Köln | Die Sonne scheint in Ehrenfeld und die Menschen schlendern durch die Straßen. In den Straßenrestaurants sitzen Menschen, trinken, essen und lachen. Von zwei Meter Mindestabstand keine Rede. Aber auch nicht beim Einkaufen. Wer allerdings Supermärkte oder den Großhandel in Köln aufsucht, der erlebt leere Regale für Klopapier, Flüssigseifen oder Frischkäse. Die Stadt und das Land will die Maßnahmen verstärken um die Ansteckung mit dem Coronavirus zu verlangsamen. Die aktuellen Maßnahmen und angekündigten Schließungen.


Ein Regal in dem normalerweise Flüssigseife dargeboten wird.

Flanieren in Zeiten des Coronavirus

Es sind die Jungen und unter 40-Jährigen, die in Ehrenfeld flanieren und Drinks zu sich nehmen. Ob Sie zu denen gehören, die im Netz Witze darüber reißen, dass nur alte Weiße Männer oder die Alten sterben, sei dahingestellt. Sie halten sich und das zeigen sie deutlich für unverwundbar. Auch in den sozialen Netzwerken ziehen sie ständig Parallelen zur Grippewelle und das man sich nicht so haben solle. Auch beim Einkaufen. Zwar hamstern auch junge Menschen Pesto-Soßen und Spaghettti, aber an der Kasse, selbst wenn alte weiße Frauen und Männer vor ihnen stehen, halten sie die zwei Meter Sicherheitsabstand noch nicht ein. Ein wenig rücksichtslos und selbstverliebt. Und dann gibt es die, die sich solidarisch zeigen Aushänge machen, ihre Hilfe anbieten oder auf Facebook solidarische Gruppen organisieren. Wobei auch da, wichtig ist die Hygieneregeln einzuhalten, um vor lauter sozialem Übereifer nicht die, die man supporten will, anzustecken. Die Regale in vielen Supermärkten und auch im Goßhandel sind wie leergefegt: Kein Klopapier, keine Flüssigseifen mehr, kein Frischkäse, keine Spätzle, keine Wurst und wenig Milch. Auffällig ist, dass vor allem die Bioprodukte ausverkauft sind.


Dort wo jetzt nur noch leere Europaletten stehen lagert normalerweise in diesem Großhandel Klopapier.

Die Maßnahmen der Stadt und des Landes

Heute Vormittag waren im Land NRW bestätigt 2.439 Menschen infiziert und in Köln gegen 14 Uhr 296 Coronavirus-Fälle bestätigt. Die Landesminister appellierten noch einmal intensiv an die Bevölkerung so wenig wie mögliche soziale Kontakte wahrzunehmen und auch Gruppenbildungen zu vermeiden. Dies gelte auch und gerade für Kinder und Jugendliche, die jetzt wegen der Schulschließungen zu Hause seien. Gesundheitsminister Laumann lehnte eine Schließung von Kinderspielplätzen ab. Wer heute Nachmittag am Inneren Grüngürtel an der Vogelsanger Straße in Köln vorbeikam, der stellte fest, dass diese Appelle nicht ankommen. Der Spielplatz war overcrowded. Das Land NRW weiß nicht, wie viele Menschen wieder genesen sind. Laumann will hier das Gesundheitswesen nicht mit zusätzlicher Statistik belasten. Minister Stamp appellierte zudem an die Eltern die Kinder nicht zu den Großeltern zu geben.

Weitere Maßnahmen und Schließungen in Köln

Nach dem Sonnensonntag und einem vollen Kölner Zoo wird dieser jetzt ab Dienstag geschlossen. Zudem sind in Köln ab dem morgigen Dienstag alle Restaurants, Bars und Gaststätten geschlossen. In Köln-Mülheim wurden heute rund 50.000 Atemschutzmasken aus dem Logistikzentrum der Kliniken der Stadt Köln entwendet. Der Diebstahl, so die Kölner Polizei, sei heute Morgen von einer Mitarbeiterin bemerkt worden. Die Bestände, die noch vorhanden sind, sollen jetzt geschützt werden. Die Polizei sucht nach den Tätern. Allerdings fiel den Mitarbeitern der städtischen Kliniken der Diebstahl mehr als einen Monat lang, inmitten der sich abzeichnenden Corona-Krise, nicht auf. Denn die Polizei schreibt: „Der Tatzeitraum liegt zwischen Donnerstag (13. Februar) und dem heutigen Morgen. „

Diese Einrichtungen schließen ihren Publikumsverkehr

Die Kölner Industrie- und Handelskammer schließt ihren gesamten Publikumsverkehr und das Haupthaus, die Geschäftsstellen und die Bildungszentren. Auch das Rheinisch-Westfälische-Wirtschaftsarchiv und die Wirtschaftsbibliothek der IHK Köln werden geschlossen. Die IHK will aber – auch durch Home Office – ihre Beratungsleistungen weiter anbieten.

Die Kölner Rheinenergie schließt mit sofortiger Wirkung ihre Kundenzentren in Ehrenfeld, Deutz, Hürth, Pulheim, Frechen, Rösrath und Wachtberg. Kundinnen und Kunden erreichen das Unternehmen weiterhin telefonisch von Montag bis Freitag von 7:00 bis 20:00 Uhr sowie Samstag von 9:00 bis 20:00 Uhr unter der Telefonnummer 0221 34645-300. Per E-Mail ist der Kundenservice der RheinEnergie unter service@rheinenergie.com zu erreichen.

Ab Morgen sind auch die Kundenzentren der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) zum Teil geschlossen. Offen bleiben die besonders geschützten Kundenzentren am Neumarkt, Dom und Ebertplatz.

Die Kölner Gerichte und die Corona-Krise

Heute äußerten sich auch die Kölner Gerichte zur Corona-Situation. Der Publikumsverkehr soll soweit möglich eingeschränkt werden. Das Gebäude soll nur dann aufgesucht werden, bei Teilnahme an einem Gerichtsverfahren. Die Gerichtskantine bleibt für externe Besucher geschlossen. Anträge sollen nicht persönlich überbracht, sondern per Post eingereicht werden. Die Gerichtsverfahren sollen allerdings öffentlich bleiben. Allerdings behält sich das Gericht das Recht vor die Besucherzahl zu beschränken.

Zu den Gerichtsverfahren: „Ob und wann Gerichtstermine stattfinden, entscheiden die Richterinnen und Richter in Ausübung ihrer richterlichen Unabhängigkeit. Dabei wä-gen sie auch bisher schon u.a. die Eilbedürftigkeit der Sache und die organisatorischen Möglichkeiten des Gerichts ab. Gerichtsverhandlun-gen in weniger eilbedürftigen Verfahren wurden und werden in vielen Fällen vorerst vertagt. Maßgeblich ist die Entscheidung im jeweiligen Einzelfall, die sich auch an den örtlichen Gegebenheiten orientiert.Bitte informieren Sie sich in Zweifelsfällen auf den Webseiten der Gerichte.“ In Zivilprozessverfahren können Streitverfahren schriftlich abgewickelt werden. Zudem sollen einige Verfahren mit Hilfe von Videotechnik durchgeführt werden.

Autor: Von Redaktion
Foto: Ein Montag als gäbe es kein Coronavirus