Köln |  Wie eine neue Stadtmauer legt sich der Eisenbahnring im Rechtsrheinischen rund um die Kölner Neustadt, durchbrochen von zahlreichen Brücken wie etwa an der Zülpicher Straße. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz fordert, die stählernen Brücken unter Denkmalschutz zu stellen und besser zu pflegen.

Stadttore mit Stahl-Charme

Wie Stadttore bilden die Eisenbahnbrücken rund um die Kölner Neustadt eine Stadtmauer mit zahlreichen Durchlässen. Die meisten Brücken-Bauwerke entstanden zwischen 1883 und 1900 im Zuge der Neugestaltung der Kölner Neustadt. Weil sie nach und nach gebaut wurden, weist jede Brücke ihren ganz eigenen Charakter auf. Und nicht nur das: Einzelne Bauwerke sind auch in sich unterschiedlich gebaut. Dazu gehört etwa die Eisenbahnbrücke über die Zülpicher Straße. Dort sind etwa vier der sechs Einzelbrücken als Fachwerkträger ausgebildet. Deren unterer Balken steigt zur Mitte bogenförmig an. Die beiden innerstädtischen Brücken bestehen dagegen aus gebogenen Doppel-T-Trägern. Eine weitere Besonderheit: Während die Pfeiler stadtauswärts aus hellem Sandstein errichtet wurden, sind die innerstädtischen aus Bruchstein gebildet.

Kann die Brücke noch gerettet werden?

Die Brücke soll, so plant es die Deutsche Bahn, in den kommenden Jahren abgerissen und erneuert werden. Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat daher bei der Stadt beantragt, sechs der bestehenden Kölner Eisenbahnbrücken in die Denkmalliste der Stadt einzutragen. Bis vor etwa fünf Jahren war dafür die Bezirksregierung Köln zuständig. Mit der Privatisierung der Bahn liegt der Denkmalschutz nun bei der Stadt selbst. Auch wenn die Brücken unter Denkmalschutz gestellt werden, könnte die Verkehrssituation etwa an der Zülpicher Straße verbessert werden. Dies beteuerte heute der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Denkbar sei es etwa, die Haltestellen der KVB-Linie 9 ein paar Meter stadtauswärts zu verlegen. Derzeit befindet sich die Haltestelle „Dasselstr./ Bahnhof Süd“ direkt unter der Brücke. Dadurch kommt es mit dem Rad- und Autoverkehr zu kurzfristigen Stauungen. Als Alternative könnte die Zülpicher Straße auch für den Autoverkehr gesperrt werden. Derzeit würde die Straße täglich von nur rund 7.000 Autos befahren. Zugleich zähle die Stadt täglich 8.000 Radfahrer.

Bei beiden Varianten müsste die Brücke nicht abgerissen werden, sondern könnte als historisches Denkmal erhalten werden. Die Brücken, der so Rheinische Verein, gehörten zum Bild der Kölner Neustadt. Zugleich seien sie Denkmäler der Kölner Industrie- und Stahlbaugeschichte. Damit sie als solche auch wahrgenommen werden könnten, müssten sie jedoch eine Bessere Pflege als derzeit erhalten. So fordert der Verein, das Aussehen der Brücke durch Reinigung, Reparatur und regelmäßige Pflege nachhaltig zu verbessern. Etwa solle jegliche Werbung von den Brückenpfeilern entfernt werden. Denkbar sei es zudem, die Brücke etwa durch eine nächtliche Beleuchtung als Denkmal hervorzuheben. Darüber hinaus appelliert der Verein an die Stadt, eine systematische Erforschung und Dokumentation der Kölner Brücken in Auftrag zu geben.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Historische Eisenbahnbrücke über der Zülpicher Straße