Die Grafik zeigt die Unterschiede in den Kölner Inzidenzen deutlich.

Köln | Eine korrekte Interpretation der aktuellen Inzidenzen ist derzeit nahezu unmöglich. Durch die Nachmeldungen durch das Gesundheitsamt der Stadt Köln lag Anfang Dezember die tatsächliche Inzidenz an den einzelnen Tagen wesentlich höher als die für den Tag zunächst gemeldete Inzidenz. Die Zahlen unterscheiden sich signifikant.

Immer wieder werden Jubelmeldungen auf der Basis der 7-Tage-Inzidenz verfasst, die schonmal mit „Gute Nachrichten“ oder „Köln auf dem richtigen Weg“ oder auch negativ, die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Zahlen interpretieren und einordnen. Dabei stimmen die Zahlen zumindest in der ersten Dezemberwoche gar nicht und geben ein falsches Bild ab.

Die Erfassung der aktuellen Corona-Zahlen stellt vor dem Hintergrund der vierten Well Gesundheitsämter und Labore vor eine immer größere Herausforderung. In Köln, so der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes Dr. Nießen am vergangenen Freitag, waren 2.000 Fälle offen. Wie finden nun die offenen Fälle Eingang in die Statistik und wie werden diese erfasst?

Das RKI meldet eine deutlich geringere 7-Tage-Inzidenz für Köln als das LZG NRW

Das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG NRW) pflegt diese Zahlen korrekt für den Tag ein, an dem die Neuinfektion gemeldet werden muss, also auch mit einem deutlichen zeitlichen Verzug und addiert diese Neuinfizierten nicht einfach zum aktuellen Meldetag hinzu. Dies führt dazu, dass die 7-Tage-Inzidenz etwa in Köln in den vergangenen 7-Tagen zunächst viel niedriger angegeben wird, als sie tatsächlich ist. Das damit auftretende Problem ist, dass es dadurch zu Missinterpretationen über die aktuelle Infektionslage in der Öffentlichkeit kommt. Und der RKI-Wert – also der niedrigere Wert – als amtlicher Wert gilt, auf den sich auch die eingeleiteten Maßnahmen beziehen.

Im Klartext bedeutet dies, dass bei Überlastungen in Laboren und im Kölner Gesundheitsamt eine echte tagesaktuelle Interpretation der Corona-Zahlen – vor allem der Inzidenz – aktuell unmöglich ist. Dies erklärt allerdings noch nicht, warum das Robert Koch-Institut für den gestrigen Mittwoch, 8. Dezember für Köln eine 7-Tage-Inzidenz von 319 und das LZG NRW eine von 392 meldet.

Die sogenannte Datenpanne Ende November

Eine Sprecherin des LZG NRW widerspricht allerdings auch der Darstellung der Stadt Köln zur „Datenpanne“ Ende November. Schon in der Woche vom 20. November bis 26. November meldeten das LZG NRW und das RKI jeden einzelnen Tag komplett unterschiedliche Neuinfektionszahlen. Das RKI an einem Tag sogar eine Null. Da hieß es von den Behörden und auch der Stadt Köln Datenpanne. Ein Sprecher der Stadt Köln schrieb auf Anfrage dieser Internetzeitung: „Das Gesundheitsamt hat die Zahlen für Mittwoch und Donnerstag korrekt an das LZG übermittelt. Grund für die fehlerhafte Veröffentlichung der Zahlen war ein Softwarefehler beim LZG. Bei der Landesstelle ist während des Einlesens der Transportdateien eine Datei beschädigt worden, weshalb keine Fälle eingelesen werden konnten. Das LZG hat in Zusammenarbeit mit dem RKI die beschädigte Datei reparieren können.“ Welche Zahl die Stadt Köln gemeldet hatte, sagt der Stadtsprecher nicht, sondern verwies auf die Zahlen des LZG NRW.

Das LZG NRW widerspricht und sagt Ende November hätte die Stadt Köln mehrfach invalide Daten geliefert und die Probleme seien so groß gewesen, dass die Stadt Köln sich mit dem Softwareproduzenten RKI in Verbindung gesetzt habe. Denn die Kölner Daten konnten aufgrund der fehlerhaften Kölner Dateien beim LZG NRW nicht eingelesen werden. Das klingt auch plausibel, denn die Datengrundlage schaffen die kreisfreien Städte wie Köln selbst, denn ihre Gesundheitsämter melden die Daten an das LZG NRW und von dort geht es weiter ans RKI.