Dormagen|Die NRW-Landesregierung hat mit ihrem gerade eingeschlagenen Sonderweg im Umgang mit jungen Straftätern einen schweren Rückschlag erlitten: Wie erst am Donnerstag bekannt wurde, sind bereits im August drei jugendliche Intensivtäter im Alter von 16 und 17 Jahren aus einem spezialisierten Jugendhilfezentrum in Dormagen getürmt.

Die Jugendlichen waren wegen schwerer Gewalt- und Diebstahldelikte zu Jugendhaft verurteilt worden, durften diese jedoch im rot-grünen Modellprojekt „Jugendstrafvollzug in freien Formen“ verbüßen.
Mit „neuen Wegen“ im Umgang mit jugendlichen Straftätern wollte Kutschaty die hohen Rückfallquoten von rund 60 Prozent senken. Das Dormagener Modell, das trotzdem weiterhin laufen soll, gilt als Test für eine landesweite Reform. In NRW sitzen zurzeit rund 1.800 junge Straftäter im Alter von 14 bis 21 Jahren im Gefängnis.
Politisch brisant ist die Flucht des Intensivtäter-Trios vor allem, weil Kutschaty sein Modellprojekt unter das Leitmotto „Kein Kind zurücklassen“ von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gestellt hatte. Die Opposition im Landtag sah den Ansatz „Bessern statt Strafen“ von Beginn an kritisch, warnte den Justizminister vor einer zu laxen „Kuschelpädagogik“.

Autor: dts