Köln | aktualisiert | Ob Heumarkt, Altermarkt, bei den Roten Funken im Hotel Maritim, den kleinen Erdmännchen im Gürzenich, Südstadt oder Kwartier Lateng – es ist Elfter im Elften und es ist rappelvoll. Bären, Elfen, Märchenfiguren, Indianer, Avatare, Heinzelfrauen oder weiße lange Herrenunterhosen mit Eingriff an Herren mit Flügeln: den Grenzen der Kostümphantasie waren auch heute keine Grenzen gesetzt. Es nieselt und die Stadt war dennoch rappelvoll und die Sperrstellen wurden alle früher eingerichtet als in den vergangenen Jahren.

>>> Videobeitrag: Das Kölner Dreigestirn im Rathaus und am Heumarkt und die ersten Bilder der Kölner Jecken. Im Interview spricht Thomas Brauckmann, Präsident und Bannerhär der Kölner Narren-Zunft, über die neue Session 2016.

>>> Fotostrecke: So schön waren die Jecken auf dem Heumarkt kostümiert.

Schon kurz nach 10 Uhr war kein Durchkommen mehr am Heumarkt oder Altermarkt möglich. Die Polizei machte Lautsprecherdurchsagen und schickte die Jecken in andere Stadtteile. Aber auch im Kwartier Lateng mussten die Sperrstellen eine halbe Stunde früher als in den Jahren zuvor errichtet werden. Auch die Südstadt ist voll. Das zeigt, die Kölnerinnen und Kölner wollen feiern.

Am Heumarkt ließen sich die Jecken von den Absperrungen nicht abschrecken – auch wenn sie teilweise Wartezeiten hinnehmen mussten. Denn jeder Rucksack wurde zumindest kurz durchsucht. Zudem waren die Druchgänge sehr klein gehalten, sodass die Jecken nur einzeln durchlaufen konnten. Die meisten Jecken begrüßten die Kontrollen dennoch. „Wir fühlen uns so viel sicherer“, erklärten etwa Jenny und Sefanie aus Siegen. Ein jecker Mädels-Trupp aus Essen wünschte sich jedoch niedrigere Zäune, um vom gesamten Heumarkt aus, auf die Bühne sehen zu können. Dann käme jeckere Stimmung auf, waren sich die Frauen sicher. Auch wenn einige wenige Feierlustige ganz ohne Kostüm in der Altstadt unterwegs waren. Die meisten Jecken hatten sich toll kostümiert. So etwa eine ganz in Pink gekleidete Truppe aus Dieburg bei Darmstadt. Als pinke „Miss Pudel“ laufen sie im heimischen Karnevalszug mit. Eine große Gruppe Zwerge aus Bad Wünnenberg ist in diesem Jahr erstmals nach Köln gekommen. „Wir feiern das ganze Wochenende“, kündigten die Zwerge an, „Karneval in Köln ist super“. So mancher Jeck nimmt dafür auch eine weite Anreise in Kauf. So etwa Josefine, Franziska, Julia und Sarah aus dem Allgäu oder ein Männer-Quartett aus Luzern.

Der offizielle Karneval müht sich um die Kinder

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte beim Empfang des designierten Dreigestirn – nachdem diese den Vertrag im Senatssaal des Historischen Rathauses unterzeichneten – „dies ist die schönste Zeit das Jahres für mich“. Es war für Reker der erste Empfang eines Kölner Dreigestirns nach ihrer Wahl im vergangenen Jahr. Aber durch das Attentat wurde sie im letzten Jahr von Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes vertreten. Die Präsidenten der Traditionskorps wie Rote Funken, Blaue Funken oder Treuer Husar waren mit dabei, aber auch aus der Politik die Bürgermeister Heinen und Bartsch oder der CDU Fraktionsvorsitzende im Kölner Rat Bernd Pettelkau. Reker nannte den Karneval den Klebstoff der Kölner Gesellschaft und lobte dessen ehrenamtliches Engagement. Die Jecken und Menschen sollten sich ein Beispiel an den Kindern nehmen, die in dieser Session im Mittelpunkt stünden, diese seien offen gegenüber Neuem und begeisterungsfähig.

Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval überreichte Reker den ersten Orden der Session, der die Kinder in den Mittelpunkt stellt. Dem Kinderdreigestirn entlockte Ritterbach, was sie ändern würden, wenn sie die Macht hätten. Die Antworten eindeutig: Immer schulfrei, schon zum Frühstück Coca Cola trinken und im Sportunterricht schunkeln lernen. Der „große“ designierte Prinz Stefan I, also Stefan Jung gab die Losung aus „Wir alle sind Dreigestirn“. Die designierte Jungfrau Stefanie, Stefan Jung, freut sich auf den Spiegel, den sie bald in Hand halten darf und reimte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, bald bist Du in meiner Hand“.


Die Stadt Köln hat dieses Foto eines kostümierten Blitzgerätes vor dem Rheinufertunnel veröffentlicht.

