Köln | [aktualisiert um 15.30 Uhr] Gut ein halbes Jahr nach dem Verbot von homosexuellen Königspaaren durch einen führenden Schützen-Verband schießt der bundesweit erste schwul-lesbische Schützenverein in Köln seine Majestäten aus. Die Schützenbruderschaft „Sankt Sebastianus und Afra“ sei im vergangenen März gegründet worden und habe inzwischen 35 Mitglieder, sagte der Vereinsvorsitzende Dirk Bachhausen am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd. Der Wettbewerb stehe im Oktober an. Der homosexuelle Schützenkönig oder -königin soll dann ein Jahr lang auf dem Thron sitzen.

„Der Partner oder die Partnerin wird neben dem König laufen“, sagte Bachhausen. Der katholische Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften hatte im März homosexuelle Königspaare in den eigenen Reihen verboten. Zwar erlaubte der bundesweit größte traditionelle Schützen-Verband weiterhin schwule Schützenkönige. Ihr Partner darf den Thron aber nicht mehr mit besteigen oder bei Festen direkt neben dem König laufen.

Verbot des Schützen-Verbandes löste Kritik aus

Die 35 in Köln aktiven Vereinsmitglieder – fünf Frauen und 30 Männer – waren vorher in anderen Schützenvereinen organisiert. Aus Ärger über den Verbandsbeschluss sei die Schützenbruderschaft „Sankt Sebastianus und Afra“ ins Leben gerufen worden, sagte Bachhausen. Trotz der Diskriminierung strebt der homosexuelle Verein eine Mitgliedschaft in dem konservativen Bundesverband der historischen Bruderschaften an. Per Satzung habe der Verband keinen Einfluss darauf, wen ein einzelner Verein zum König kröne, sagte Bachhausen. Das Verbot durch den Schützen-Verband, der 400.000 Mitglieder zählt, hatte massive Kritik ausgelöst. Nach dem Beschluss sah sich die Verbandsspitze mit Morddrohungen konfrontiert.

Autor: Fabian Wahl/dapd
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