Düsseldorf | Deutschlands größter Energieversorger E.on will sein Endkundengeschäft in Deutschland deutlich zurückfahren. Der Energiekonzern kündigte heute an, er wolle rund ein Viertel seines Regionalversorgungsgeschäfts in Deutschland abgeben.

Auf der Verkaufsliste stehen die Regionalversorger E.on Mitte, E.on Thüringer Energie und E.on Westfalen Weser. Sie haben zusammen mehr als drei Millionen Kunden. Bislang betreibt E.on die Tochterunternehmen zusammen mit Kommunen und Landkreisen der jeweiligen Region – hält aber stets die Mehrheit. Der Konzern werde Gespräche mit den jeweiligen kommunalen Partnern über eine Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse aufnehmen, kündigte das Unternehmen an. Bei E.on Westfalen Weser haben die Verhandlungen über eine vollständige Rekommunalisierung bereits begonnen.

Hintergrund der Entscheidung sind E.on zufolge die Herausforderungen durch die Energiewende. E.on wolle auch im Regionalversorgungsgeschäft aktiv am Umbau der deutschen Energieversorgung mitarbeiten. „Dazu müssen wir aber unsere finanziellen Ressourcen stärker konzentrieren“, sagte der für das Netzgeschäft in Deutschland verantwortliche Manager Thomas König. Der Düsseldorfer Stromriese will die eigenen Aktivitäten künftig auf seine vier größten Regionalversorger E.on Bayern, E.on Avacon (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt), E.on Edis (Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern) und E.on Hanse (Hamburg/Schleswig-Holstein) konzentrieren. „Sie bilden einen schlagkräftigen Verbund, der insbesondere mit einem beschleunigten Ausbau der Netze und der dezentralen Erzeugung die Umsetzung der Energiewende in den Regionen aktiv gestalten wird“, erklärte das Unternehmen.

Die Verkaufspläne von E.on betreffen mehr als drei Millionen Verbraucher zwischen Thüringen und Hessen. Allein E.on Mitte versorgt in Hessen und angrenzenden Regionen rund 1,5 Millionen Kunden, E.on Westfalen Weser beliefert 1,2 Millionen Verbraucher. E.on Thüringer Energie kommt auf rund 600.000 Kunden in Thüringen und Sachsen. E.on hatte zuletzt massiv unter dem Atomausstieg in Deutschland gelitten. Im vergangenen Jahr musste der Konzern mit einem Fehlbetrag von 2,2 Milliarden Euro erstmals in der Firmengeschichte einen Verlust ausweisen. Um den Schuldenberg des Konzerns abzubauen und Spielraum für Expansion in Wachstumsfelder zu gewinnen, will sich der Konzern bis Ende 2013 von Konzernteilen im Wert von rund 15 Milliarden Euro trennen. Erst vor wenigen Wochen hatte der Konzern den Verkauf seines deutschen Ferngasnetzes an ein Konsortium um die australische Bank Macquarie bekanntgegeben.

Autor: Erich Reimann | dapd