Rainer Maria Woelki. Foto: Bopp

Köln | aktualisiert | Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gerät erneut bundesweit in die Schlagzeilen. So berichtet das Portal „katholisch.de“ von drei Priestern, die Strafanzeige gegen Kardinal Woelki erstatteten. Die Anzeige läge dem Portal vor, das in der Causa auch den Kardinal zitiert.

Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren eröffnet habe. Das Erzbistum erklärte am heutigen Montag, dass die Staatsanwaltschaft kein Verfahren eröffnet habe, sondern lediglich eine Eingangsbestätigung der Anzeige versandt habe. Drei Priester hatten Anzeige gegen den Kardinal gestellt. Sie werfen dem Kardinal vor, eine eidesstaatliche Versicherung falsch abgegeben zu haben.  Die drei Priester stammen nicht aus der Kölner Diözese. Es geht um den Fall des Priesters Pilz. Woelki erklärte gegenüber dem Landgericht Köln an Eides statt erst in der vierten Juniwoche 2022 durch das Erzbistum Köln mit dem Fall befasst worden zu sein. Medien berichteten dann, dass das Büro des Kardinals bereits vor diesem Zeitraum eine Einladung an einen der Betroffenen versandt hatte. Das Erzbistum spricht davon, dass Woelki zum Zeitpunkt des Versandes des Schreibens nicht mit dem Fall befasst gewesen sei.

Der „Deutschlandfunk“ und die Beilage „Christ und Welt“ in der „Zeit“ berichteten über den Fall. Der Mann lebte als Ikonenmaler in der von Winfried Pilz geleiteten Bildungsstätte Haus Altenberg. Bereits im Jahr 1988 soll der Mann gegenüber dem damaligen Weihbischof Josef Plöger von der Vergewaltigung durch Pilz berichtet haben. Für den Priester kam es zu keinen Konsequenzen. 2012 wurde Priester Pilz durch den damaligen Personalchef und heutigen Weihbischof Ansgar Puff und einer Mitarbeiterin befragt. Pilz erhielt die Auflage sich nicht Situationen auszusetzen, in denen Minderjährige seinem Einfluss ausgesetzt sind. Ende Juni dieses Jahres informierte das Erzbistum Köln über den Fall Pilz.

In einer Mitteilung an die Öffentlichkeit schreiben die drei Priester, die Anzeige erstatteten: „Wie viele andere Kirchenmitglieder haben wir kein Vertrauen mehr in Erklärungen der erzbischöflichen Pressestelle oder der vom Kardinal beauftragten Anwälte.“ Neben einer juristischen Aufarbeitung frage die Priester zudem nach der moralischen Verantwortung: „Wer soll einer Kirche, die sich mit ihren Amtsträgern hinter Eidesstattlichen Erklärungen, Medienberatern und Rechtsanwälten verschanzt und nur noch um den eigenen Machterhalt besorgt scheint, überhaupt noch vertrauen?“ Die Priester verstehen ihre Anzeige als eine Art Weckruf, denn sie vermissten von den Bischöfen in Deutschland eine Stellungnahme zu den Vorgängen der vergangenen Wochen.

Das Erzbistum Köln und dessen Pressestelle nannten gegenüber dem Portal „katholisch.de“ die Vorwürfe einer falschen eidesstaatlichen Versicherung des Kardinals als „geradezu absurd“. Kardinal Rainer Maria Woelki hält daran fest, dass die von ihm abgegebene eidesstaatliche Versicherung richtig sei. Das Erzbistum verweist darauf, dass eine persönliche Referentin des Kardinals den Brief ohne Rücksprache oder Befassung von und mit Woelki versandt habe, obwohl der Brief diese Formulierung enthielt: „der Herr Kardinal bat mich bei Ihnen anzufragen“.

Absagen beim Diözesanpastoralrat

Am 5. September traf sich der Diözesanpastoralrat zu einer Sitzung in Düsseldorf. Das pastorale Beratungsgremium des Erzbistums war nicht beschlussfähig. „Spiegel Online“ berichtet, dass 50 von 72 Mitgliedern die Sitzung boykottierten. Das stellte Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki zu Beginn der Sitzung fest. Sie sei aufgrund der eingegangenen Absagen absehbar gewesen. Generalvikar Assmann bedauerte die Absagen. Der Generalvikar und der Kardinal wollten im Dialog bleiben und hätten sich bewusst entschieden, den Anwesenden zum persönlichen Austausch zur Verfügung zu stehen. In dem schriftlichen Statement zu der Sitzung des Gremiums der Pressestelle des Erzbistums heißt es: „Unter der Moderation von Eberhard Stahl entwickelte sich ein sehr engagiertes Gespräch zwischen Kardinal Woelki und den 22 Anwesenden, das von persönlicher Offenheit und großer Intensität geprägt war. Auch wenn viele Fragen offenblieben, zeigten sich die Teilnehmenden zufrieden über den Verlauf des Abends.“

„Spiegel Online“ berichtet heute über die Atmosphäre im Gremium und dass Mitglieder aussagen, dass der Kardinal sich von seinem Beratungsgremium gar nicht beraten lassen wolle. Das Beratungsgremium habe schon im Sommer 2021 Woelki gegenüber das Misstrauen ausgesprochen, zitiert „Spiegel Online“ den Priester und Schulseelsorger Dirk Peters, der dort auch erklärt, dass nach Woelkis „geistlicher Auszeit“ alles noch viel schlimmer geworden sei.

red01