Köln | Stadtsuperintendent Rolf Domnig stellte die Präsentation des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF) unter das Motto „Die Kirche und das liebe Geld“. 52 Kölner Kirchengemeinden im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region werden in Zukunft in Soll und Haben-Denken und wollen damit ihre kirchlichen Ziele besser formulieren. Zuvor hatte man nach kameraler Art abgerechnet. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will sich fit für die Zukunft machen und die Zeit, wenn die Kirchensteuer weniger sprudelt.

Zahl der evangelischen Christen sinkt

Die EKD geht davon aus, dass ihr 2030 nur noch die Hälfte der aktuellen Kirchensteuer zur Verfügung steht. Auch weil man damit rechnet, dass die Anzahl der Gemeindemitglieder um 25 Prozent schrumpfen wird. In der Kölner Region leben aktuell 292.300 evangelische Christen. In den letzten sechs Jahren schrumpfte die Zahl um 4.400. Den schrumpfenden Mitgliederzahlen und den damit einhergehenden Mindereinnahmen will man nun mit gutem Wirtschaften und Arbeiten mit Zielen begegnen. Die Ziele werden aber an kirchlichen Werten ausgerichtet, so dass die 52 Gemeinden, die alle ihren eigenen Bilanzen aufstellen, damit auch eine Möglichkeit haben werden Prioritäten zu setzen. Der NKF definiert diese Werte in Handlungsfeldern und orientiert sich am Artikel 1 der evangelischen Kirche im Rheinland.

Übergang vom kameralen zum NKF-System

Handlungsfelder sind die Verkündigung, Seelsorge, Diakonie, Erziehung und Ökumene. Hier können die Presbyterien, also die evangelischen Entscheidungsgremien auf Gemeindeebene, in Zukunft Schwerpunkte setzen und durch die Zuordnung der Positionen schneller erkennen, wenn Dinge aus dem Ruder laufen. Die Kirche begleitet die Gemeinden bei der Umstellung vom kameralen System, das den Geldfluss von Einnahmen und Ausgaben dokumentiert, hin zur Soll und Haben-Rechnung, wo etwa auch Abschreibungen oder das Vermögen wie Immobilien eingerechnet werden. Kirchenbauten, die als nicht realisierbares Vermögen gelten, werden etwa über 200 Jahre abgeschrieben. Allerdings verzichtet man darauf Kirchen mit einem Euro in der Bilanz auszuweisen, im Falle man doch einmal eine verkaufen müsste. Nach dem neuen System wird man allerdings auch Rechnungen schreiben, etwa wenn man den Gemeindesaal vermietet. Viel zu lernen. Die Umstellung hat auch zur Folge, dass man eine Eröffnungsbilanz erstellen und damit zum ersten Mal auch bewerten wird, welche Vermögenswerte der Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zu den seinen zählt. Im August 2012 rechnet man mit den Zahlen.

Wie viel kostet ein Gottesdienst?

Rolf Domnig, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverband Köln und Region: „Ohne die nötigen finanziellen Ressourcen kann die Kirche ihre Arbeit nicht tun und ihrem Auftrag nicht nachkommen. Es hat deshalb auch keinen Sinn, das Geld als solches zu verteufeln oder abschätzig vom schnöden Mammon zu reden. Ganz nüchtern betrachtet ist Geld eben ein Mittel, um etwas damit zu bewirken oder in Bewegung zu setzen. Auch in der Kirche.“ Domnig erhofft sich mehr Transparenz und dass das Instrumentarium zur Entscheidungsfindung präziser und effektiver wird. Am Ende wird man auch wissen, wie viel ein Gottesdienst kosten wird. Aber hier muss man sich keine Sorge machen, dass der Sonntagsgottesdienst wegen Unrentabilität gestrichen wird. Domnig wird hier ganz klar, wenn er sagt „Mir jedenfalls ist am NKF noch etwas anderes wichtig: dass wir damit die Möglichkeit haben, die notwendigen finanziellen Gestaltungsprozesse an unserem Auftrag genau auszurichten. Es wird nicht einfach drauf los gespart und gekürt, die Leitlinie unseres Arbeitens und Planens wird weiterhin das Evangelium sein. Indem wir wir uns daran orientieren, bewähren wir uns als Gemeinschaft, die zwar in der Welt, aber nicht von der Welt ist,“

Spannend an der Vorstellung des neuen kirchlichen Finanzsystem war, das der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, zwar über sein neues Bilanz- und finanzielles Struktursystem sprach, ohne eine einzige Zahl zu benennen. Das will man im Herbst nachholen, wenn die Umstellung weiter vorangekommen ist. Ein interessanter Ansatz allerdings des NKF der evangelischen Kirche ist, dass man die Wertschöpfung des ehrenamtlichen Engagements erfassen und damit mehr würdigen will. Und auch in diesem Fall darf man auf die Zahlen gespannt sein.

Autor: Andi Goral
Foto: Treiben den NKF voran: Verwaltungsleiterin Beate Wegmann-Steffens, Stadtsuperintendent Rolf Domnig und Ursula Witzel, Gesamtprojektleiterin