Blick in die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten von Gideon Rubin. Foto: Bopp

Köln | Ein Besuch bei der Galerie Karsten Greve an der Drususgasse. Seit mehr als fünf Jahrzehnten widmet Karsten Greve als Kunsthändler, Verleger und Galerist sein Leben der Kunst. Schon als 23-jähriger Student erwarb der Kölner mit Arbeiten unter anderem von Joseph Beuys, Lucio Fontana und Yves Klein die ersten Werke für seine umfangreiche Sammlung.

Zu den Glanzstücken gehört ein 1956 erworbenes Gemälde von Cy Twombly. Als wichtigsten deutschen Künstler nach 1940 sieht er Wols, von dem es nicht mehr als 90 Bilder gibt, darunter 70 in Museen. Einige der Werke befinden sich in der Privatwohnung des Galeristen. Seine Sammlung umfasst Kunst aus den vergangenen 700 Jahren mit Zeichnungen und Gemälden unter anderem von Giorgio Morandi, Max Liebermann und Lovis Corinth.

Die Kölner Galerie wurde 1972 gegründet

Seine Arbeit begann Greve zunächst als Kunsthändler und Verleger in der eigenen Wohnung. Später gründete er mit dem Künstler Rolf Möllenhoff eine Galerie, die er seit 1972 unter dem eigenen Namen in Köln betreibt. Der erste Standort war dort die Lindenstraße. Heute befindet sich die Galerie in den Räumen, wo früher Auktionator Van Ham den Hammer an der Drususgasse sinken ließ. Seit 1989 gibt es eine Dependance in Paris und seit 1999 in St. Moritz.

Mit seiner Galerie und den von ihm vertretenen mehr als 30 Künstlern ist Karsten Greve regelmäßig auf den großen Kunstmessen wie der Art Cologne, der Art Basel, der „Paris+“ und der Tefaf in Maastricht vertreten. Zum engeren Künstlerkreis des Hauses gehören Louise Bourgeois, Cy Twombly, Jannis Kounellis oder John Chamberlain. Der Schwerpunkt der Galerie liegt auf der Avantgarde der Nachkriegszeit.

Der Galerist Karsten Greve hat schon als 23-jähriger Student die ersten Werke für seine Sammlung erworben. Foto: JJM Sother/Galerie Karsten Greve

In Deutschland und Frankreich wirkt Greve darüber hinaus auch als Mäzen, indem der dem Kölner Museum Ludwig Skulpturen von Lucio Fontana und dem Museum für angewandte Kunst (Makk) eine Chaiselongue von Pierre Chareau als Schenkung überließ. Die Galerie versteht sich Vermittlerin künstlerischer Positionen und Berater für Privatsammler sowie öffentliche Institutionen.

Noch bis zum 12. November läuft in der Kölner Galerie mit ihren großen, museal anmutenden Räumlichkeiten, die sich über mehrere Etagen verteilen, unter dem Titel „Looking Away“ eine Ausstellung mit neuen Werken von Gideon Rubin. Der in Tel Aviv geborene Künstler lebt und arbeitet in London. Insgesamt sind 25 Arbeiten in Öl auf Naturleinen zu sehen.

Die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten von Gideon Rubin

Im Mittelpunkt stehen zwei Serien mit jeweils zehn Werken, die jeweils in verschiedenen Formaten das gleiche Motiv zeigen: die Rückenansicht einer jungen Frau in einem lila Kleid und eines jungen Mannes im blauen Hemd. Die Figuren haben den Blick vom Betrachter abgewandt und lassen so die romantische Rückenfigur in Rubins neuen Arbeiten wieder aufleben. Bei den anderen Gemälden werden Figuren wie ein Golfspieler frontal gezeigt, das Gesicht ist aber dabei nicht erkennbar.

Die Werke von Gideon Rubin sind inspiriert von alten Fotografien und Familienalben, die er auf Flohmärkten findet. Dazu kommen Abbildungen aus Tageszeitungen und Magazinen. Die Komplexität historischer Figurentrends, Prominentenfotos, Pornografie ebenso wie Gemälde Alter Meister rücken bei Rubin in den Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses. Ihnen allen gemeinsam ist, dass identifizierende Details und Gesichtszüge verwischt und damit ausgelöscht werden.

Im Untergeschoss der Galerie sind zudem aktuell Werke, darunter Porzellanarbeiten und abstrakte Gemälde, des Bildhauers und Malers Norbert Prangenberg sowie eine Skulptur und mehrere Gemälde auf Jute der in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlerin Leiko Ikemura zu sehen, die einen Querschnitt ihrer Schaffensphase von 2013 bis 2021 darstellen.

Ab dem 18. November werden Gemälde von Lovis Corinth gezeigt

Am 18. November beginnt in der Galerie Karsten Greve die nächste neue Ausstellung mit Gemälden von Lovis Corinth, die größtenteils aus der Privatsammlung des Galeristen stammen. Es sind 15 Werke aus den späten Schaffensjahren des Künstlers zwischen 1915 und 1925. Gezeigt werden Landschaften und Selbstporträts genauso wie florale Stillleben. Einige der Werke waren mit dem Verdacht der Raubkunst in der NS-Zeit belastet, konnten aber erfolgreich restituiert werden und kamen nach der Einigung mit den früheren Besitzerfamilien über Auktionen auf den Kunstmarkt.

Für das erste Quartal ist zudem eine Schau zum deutschen Künstler Wols geplant. Alfred Otto Wolfgang Schulze, der sich „Wols“ nannte, gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern seit 1940. Die Einzelausstellung ist nach 25 Jahren die zweite in der Kölner Galerie. Gezeigt werden neben zwei Leihgaben ausschließlich Werke aus der Sammlung von Karsten Greve.

Service: Galerie Karsten Greve, Drususgasse 1-5, Köln, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18.30, Sa 10-18 Uhr

www.galerie-karsten-greve.de