Rote Funken mit neuer Party im Maritim

Premiere feierten die Roten Funken heute mir ihrer „11. em 11. Party“ im Maritim Hotel. Die Veranstaltung sei bereits ausverkauft und soll auch in den kommenden Jahren stattfinden, teilten die Funken heute mit. Bewusst habe man sich dabei für ein Party-Format entschieden, um auch Touristen und dem traditionellen Karneval wenig verbundene Jecke anzuziehen. Daher werden auch nur zwei Bands im Verlauf den Tages auftreten. Neben Querbeat stehen heute noch Kasalla auf der Bühne, mit denen die Funken eine Mannequin-Challenge starten wollen. Zweimal wird außerdem das Korps selbst zusammen mit dem Regimentsspielmannszug der THC Humboldt aus Köln-Kalk die Bühne erobern. Dabei wird die neue Marie, Judith Gerwing, ihren ersten öffentlichen Auftritt haben. Im Foyer präsentierte sich außerdem der Fanklub „Funke-Fründe e.V.“ der Roten Funken. Der im Januar 2016 neu gegründete Verein zählt derzeit rund 300 Mitglieder.

Kleine Erdmännchen feiern im ausverkauften Gürzenich

Mit über 2.000 Gästen können sich der Kleine Erdmännchen e.V. in diesem Jahr über einen ausverkauften Saal freuen. Gefeiert wird der Start in die Session traditionell im Gürzenich. Dort eröffnete heute nach der Begrüßung des Vorstandes zum ersten Mal Stefan Dahm die Große Karnevalsparty. Der junge Sänger brachte das Publikum direkt in Feierlaune, sodass der Saal bereits beim zweiten Lied schunkelte und Kopf stand. Insgesamt haben die Kleinen Erdmännchen mit 14 Künstlern ein volles Programm aufgeboten – darunter Querbeat, die Räuber,das designierte Kölner Dreigestirn und zum Abschluss die Höhner. Neben der Karnevalsparty laden die Kleinen Erdmännchen in dieser Session noch zu einer Wohltätigkeitssitzung im Sartory ein. Dort wollen sie zum zweiten Mal das Goldene Erdmännchen vergeben. In diesem Jahr will sich der Verein damit bei Hans Süper und Guido Cantz für ihr Engagement für die Kleinen Erdmännchen bedanken.

Feuerwehr Köln: 162 Einsätze bis zum Mittag

Der Rettungsdienst der Stadt Köln ist heute mit zusätzlichen Einsatzkräften im Dienst. Die Feuerwehr Köln hat an der Deutzer Werft eine zusätzliche Rettungswache in den Dienst genommen. Dort haben Malteser Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfall Hilfe und Arbeiter Samariter Bund ergänzend zum regulären Rettungsdienst 14 Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug stationiert. Um kleinere Verletzungen zu behandeln, haben die Hilfsorganisationen außerdem sieben Unfallhilfsstellen in der Altstadt und drei im Kwartier Latäng eingerichtet. Des Weiteren sind Trupps zu Fuß unterwegs. Die Feuerwehr führt mit Fußtrupps einen Brandsicherheitswachdienst durch. Falls einer der Jecken in den Rhein fällt, patrouilliert dort die DLRG mit zwei Rettungsbooten. Zwischen 7 und 13 Uhr musste die Leitstelle 162-mal die Kölner Rettungswagen alarmieren. Dies sind ungefähr 10 mehr als im Vorjahr. Bis 13 Uhr musste in den Unfallhilfsstellen 14-mal Hilfe geleistet werden.

Im Rathaus wurde eine Koordinierungsgruppe eingerichtet, in der alle beteiligten Sicherheitskräfte ihren Einsatz unter Federführung des städtischen Ordnungsamtes untereinander abstimmen. Damit die vielen beteiligten Einsatzkräfte miteinander kommunizieren können, ist zusätzlich der Fernmeldedienst der Freiwilligen Feuerwehr Köln im Einsatz. Auch die Leitstelle der Feuerwehr Köln ist personell verstärkt worden, damit die Notrufe entgegen genommen und die Einsätze koordiniert werden können.

Polizei Köln: bisher ist alles friedlich

Bisher laufe alles sehr friedlich ab, so die Kölner Polizei. Es soll zu einer Festnahme wegen Drogenbesitzes gekommen sein. Eine weitere Person sei in Gewahrsam, so Dorothee Göbel, Pressesprecherin der Kölner Polizei.

Die Zwischenbilanz des Kölner Ordnungsamtes um 15 Uhr

Es ist kurz vor 17 Uhr und die Feiern dauern in Köln seit den frühen Morgenstunden an. Um 15 Uhr zog das Ordnungsamt der Stadt eine erste Zwischenbilanz. 43 Jugendliche wurden mit Alkohol angetroffen und 12 Jugendliche wurden beim Rauchen erwischt. 134 Männer und 15 Frauen wurden beim Wildpinkeln erwischt. Die Sanitätsdienste meldeten 92 Einsätze. In 28 Fällen, so die Stadt Köln mussten Jugendliche wegen zu hohem Alkoholkonsum rettungsdienstlich behandelt werden.

