadt und an neuralgischen Punkten aber nicht erst ab Straßenkarneval gelte, sondern auch schon an den kommenden Wochenenden, wenn viele Sitzungen in Köln stattfinden.

Autor: Andi Goral
Foto: Henriette Reker