Fußballer Durdu hat sich dazu entschlossen, Stammzellenspender zu werden. Foto: DKMS

Köln | Schon seit seinem sechsten Lebensjahr steht Durdu Varol in Köln auf dem Bolzplatz. In verschiedenen Vereinen der Stadt spielt er in den folgenden knapp 30 Jahren mit – während seiner Zeit bei der SpVg. Porz 1919 schafft es der heute 34-Jährige bis in die Landesliga. Sein Team hält er als Kapitän zusammen und übernimmt Verantwortung. Die ist ihm besonders wichtig – auch als er sich 2017 als potenzieller Stammzellspender registriert.

Von der Situation, in der sich Durdu zur Registrierung entschlossen hat, erzählt der Kölner noch immer mit einem Lächeln. Aus gutem Grund erinnert er sich an diesen Moment vor fünf Jahren gerne zurück. 

„Meine Frau und ich haben 2017 geheiratet, sie war damals mit unserem ersten Kind schwanger und wir sind zu einem Kontrolltermin zu ihrer Frauenärztin gefahren“, erzählt Varol. „Ich bin total nervös gewesen und saß allein im Wartezimmer. Also habe ich mir die ganzen Prospekte genommen, die dort lagen, und habe sie mir angeschaut.“ 

Durdu stieß auf Infomaterial der DKMS

Dabei ist er auch auf Informationsmaterial der DKMS zum Thema Blutkrebs und Stammzellspende gestoßen. „Da kam mir sofort der Gedanke: Der liebe Herrgott schenkt meiner schwangeren Frau und mir gerade ein neues Leben und vielleicht habe ich als Spender auch die Chance, einem Menschen zu helfen.“

Weihnachten 2019 scheint Durdus Wunsch schon in Erfüllung zu gehen. Die DKMS meldet sich bei ihm kurz nach der Geburt seiner Tochter im August mit einer tollen Nachricht. „Mir wurde mitgeteilt, dass ich als möglicher Spender in der näheren Auswahl stand. Das hat bei mir wirklich für Euphorie gesorgt – es war ein tolles Gefühl, diese Nachricht zu erhalten“, schwärmt Durdu. „Nach der Blutabnahme und weiteren Tests wurde ich zunächst für drei Monate als möglicher Spender für einen Patienten reserviert. Leider ist es schließlich doch nicht zur Spende gekommen.“ 

Für Durdu eine ernüchternde Nachricht, deren Enttäuschung aber nicht lange anhalten soll. Denn schon Anfang 2022 meldet sich die DKMS erneut bei ihm. „Nach der Mail der DKMS habe ich sofort zurückgerufen und war wieder total aufgeregt. Die Mitteilung, dass ich jetzt wohl tatsächlich spenden dürfte, hat bei mir für ein supertolles Gefühl gesorgt. Ich habe direkt zugesagt.“ 

Und wieder fiel das Timing bei den Varols mit einem Familienzuwachs zusammen. „Als diese Nachricht kam, war unser drittes Kind auf dem Weg. DKMS und Schwangerschaft – das scheint bei uns ein Match zu sein“, sagt Durdu.

Durdu spendet im Uniklinikum Köln seine Stammzellen

Im April ist es dann endlich soweit: Durdu spendet im Uniklinikum Köln seine Stammzellen. Damit schenkt er einem an Blutkrebs erkrankten Menschen und dessen Familie die Hoffnung, weiterzuleben und wieder gesund zu werden. Mittlerweile weiß er, dass seine Spende an einen Mann aus Finnland gegangen ist. 

„Am Anfang habe ich mich auf den Rat meiner Familie hin zurückgehalten und wollte ihm den ersten anonymen Kontakt überlassen“, erinnert sich der verantwortungsvolle Amateurfußballer. „Aber Im Juni konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und habe ihm geschrieben. Seitdem stehen wir in einem anonymen, aber supernetten Austausch.“ 

Mit der Spende ist für Durdu ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen, der ihn bis heute mit Stolz erfüllt. Damit konnte er einer anderen Familie etwas von dem Glück zurückgeben, das er in seiner eigenen Familie erfahren durfte.

Ängste vor der Stammzellspende möchte er anderen nehmen. „Viele haben nach wie vor die Sorge, dass die Stammzellspende kompliziert ist“, sagt Durdu. „Bei mir wurden die Stammzellen ähnlich wie bei einer Blutspende entnommen. Das ging schnell, schmerzlos und ich wurde im Krankenhaus und während der gesamten Vorbereitung wirklich großartig betreut.“

Durdu appelliert sich in der Datenbank der DKMS zu registrieren

Daher appelliert er heute an alle Menschen und insbesondere an andere Fußballenthusiast:innen, sich in die Datenbank der DKMS aufnehmen zu lassen. Verantwortung ist eine Tugend, die ihm seit seiner Zeit als Kapitän bei der SpVg. Porz 1919 besonders wichtig ist. 

„Als Kapitän musste ich mein Team zusammenhalten und den jüngeren Spielern ein Vorbild sein, damit es auf dem Platz später gut läuft“, so Durdu. „Nur dann kann man gemeinsam Erfolge feiern und sich zusammen weiterentwickeln. Das macht auch den Fußball so schön für mich.“ 

Durdu mit seinen ehemaligen Fußballkollegen bei der SpVg. Porz 1919. Foto: DKMS

Bestehen, so der eingefleischte Amateurfußballer, könne man eben nur zusammen. „So ist es auch, wenn ich an die Stammzellspende denke. Nur zusammen können wir für den anderen einstehen und mit unserem Einsatz Menschen, die gegen den Blutkrebs kämpfen, eine zweite Lebenschance ermöglichen.“

Mit seiner Geschichte ist Durdu das beste Beispiel für das Verantwortungsbewusstsein und den Teamgedanken junger Amateurfußballer:innen aus ganz Deutschland. Knapp 4.500 von ihnen haben sich während der DKMS Fußballhelden-Saison 2021/22 registrieren lassen.

Amateurvereine können ihren Mitgliedern in diesem Rahmen die Möglichkeit bieten, sich im eigenen Vereinsheim kostenlos bei der DKMS registrieren zu lassen und damit Einsatz für an Blutkrebs erkrankte Menschen zu zeigen. Am 1. August sind die DKMS Fußballhelden nun in die neue Saison gestartet und fordern Amateurfußballer:innen in ganz Deutschland auf, mitzumachen. (red03)