Feuerwehr am Abend: Mehr Einsätze

Die Kölner Feuerwehr sprach in ihrer dritten Zwischenbilanz gegen 21:45 Uhr von deutlich mehr Einsätzen, als noch im Vorjahr. Zwischen 7 und 21 Uhr sei der Rettungsdienst 583 mal (2015: 513 Einsätze) alarmiert worden. An den Unfallhilfestellen wurde 182 Mal erste Hilfe geleistet, 11 Einsätze mehr als in 2015, allerdings gab es mit 37 insgesamt 14 Transporte von dort aus weniger in die Krankenhäuser.

Bilanz Ordnungsamt: 60.000 Plastikbecher für die Feiernden

Auch in diesem Jahr galt „Mehr Spaß ohne Glas“ in der Kölner Innenstadt und im Zülpicher Viertel. An den Kontrollstellen verteilte das Kölner Ordnungsamt – unterstützt durch Einsatzkräfte eines Sicherheitsunternehmens – laut eigenen Angaben rund 60.000 Plastikbecher an die Feiernden. In diese konnten die Jecken ihre Getränke umfüllen. 179 Feiernden innerhalb der Zonen (im Vorjahr waren es 381) musste der Ordnungsdienst die Regeln nochmals erklären, anschließend waren aber alle (wie im Vorjahr) mit dem Glasverbot einverstanden, teilte die Stadt mit. Zwangsgeldandrohungen hätten nicht ausgesprochen werden müssen. Auch alle Gaststätten-, Kiosk-, und Einzelhandelsbetriebe hätten sich an die Regeln gehalten. Allerdings wurde gegen drei Gaststättenbeteiber ein Verwarngeld wegen einer nicht genehmigten Außengastronomie verhängt.

Insgesamt wurden 246 (Vorjahr: 201) Jugendschutzkontrollen durchgeführt. In 154 Fällen (Vorjahr: 85) musste eingeschritten werden, weil Minderjährige Sekt, Wein, Bier und auch harte Spirituosen tranken. 44 Jugendliche (Vorjahr: 54) wurde beim Rauchen ertappt und mussten ihre Zigaretten abgeben. So die Biland des Kölner Ordnungsamtes.

Insgesamt 186 Männer (Vorjahr: 221) und 36 Frauen (Vorjahr: 24) wurden als „Wildpinkler“ angetroffen. Die Zahlen seien jedoch nur deswegen rückläufig, weil im Einzelfall mehr Kräfte nötig seien, so das Ordnungsamt. Tatsächlich würden immer mehr Feiernde dort urinieren, wo sie es gerade für erforderlich hielten.

Bei den zahlreichen Kontrollgängen seien vier  hilflose Personen (Vorjahr drei) angetroffen worden. Für sie wurde medizinische Hilfe gerufen. Gegen 21 Uhr wurde ein 12-jähriger Junge am Bahnhofsvorplatz angetroffen. Da der sorgeberechtigte Großvater aus Duisburg den Jungen nicht abholen konnte, wurde er von den Ordnungsdienstmitarbeitern in ein städtisches Kinderheim gebracht, teilte die Stadt mit. Ein Mann habe ohne erkennbaren Grund einem Ordnungsdienstmitarbeiter Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. In der Meister-Gerhard-Straße seien zwei Grafittisprayer auf frischer Tat ertappt und an die Polizei übergeben worden.

Bilanz Verkehrsdienst

Bereits vor dem Start in die Session war der Bereich Heumarkt/Altstadt für den Verkehr gesperrt. An einigen Stellen in der Altstadt und im Zülpicher Viertel wurden vorübergehend Haltverbotszonen eingerichtet. Diese Flächen wurden benötigt, um dort Unfallhilfestellen für die Rettungsdienste einzurichten oder Einsatzfahrzeuge der Ordnungsbehörden abstellen zu können, teilte die Stadt mit. Im Bereich der Altstadt mussten im Laufe des Morgens 2 (Vorjahr: 6) Fahrzeughalter verwarnt werden und 5 (Vorjahr: 2) behindernd parkende Fahrzeuge abgeschleppt werden. Auch im Zülpicher Viertel waren ganztägige Haltverbotszonen eingerichtet worden. Hier musste im Laufe des Morgens ein Fahrzeug (Vorjahr: 1) abgeschleppt werden. Weitere 10 Fahrzeughalter (Vorjahr: 3) konnten noch rechtzeitig herausgeklingelt werden. Aufgrund der vielen Feiernden, die auf den Fahrbahnen unterwegs waren, wurden gegen 10:40 Uhr (Vorjahr: 11 Uhr) die Zülpicher Straße und die Roonstraße für den Fahrzeugverkehr sowie die Zülpicher Straße für die Stadtbahnlinie 9 der Kölner Verkehrs-Betriebe gesperrt.

Autor: Andi Goral, Irem Barlin, Cornelia Ott