Von Christoph Mohr
1965 besuchte Königin Elisabeth II als erstes britisches Staatsoberhaupt nach dem 2. Weltkrieg die junge Bundesrepublik. Und Köln war auf den Straßen und ließ Konfetti regnen.
Es sieht aus wie eine Photostrecke, die die people press noch heute liebt, und war doch ein hochpolitischer Akt: Als (die damals noch junge) Königin Elisabeth II 1965 als erstes britisches Staatsoberhaupt nach dem 2. Weltkrieg (die Bundesrepublik) Deutschland besuchte, war der Krieg, mit dem Nazi-Deutschland halb Europa und auch Großbritannien überzogen hatte, noch jedermann präsent. Und die Deutschen ein mit Argwohn betrachtetes Volk.
Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle hatte 1962 erstmals Deutschland besucht, ein Jahr später kam der junge US-amerikanische John F. Kennedy, wo er mit dem Satz „Ich bin ein Berliner“ zur Legende wurde.
Aber nichts kam wohl für die meisten Deutschen einem Besuch der britischen Königin gleich, deren Krönung ein Jahrzehnt zuvor (1953) weltweit seinerzeit unvorstellbare 100 Millionen Menschen am Fernsehapparat verfolgt hatten.
Für die Bundesrepublik der Adenauer-Jahre war dies der „längste und teuerste Besuch aller Zeiten“; ein Jahr sind in die minutiöse Vorbereitung gegangen. Staatsbesuche waren noch Staatsbesuche, d.h. mehrtägige Besuche mit zahlreichen Auftritten in verschiedenen Städten.
11 Tage blieb die Queen in der Bundesrepublik, davon 3 Tage in Nordrhein-Westfalen. Hauptziel: Bilder der Versöhnung der Kriegsgegner Deutschland und Großbritannien. 50 Stunden berichtete allein das Fernsehen live.
Da die provisorische Bundeshauptstadt Bonn keine geeignete Bühne für eine Medieninszenierung darstellte, bereiste die Queen nach einem zweitägigen Aufenthalt auf Schloss Petersberg bei Bonn Westdeutschland und Berlin in einem eigens umgebauten Zug. Legendär der Staatsempfang, den die Queen auf Schloss Augustusburg, einst die Lieblingsresidenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August, gab. 2500 Gäste, 150 Dinner-Gäste und eigens aus London eingeflogenes Porzellan und Tafelsilber. Wichtiges Thema für die Presse: Wie macht man einen Hofknicks?
Nach einer Schleife in Süddeutschland besuchte die Queen dann am 8. Tag des Staatsbesuches (25. Mai 1965) Köln. Im halboffenen Mercedes-Benz und begleitet von einer Motorradstaffel in weißer Paradeuniform fuhr sie mit Oberbürgermeister Theo Burauen im vollen Ornat durch die Stadt. 200.000 Kölner säumten die Straßenränder, außerdem hatte es schulfrei gegeben. An den Wunsch des Protokolls hielten sich die Kölner dabei nicht: Aus den Fenstern regnete es, wie schon beim Besuch von US-Präsident John F. Kennedy, Konfetti. Die Queen soll sich danach sehr positiv über den freudigen Empfang der Kölner geäußert haben.
Im Rathaus schrieb sie sich in das Goldene Buch ein, der Oberbürgermeister hielt eine kurze Ansprache, in der auch seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass der königliche Besuch den Frieden und der Freundschaft zwischen dem britischen und dem deutschen Volk fördern und besiegeln möge. Das Kölner Stadtoberhaupt, so ist überliefert, versuchte hierbei auch eine etwas gewagte historischen Parallele: Mit dem römischen Kaiser Claudius habe ja Großbritannien als ehemalige römische Provinz Britannia den gleichen Gründer wie Colonia, dem Claudius im Jahre 50 n. Chr. die Stadtrechte verlieh.
Begrüßt von Kardinal-Erzbischof Josef Frings besuchte die Queen danach den Kölner Dom; von dem Besuch gibt es keine Photo- oder Filmaufnahmen. Die kurze Wegstrecke vom Dom zum Kölner Hauptbahnhof legten Queen und Begleitung dann zu Fuß zurück. Was die begleitende Presse besonders vermerkte: Der Himmel hatte ein Einsehen, es regnete nicht (mehr).
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Wer mehr wissen will über die Queen in Köln:
Der Originalbericht des WDR aus dem Jahr 1965 ist in der ARD Mediathek verfügbar:
Der WDR produzierte 2015 ein Filmfeature
„Der Jahrhundertbesuch: Die Königin in Deutschland“
Die Bundesregierung hat auf ihrer Website Originalphotos verschiedener Staatsbesuche der Queen in Deutschland versammelt:
