Cornel Wachter und Wolfgang Fahrian beim Bejuebln des Aufstiegs 2014. Foto: Bopp

Köln | Fortuna Köln trauert um eine Legende.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Torwart-Idol Wolfgang Fahrian im Alter von 80 Jahren verstarb.

Für report-k.de erinnert Vereins-Urgestein Cornel Wachter mit einem Nachruf an ihn.

Original, wie die Südstadt so eben ist. Und wie der „schwarze Panther“ selbst war…

Fortuna Köln: Südstadt trauert um schwarzen Panther

Lieber Wolfgang,

jetzt bist Du im Fussballhimmel, wo Du zu Deiner irdischen Zeit für mich ja schon eh immer gewesen bist.

Deine Karola rief mich heute an und bat mich unserem Fortuna-Köln-Präsidenten Westendorf von Deinem Übergang zu berichten. Heute Nacht hast Du Charons Nachen bestiegen und bist in eine neue Welt entfleucht.

Recht schnell stellte unsere, Deine Fortuna aus Zollstock den Nachruf ins Netz, den ich auf Facebook teilte und Heribert Malchers, der ehm. Intendant des Hänneschen schrieb mir als Reaktion auf die Nachricht Deines Todes, „Fahrian, ein immer freundlicher und zugewandter Mensch!“

So habe ich Dich auch immer erlebt, immer freundlich und zugewandt.

Ich weiß noch, wie ich in den 90ern die Idee hatte einem Bundesligaclub anzubieten das Sponsorenlogo einmalig und für ein Meisterschaftsspiel vom Trikot zu nehmen und ein Statement für Soziales, Gesundheit oder Kultur dort wirken zu lassen und fast alle mich für verrückt erklärten, Du aber nicht. Gleich sollte ich bei Dir im Büro vorbeikommen und mit „Culli“ (Bernd Cullmann) und einem Geschäftspartner von der Deutschen Bank darüber reden.

Danach wusste ich, „dass ist gar nicht verrückt, das ist richtig gut“, wie Du mich bestärktest. Der Rest ist Geschichte und ich bekomme heute immer feuchte Augen, wenn ein Verein auf der Brust „Respekt“, „Toleranz“ oder „DKMS“ trägt. Ein Teil dieses Erfolges gebührt auch Dir, Du hast mich in den Ring getrieben, mich aufgefordert es zu versuchen Wirklichkeit werden zu lassen.

Feuchte Augen habe ich auch jetzt, da ich Dir schreibe, Dich ein letztes Mal direkt anspreche.

Als wir Schäng Löring beerdigt haben und die Bläck Fööss in St.Severin mit den Pänz d´r Kayjass, der Hauptschule Große Griechenmarkt mit Ihrem Lehrer Karl Becker „Em Veedel“ vortrugen bist Du zu mir gekommen und sagtest leise, „die Fööss und ich, wir haben doch zusammen hier in Köln angefangen und große Erfolge gehabt und wir sind immer noch da“.

Und da hattest Du recht, die ersten bemerkenswerten Auftritte der Jungs auf nackten, auf bläcke Fööss hatten auch mit Festivitäten bei der Fortuna zu tun.

Du bist 1969 zur Fortuna gekommen und die Fööss brachten 1970 ihre erste Single „Rievkooche-Walzer / Selverhuhzick“ heraus. Das Du mal Silberhochzeit und noch mehr Jubiläen mit der Fortuna aus dem Kölner Süden feiern würdest, dies hast Du Dir damals noch nicht träumen lassen, doch viele Deiner Kölner Fans haben sicher davon geträumt, denn Du bist gleich Publikumsliebling bei den Spielen des Sportclub Fortuna Köln in der immer ausverkauften Radrennbahn gewesen.

Wolfgang Fahrian verstarb im Alter von 80 Jahren. Foto: Bopp

Ich weiß noch, meine Schwester Leonie spielte mit Schängs Tochter Brigitte Löring Basketball in der Schulmannschaft und beim ASV und Du hattest einen Ford-Capri, also wurdest Du vom „Boss“ abgestellt die Mädchen hin und auch her zu kutschieren.

Was bei meinem Vater Heinz, Oberarzt im Klösterchen, oft erster Ansprechpartner für verletzte Fortunaspieler und selber ehm. Spieler in Dattenfeld, leichte Erregung hervorrief – der Nationalspieler unter Sepp Herberger Fahrian gab den Taxifahrer für seine Tochter, da war der Papa mächtig beeindruckt.

Von wegen Sepp Herberger; Wenn wir bei Dir und Hubert einmal im Jahr in einer Dellbrücker Kneipe zu Essen und Trinken geladen waren kamen die alten Geschichten auf den Tisch. Zum Beispiel die, dass Herberger medienwirksam zwar von asketischen Spielern die auf Wasser verzichten und so enorme Kraft entwickeln sollten sprach, doch der Co-Trainer für Euch Spieler einen Extrakasten Wasser hinter der Trainerbank versteckt hatte, weil es eben nie ohne genügend Wasserzufuhr geht, das weiß ja jeder Sportler aus eigener Erfahrung sehr gut.

Oder auch die schöne Geschichte vom Schäng Löring der mit Euch, ehm. Nationalspielern aus ganz Deutschland um das Matterhorn wanderte, plötzlich stehen blieb und im Angesicht des Massivs sagte, „Und so einen Berg Kohle habe ich in meinen Verein gesteckt, ich bin doch bekloppt. Aber ich bin es gerne“.

Da saßen dann alle Deine Freunde, der Pfarrer aus Dellbrück, der sich mit Radstar Rudi Altig fast einen Wettkampf um die besten Witze bot. In frühen Jahren war immer Dein hochbetagter Vater dabei, Familie war Dir wichtig.

Und dabei unser ehm. Frotuna-Mannschaftsarzt Dr. Michael „Doc“ Ley, Ex-Schalke-Boss Günter Eichberg, der Arzt der Nationalmannschaft Dr. Josef Schmitt, Deine Namensvetter Wolfgang Rolff und der Musiker Wolf Maahn, sowie reichlich Altinternationale aus jeder Himmelsrichtung unseres Landes. Da war immer was los und Deine und Huberts Gastfreundschaft haben alle gerührt und Dein schwäbischer Kartoffelsalat war für alle eine Offenbarung und nicht der einzige Grund keines dieser Treffen je zu verpassen.

Wie oft haben wir mit Hartmut Priess von den Bläck Fööss, unserer ehm. Schatzmeister Klaus Wolf, Lörings rechter Hand Rudi
Fähnrich, Joe Knipp vom Theater am Sachsenring, Rainer Maedge vom KEC, Busunternehmer Jürgen Weinzierl und dem Hörspielregisseur Klaus Mehrländer an der Seitenauslinie im Südstadion die Zweitligaergüsse unserer Fortuna bestaunten, bejubelt oder Köpfe schüttelnd hingenommen.

Wenn wir mit den Leistungen der Mannschaft mal haderten, bist Du immer der gewesen, der den Spielern freundlich und zugewandt war, ihre Leistung zwar kritisch kommentierte, doch aus eigener Erfahrung auch sagte, das nächste Mal passt es schon wieder.

Wolfgang Fahrian und Cornel Wachter (v. li.) mit Freunden zur Zeit in Dellbrück. Foto. privat

Das war dann die beste Einstimmung auf die 3.Halbzeit im Vereinslokal gegenüber des Südstadions, des Bacchus, mit den Fans, der Mannschaft, mit so schrillen Typen wie dem Strafverteidiger Richter II., der aussah wie eine freundliche Fehlpressung von Orson Welles und schon mal im Bacchus karierte, englische Pantoffel trug.

Die Valenti Brüder Marco und Renato mit Thomas Bächtold, die den ersten Ultra-Fanklub in Deutschland gegründet hatten, Erry und Bömmel von den Bläck Fööss, der Koch Erhard Schäfer, Franck Apfelbaum und Tommy Gürtler, der homosexuelle Modemacher aus Düsseldorf, dessen besonderer Lebenssinn es sein sollte unsere von allen abgöttisch geliebte Präsidentengattin Katharina Löring edel einzukleiden.

Diese Melange aus „Lück wie ich und Du“(Titel einer LP der Bläck Fööss und der Bücher zum 40. und 50. Geburtstag der Fortuna) hatte es Dir angetan, Du gehörtest zu diesen Kölschen dazu, Du warst einer von ihnen, einer von uns und wir waren Du. Kein Fortune hat je so eine besondere Ehrerbietung im Verein genossen wie Du und Du hast es doch so wenig beansprucht, bist immer auf Augenhöhe, bist immer für alle ansprechbar geblieben.

Du bist eben ein Familienmensch und die Fortunafamilie hat Dich nie vergessen.

Denkmal für Jean Löring auch in Gedenken an Wolfgang Fahrian

Ich weiß noch wie Du 2009 im Koma gelegen hast und wir mit den Pänz der Fortuna Dir auf aus großen Pappen ausgeschnittenen Elefanten Liebesbotschaften ins Krankenhaus geschickt haben. Als Du die Augen wieder aufgeschlagen hast, waren die Tiere, die ein so gutes Gedächtnis, mögl. sogar über Generationen vererbt besitzen, da und grüßten Dich im Wiedergeborensein und kündeten Dir quasi, einmal Fortuna immer Fortuna, wir sind Dir freundlich zugewandt, komm bald wieder an unsere Seitenauslinie.

Zuletzt hast Du Dich mit Deiner Frau Karola bei uns an unserer geistigen Seitenauslinie mit Euer Spende für das Denkmal für Schäng Löring, Klaus Ulonska und alle die dem Verein freundlich zugewandt sind gemeldet.

Auch Dir gedenkt das im Frühjahr, Sommer aufzustellende Denkmal und wir werden alle das Glas, einen extra zu diesem Zweck von mir als Künstleredition herausgegeben Bessen Genver mit Namen „LÖRING“ erheben und im Gedenken an Dich auf unser aller Wohl trinken.

Deine Verdienste innerhalb der Seitenauslinie, die berichten andere dieser Stunden und Tage in Zeitungen, im TV und Online. Ich wollte mich in diesem Nachruf an den Menschen Fahrian erinnern.