Der botanische Garten aus metallischen Stoffen ist ein Projekt in dem Takashi Mitsui sich mit industrieller Realität und Ökologie auseinandersetzt. Der Garten der in Zusammenarbeit mit den Menschen des, wie Kölns Sozialdezernentin es liebevoll nennt sozialen Biotops, enstehen soll wird von einer kleinen Lore mit Videokamera durchfahren. Die so produzierten Bilder werden dann in einen anderen Raum projeziert und mit industriellen und ökologischen Videos und Bildern die Takashi Mitsui in Köln und Umgebung aufgenommen hat überlagert.

Takashi Mitsui ist in Tokio geboren. Nach einem Architekturstudium in Tokio und diversen Tätigkeiten als Künstler und Architekt, studierte er in Kunst an der Johannes Gutenberg Universität, bevor er an die Akademie nach Düsseldorf wechselte. Derzeit ist er als freischaffender Künstler in Köln tätig. Nicht der kommerzielle sondern der soziale Zweck stehe im Vordergrund seiner Arbeit, so der Künstler. Dennoch auch ein Künstler braucht Brot und so bewarb er sich auf 30 Stipendien in Deutschland und erhielt zunächst keines. Dafür aber Stipendien im skandinavischen Raum und in Tokio. Jetzt hat er gleich zwei, das Kölner Stipendium und ein Atelierstipendium des schleswig-holsteinischen Künstlerhauses Eckernförde.

Die Jury der neben Marlis Bredehorst auch Kölns Kulturdezernent Georg Quander angehört begründete ihre Wahl so: „Takashi Mitsui überzeugte die Jury zum einen durch seine bisherigen Arbeiten, die eine große konzeptionelle Dichte und experimentelle Vielfalt auzeichnen. Häufig setzt sich Mitsui in seiner Kunst mit menschlichen Wahrnehmungsphänomenen und der naturwissenschaftlichen Wechselwirkung von Bewegung und Stillstand ironisch auseinander. In der Vergangenheit hat die Interaktion mit dem öffentlichen Raum und seinen Bewohnern in Mitsuis Arbeiten eine sehr große Rolle gespielt. Dies bewertete die Jury als künstlerische Offenheit: eine wichtige Vorraussetzung für den künstlerischen Umgang mit den ortsspezifischen Strukturen am Lachemer Weg.“ Takashi Mitsui setzte sich gegen 36 Mitbewerber durch.

Marlis Bredehorst nannte den Lachemer Weg soziales Biotop. Denn dort leben Menschen mit Behinderungen, teilweise mit schweren Mehrfachbehinderungen zusammen, die Aids-Hilfe unterhält Wohnungen, Gehörlose haben dort ihr Zuhause und sind so Bredehorst ganz schön laut oder die Treberhilfe ist dort zu Hause. Nicola Dormagen, von der Stifterfamilie, freut sich das Künstler selbst in der Krise durch das Stipendium losgelöst von Alltagsproblemen frei ihrer Arbeit nachgehen können. Zum 15. Jubiläum regte Nicola Dormagen eine Dokumentation an, die zeigt wie die bisherigen Künstler das Stipendium mit inhaltlicher Substanz gefüllt haben. Das Stipendium ist mit 5.500 Euro dotiert, einem einmaligen Materialkostenzuschuss von 1.000 Euro, einer Appartementwohnung und einem Atelier auf dem Gelände. Zum Ende des Stipendiums gibt es eine Ausstellung.

Man darf gespannt sein, welch reichhaltigen Garten und Bilder Takashi Mitsui gemeinsam mit den Bewohnern des Geländes erschaffen wird. Marlis Bredehorst brachte das Zusammentreffen der Menschen und Kunst am Lachemer Weg auf den Punkt: „Was wäre eine Gesellschaft ohne Sozialzusammenhalt und Kunst.“

Infobox: Dr. Dormagen-Guffanti Stiftung
Mit seinem Testament vom 16.10.1883 vermachte Hubert Dormagen der Stadt Köln sein gesamtes Vermögen mit der Auflage eine Stiftung für behinderte Menschen zu gründen. 1903 – 27 Jahre nach Dormagens Tod wurde dann das sog. "Krüppelheim" am Lachemer Weg eröffnet. Das Testament von Anton Guffanti, der am 16.3.1904 verstarb, sah ebenfalls eine Stiftung für Menschen mit Behinderung vor. Guffanti befürwortete eine Zusammenlegung der Stiftungen. 1953 legte der Rat der Stadt Köln die Kuratorien der beiden Stiftungen zusammen. 1981 wurde der Stiftungszweck auf generelle Hilfe für behinderte Menschen ausgeweitet und konnte so flexibler auf die Anforderungen der Zeit reagieren. Das nun zum 14. Mal vergebene Kunststipendium basiert auf dem Wunsch von Nicola Dormagen, einer Angehörigen der Familie, den Gedanken des Hubert Dormagen wieder zum Leben zu erwecken und ein jährliches Kunststipendium zu vergeben.

Das Dr. Dormagen-Guffanti Stipendium
Das Stipendium wechselt jährlich die Kunststsparte, ist auf die Dauer von sechs Monaten angelegt und mit einer Zahlung von 6.620 Euro, einem kostenfreien Atelier inkl. Appartement sowie der Organisation einer Abschlussaustellung verbunden.

Die früheren Stipendiaten sind:
1997: Axel Höptner, Köln / Malerei
1998: Susanne Beuchner, Köln / Malerei
1999: Michael Toenges, Köln / Malerei
2000: Magdalena Drebber, Leipzig / Bildhauerei
2001: Judith Siegmund, Berlin / Video, Videoinstallation
2002: Ellen Kreusen, Köln / Malerei und Zeichnung
2003: André-Philip Lemke, Köln / Skulptur
2004: Cornelia Wruck, Frankfurt / Fotografie
2005: Annebarbe Kau, Köln / Skulptur, Installation
2006: Thorsten Kellermann, Köln / Video, Videoinstallation
2007: Ulrich Behr, Wachtberg-Arzberg / Zeichnung
2008: Andrea Bender, Düsseldorf / Malerei
2009: Ute Behrend, Köln / Fotografie


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