Berlin | Die Bildungsforscher Olga Troitschanskaia von der Universität Mainz und Hans Anand Pant von der Humboldt-Universität Berlin haben die Lehre und Prüfungspraxis an deutschen Hochschulen untersucht – und sind zu keinem erfreulichen Urteil gekommen.

In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ kritisieren die beiden Experten unter anderem, viele Studenten könnten ihr Wissen nicht anwenden. In ihrem Forschungsprogramm haben die Wissenschaftler Curricula, Lehrmaterial und Prüfungen an etwa 250 Hochschulen untersucht: Die Prüfungsnoten haben demnach nur geringe Aussagekraft über die tatsächlichen Kompetenzen der Studenten.

„Das, was Professoren mit Klausuren zu messen glauben, basiert häufig nur auf ihrem Gefühl“, sagte Pant. Prüfungen sagten „oft nicht viel über faktische Lernergebnisse aus“, so Troitschanskaia. Die meisten Klausuren fragten nur „träges Faktenwissen“ ab, das von den Studenten schnell wieder vergessen werde.

„Wir haben Studenten der Wirtschaftswissenschaften die Aufgaben zu ökonomischen Grundlagen aus dem ersten Semester nach dem dritten und fünften Semester noch einmal vorgelegt. Nach einem Jahr hatten sie den Stoff größtenteils vergessen“, so Troitschanskaia. Die Forderung der Wissenschaftler: Eine bessere Lehre – und bessere Prüfungsformate.

Bislang wirke die Theorie „wie losgelöst von der Praxis“, das müsse sich ändern.

Autor: dts