Köln | Sie waren schon immer da – von Anfang an. Die Frauen in den Fußballstadien dieser Welt leben ihre Leidenschaft für ihre Mannschaften – oft nicht offiziell, manchmal unerwünscht und auch nicht überall sichtbar.
Heute sind etwa 25 Prozent der Fußballfans in Deutschland weiblich, sie fiebern genauso wie die Männer mit den elf Spielern auf dem Rasen, jubeln über Tore und sind tief betrübt, wenn ihr Team als Verlierer vom Platz geht.
Ihnen widmet das Deutsche Sport- und Olympiamuseum im Rheinauhafen noch bis zum 20. März die Sonderausstellung „fan.tastic femals – football her.story“. Das Herzstück der Wanderschau sind mehr als 90 Frauen aus 21 Ländern, die über ihre Leidenschaft, ihren Weg auf die Tribünen und über ihre beeindruckenden, lustigen, aber auch ihre weniger schönen Momente berichten. Die Spannweite der Fans reicht dabei von der schottischen „Dauerkarten-Oma“ bis zur 18-jährigen spanischen Ultra.
„Es geht um Leidenschaft und Begeisterung, aber auch um Diskriminierung, Ausgrenzung und Sexismus. Die Willkommenskultur in den Stadien unterscheidet sich in den verschiedenen Ländern und Städten. Wir stellen eine Anhängerin von Arsenal London, Jahrgang 1939, die jedes Spiel ihres Klubs besucht, genauso vor wie junge weibliche Ultrafans, die ähnlich fanatisch sind wie die Jungs. Es geht auch um besondere Ikonen der weiblichen Fankultur“, sagt Carsten Blecher vom sozialpädagogischen Kölner Fanprojekt beim Rundgang durch die Ausstellung.
Fußball: Weibliche Fans und ihr Kampf gegen Vorurteile
Schwierig hätten es zum Beispiel weibliche Fußballfans in arabischen Ländern. „Aber auch in Deutschland sind Frauen in den Stadien mit 25 Prozent noch deutlich unterrepräsentiert. Fußball ist an vielen Orten immer noch eine Männerdomäne.
Da gibt es auch weiter die klassischen Vorurteile, wie die Behauptung, dass Frauen die Abseitsregel nicht verstehen oder die Frage ‚Wo ist Dein Freund‘, wenn man eine Frau alleine auf der Tribüne trifft. Viele Männer sind auch weiter der Meinung, dass Fußballstadien kein Ort für Frauen sind“, erklärt Blecher.
Initiiert wurde die Schau von internationalen Fußballfans, die sich bei den Football Supportes Europe zusammengeschlossen haben. Mit dem Projekt will man Vorurteilen begegnen und zeigen, dass sich weibliche von männlichen Fans nicht unterscheiden. Unterstützt wird die Wanderausstellung von Profiklubs wie Werder Bremen genauso wie vom DFB, dessen Kulturstiftung die Schau 2021 als „Europäisches Fanprojekt des Jahres“ ausgezeichnet hat. Präsentiert wird diese im Rheinauhafen gemeinsam vom Kölner Fanprojekt, der Bildungseinrichtung BiBeriS und dem Deutschen Sport- und Olympiamuseum.
„Die Ausstellung kam aus Kassel und wird im Anschluss in Dresden zu sehen sein. Sie ist weltweit unterwegs und es war nicht leicht, sie jetzt zum Weltfrauentag nach Köln zu holen“, berichtet Blecher. In Köln mit seinen Kultklubs wie dem FC, Viktoria und der Fortuna liege der Anteil von Frauen an der Anhängerschaft ähnlich wie im Bundesdurchschnitt.
„Wir haben hier in den Stadien eine offene, kölsche Atmosphäre. Aber auch hier gibt es Ausgrenzung und die typischen Männersprüche, von Fans, die sich als Platzhirsche fühlen. Besonders bei den Ultras gibt es einen großen Willen, hier etwas zu verändern. Während sich weibliche und männliche Fußballfans nicht wirklich unterscheiden, gibt es beim Thema Gewalt doch Unterschiede. So finden sich kaum weibliche Hooligans“, sagt Blecher.
Präsentiert werden die Geschichten der Frauen, deren Herz für den Fußball schlägt, auf zahlreichen Bannern. Dort findet sich der Name, der Verein, ein Bild und die Geschichte in Kurzform. Wer mehr erfahren möchte, kann mit dem Handy einen QR-Code einscannen und gelangt so an Videos, in denen die Frauen in Interviews von ihrer Leidenschaft ausführlich berichten. „Mein Vater fragte mich, hast Du Spaß. Aber ich war total von den Liedern und Farben begeistert, sagt die 1992 geborene Claudia, die als Fan den italienischen Klub AS Rom unterstützt.
Auch Ayben, Jahrgang 1980, ist von ihrem Verein Besiktas Istanbul begeistert: „Alle Schwierigkeiten, die Du hast, jedes Problem in Deinen Land – in 90 Minuten vergisst Du einfach alles.“ Auch bei Elly Saey Van Peteghem, Jahrgang 1987, dreht sich alles um den Stadionbesuch. „Mein gesamter Zeitplan ist um den Fußball herum arrangiert“, sagt die Anhängerin des belgischen Klubs KSC Lokeren. Für Antje Arnds steht der VfL Bochum im Mittelpunkt: „Was den VfL für mich so besonders macht, ist einfach die Verbindung von Verein und Stadt.“