Gelernt, sich durchzusetzen
Eigentlich wollte Heike Krampe Statikerin werden. Nach dem Abschluss ihres Bauingenieurstudiums fand sie eine Stellenanzeige der Feuerwehr im Internet, in der eine Ingenieurin zur Gefahrenvorbeugung gesucht wurde: „Ich wusste zuerst nicht, was damit gemeint war. Also habe ich mich weiter informiert und ein Schnupperpraktikum gemacht“, erzählt Krampe. „Dann wusste ich, dass ich es unbedingt machen wollte.“ Freunde und Familie reagierten positiv auf ihren Plan: „Das passt zu dir“, hörte sie von den meisten.   Nur am Anfang hingegen hörte die Tochter eines Bauunternehmers  aus der Nähe von Warendorf Machosprüche von anderen männlichen Auszubildenden wie „Hattest Du mal wieder einen Frauenbonus, was?“, doch das Thema habe sich schnell erledigt. „Sie hat wohl auf den Baustellen ihres Vaters gelernt, sich durchzusetzen“, sagt ihr Vorgesetzter Stephan Raphael.

Harten Eignungstest bestanden
Nach ihrer Grundausbildung am Institut der Feuerwehr in Münster kam sie Anfang dieses Jahres nach Köln, wo sie freundlich von den Kollegen empfangen wurde.  Probleme wie mit Umkleidekabinenen oder Sanitäranlagen gab’s keine – die waren vorher schon da. Zuvor musste Krampe, die gerne Inline Skating fährt,  noch einen Sporttest bestehen. Und die „körperliche Eignungsprüfung“, wie der Test im Amtsdeutsch heißt, hat es in sich: Unter anderem müssen die Aspiranten Seile hochklettern, auf einem Schwebebalken vor- und rückwärts balancieren, Liegestützen machen und verschiedene Strecken unter einer bestimmten Zeit laufen. „Im letzten Auswahlverfahren hatten wir unter 107 Bewerbern drei Frauen. Die scheiterten allerdings am Sporttest“, berichtet Feuerwehrdirektor Stephan Neuhoff. Die Zahl der Bewerberinnen steige allgemein, so Neuhoff. Nur wenige erfüllten die erforderlichen Voraussetzungen wie ein Studium für den gehobenen Dienst oder eben die erforderliche Fitness und würden sich erst gar nicht bewerben. Insgesamt arbeiten 190 Frauen bundesweit bei der Berufsfeuerwehr. Spezielle Übungen für Frauen lehnt Neuhoff ab: „Wir achten peinlich genau auf Neutralität. Wenn es brennt, muss auch eine Frau 25 Kilo schwere Schläuche zu Fuß in den siebten Stock schleppen können.“ Die Neutralität wirkt sich sogar auch die Uniform aus: Eine Extrawurst gibt es nur bei einer Frauenbluse ─ der Passform wegen.

Nichts für Sensibelchen
Die 1,77 große Frau leitete bereits mehrere Einsätze in Köln. So auch gestern in Dünnwald, als die Feuerwehr einen Toten fand. Der Mann hatte die Haustür von innen verschlossen und in seiner Wohnung eines natürlichen Todes verstorben. „Klar, berührt es einen. Aber man darf das nicht zu nah an sich ranlassen“, sagt die Brünette. Das gilt auch, wenn der Ton unter den Kollegen während eines  Einsatzes mal rauher wird: „Dieser Beruf ist eben einfach nichts für Sensibelchen.“

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung