Köln/Gummersbach | Die Idee zum Longboard hatten in den 70er Jahren Surfer. Sie schraubten sich einfach Rollen unter ihre Bretter, um bei schlechtem Wellengang keine Langweile aufkommen zu lassen. Später wurden die Geräte immer weiterentwickelt und wurden zur bis zu 1.50 Meter langen Version der Skateboards. Bis diese Sportgeräte auch in Deutschland ankamen, hat es eine Weile gedauert. Inzwischen sind sie auf hiesigen Straßen voll angesagt. Vor allem Köln gilt als die Metropole der Longboards. Dort verabredet man sich für Rheinrunden oder fährt mit dem Zug ins Bergische Land, um von Wipperführt über Remscheid, Burscheid und Leverkusen auf alten Bahntrassen zurück bergab nach Köln zu rollen.

Für Christian Noss, Professor der TH Köln an der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften, gehören Skaterboards seit jeher zum Leben dazu. Schon als Kind ist der heutige Experte für Webdesign und -development mit dem rollenden Brett unterwegs. Später als Jugendlicher nutzt er jede freie Minute, um zu skaten. „Am besten macht man das in der Gruppe, da kann man zeigen, was man selbst drauf hat, und kann sich das abgucken, was die anderen können.“ Bis zu Beginn seines Studiums ist der gebürtige Gummersbacher ständig mit der kurzen Version des Skateboards als Freestyler unterwegs.

„Als Student hat es mich genervt, dass ich immer weniger Zeit für das Skaten hatte, und so habe ich mir weiche Rollen unter das kurze Brett geschraubt und es genutzt, um von A nach B zu kommen. Longboards waren hier damals kaum bekannt“, sagt der 43-Jährige. Aus den USA bestellt sich Noss ein Longboard, als er von Essen als Professor zurück auf den Campus der TH Köln nach Gummersbach kommt. „Dummerweise hatte ich mir genau in dieser Zeit beim Fußball den Fuß zerschmettert und musste erst acht Wochen warten, bevor ich das Brett ausprobieren konnte.“

Dann ist der Wissenschaftler, der zwischen der TH und seinen Essener Designbüro hin und her pendelt, total begeistert: „Ich bin im Winter aktiver Snowboarder und das Fahren mit dem Longboard erinnerte mich total an den Spaß im Schnee. Bald entdeckt er das Sliden für sich und braucht nun noch gute Strecken, auf denen man mit den langen Brettern Abfahrten absolvieren kann. „Hier in der Region gibt es viele solcher Abfahrten. Oft bin ich mit dem Motorrad unterwegs, um nach guten Strecken zu suchen. Der Belag muss gut sein und all zu viel Autos sollten nicht unterwegs sein.“ Auf Google Maps hat der Kommunikationsdesigner alle Strecken verzeichnet, die sich im Bergischen Land lohnen.

Inzwischen hat er mit anderen Mitarbeitern und Studenten sogar eine Longboard-Gruppe des Kölner Hochschulsport gegründet. „Auf der Suche nach den besten Aufstiegs- und Abfahrtslängen bin ich auf Metablon gestoßen, eine ehemalige Mülldeponie. Dort ist man mit einer Treppe schnell oben und dann eine lange Abfahrt vor sich.“

Die erste ist allerdings nach wenigen Metern zu Ende. Der Werkschutz stoppt den Professor und sein Longboard. Aber schafft er es dann doch, grünes Licht zu bekommen. Dafür richtet Noss beim Hochschulsport den Kurs „Longboard Freeride“ ein und trifft sich seitdem regelmäßig sonntags mit bis zu zehn Gleichgesinnten. Beim Kurs können wegen des Versicherungsschutzes nur Studenten oder Mitarbeiter der Kölner Unis mitmachen.

Ab 200 Euro gibt es die Longboards, für ein gutes muss man 350 Euro hinblättern. „Manche Anfänger sind schon nach einem halben Jahr ziemlich fit, bei anderen dauert es etwas länger. Es hängt auch davon ab, ob man das Longboard einfach als Verkehrsmitteln nutzen will oder ob man beispielsweise mit hoher Geschwindigkeit sicher einen Berg hinunterfahren will“, sagt Noss, der selbst etwa ein Dutzend Longboards besitzt, und der immer ein Exemplar im Kofferraum hat, wenn er mit dem Auto unterwegs ist. Wichtig sind zudem Knie- und Ellebogen-Schoner sowie ein Helm. Auf öffentlichen Straße herrscht für Longboards übrigens Gehwegpflicht. Die Bretter können bei Abfahrten Geschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometer erreichen.

Autor: Stephan Eppinger | Foto: Costa Belibasakis/TH Köln