Viele Gastronomiebetriebe und Hoteliers suchen dringend neues Personal. Foto: Bopp

Köln | Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, wie sehr sich die Pandemie auf den Arbeitsmarkt in Deutschland ausgewirkt hat.

Corona hat in den letzten zwei Jahren viele Branchen hart getroffen. Lockdowns, Maskenpflicht in Innenräumen und Zukunftsängste haben die Menschen aufgrund fehlender Perspektive vorsichtig werden lassen.

Besonders Restaurants, Tourismus, Eventveranstalter und Hotels haben besonders hart an den Ausnahmesituationen gelitten. Nicht nur, weil es wenig Einnahmen gegeben hat, sondern auch, weil das Personal sich während des Lockdowns aufgrund fehlender Arbeit ein neues Arbeitsfeld gesucht hat.

216.000 Menschen suchten sich 2020 einen neuen Job

Kaum eine andere Branche hat im ersten Pandemiejahr so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an andere Branchen verloren. 216.000 Menschen kehrten 2020 ihrem Beruf den Rücken. Zum Vergleich: Im Jahresschnitt waren in der Branche rund 788.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 

„Wir in der Lanxess-Arena betreiben die Gastronomie in Eigenregie. Da gab es natürlich einen Engpass beim Personal, als wir im März wieder Veranstaltungen durchführen konnten. Denn viele Mitarbeiter sind aufgrund der Kurzarbeit in andere Bereiche abgewandert“, sagt Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher. „In den letzten Wochen haben wir glücklicherweise neues Personal gefunden.“ 

Die allermeisten Jobwechsler fingen in Verkaufsberufen neu an, beispielsweise als Kassierer im Supermarkt: Hier wurden rund 34.800 Wechsler aus Gastronomie, Hotels und Tourismus registriert. Rund 27.200 Menschen kamen im Verkehr- und Logistikbereich unter und arbeiten nun beispielsweise als Lagerlogistiker oder Paketboten.

Auch der Bereich Unternehmensführung und -organisation profitierte von Jobwechseln: Hier fanden 27.100 Menschen eine neue Arbeitsstelle, unter anderem in Sekretariaten. Beliebte Ziele waren zudem die Lebensmittelherstellung, Reinigungsberufe und Erziehung. 

Insgesamt wurden über alle Branchen hinweg weniger Arbeitsverhältnisse beendet als vor der Krise. Ohne politische Maßnahmen wie Kurzarbeit hätten höchstwahrscheinlich deutlich mehr Menschen ihren Job verlassen, schreiben die IW-Wissenschaftlerinnen. Trotzdem orientieren sich viele Mitarbeiter um, wenn die wirtschaftlichen Aussichten getrübt sind, neue Lockdowns drohen und nicht klar ist, welche Perspektive die Branche kurzfristig bieten kann.

Sicherheit ist in der Krise wichtige geworden

„Während der Krise dürfte für viele Sicherheit noch wichtiger geworden sein“, sagt Studienautorin Paula Risius. „Aber auch weichere Faktoren spielen eine größere Rolle, beispielsweise feste Arbeitszeiten, die sich gut mit dem Privatleben verbinden lassen.“

Damit Unternehmen wieder mehr Arbeitskräfte finden können, müssen sie als Arbeitgeber attraktiver werden – also beispielsweise die Vereinbarkeit von Schichtarbeit und Familie verbessern, mit Arbeitszeitkonten für mehr Flexibilität oder der Organisation von Kita-Betreuung in Randzeiten. „Allerdings wird sich das Problem des Fachkräftemangels damit nicht komplett lösen lassen“, so Risius. „Ohne weitere politische Unterstützung, beispielsweise bei der Förderung von Fachkräftezuwanderung, wird es nicht gehen.“ (red03)