Die Künstlerin Marion Eichmann und die Galeristin Anja Knoess. Foto: Eppinger

Köln Ein Rundgang durch die Kölner Galerien zeigt die Kunst der Stadt in all ihren Facetten. Auch im Dezember gibt es zahlreiche spannende Ausstellungen, die einen Besuch wert sind. Wir haben uns für Sie einmal umgesehen.

Zeichnen mit Stift und Schere

Es sind ganz alltägliche Dinge wie Dreiersteckdosen, Blumensträuße mit Lilien und Nelken oder auch der profane Becher mit den Zahnbürsten im Bad, welche die Berliner Künstlerin Marion Eichmann zunächst in ihren Zeichnungen festhält. Das Lebkuchenherz, das dem “lieben Schatz” als Treueschwur der ewigen Liebe vom Weihnachtsmarkt mitgebracht wird, ist ebenso ein bildwürdiges Motiv wie die der im öffentlichen Raum installierte Notfallkasten des Defibrillators. Der in den Städten allgegenwärtige Tretroller wird zur dreiteiligen Wandinstallation und ein schwarzer Pudel, mit aufwendig gestaltetem buschigen Fell, erstreckt sich als elegantes Diptychon an der Wand.

Zu sehen sind die aktuellen Arbeiten von Marion Eichmann noch bis zum 28. Januar in der Kölner Galerie Anja Knoess. “Die Ausstellung zeigt meine verschiedenen Arbeitsweisen. Am Anfang steht immer die Zeichnung. Diese wird mithilfe der Schere zu einem sehr plastischen Werk. In den Arbeiten hebe ich Dinge aus meiner direkten, alltäglichen Umgebung hervor, denen sonst kaum Beachtung geschenkt wird”, sagt Eichmann bei der Vernissage.

Dabei ist der Bilderrahmen wie bei ihren Blumenstillleben oder bei dem Zahnbecher meist keine Begrenzung, sondern wird bewusst ins Bild mit einbezogen. “Alles sind Papierarbeiten, bei denen ich die Schere wie einen Zeichenstift einsetze. Das gilt für das Autobahnschild genauso wie für die Tasten am Flügel, an dem ich zuvor selbst gespielt habe”, berichtet die Künstlerin, bei der sich die Arbeit an einem Werk manchmal auch über Monate hinziehen kann. “Ich arbeite oft parallel an verschiedenen Motiven. Mir ist es wichtig, die Leichtigkeit in der Kunst zu zeigen. Gleichzeitig muss aber alles auch brillant wirken”, berichtet Eichmann über ihre außergewöhnlichen Papierarbeiten.

Service: Marion Eichmann “fast forward” bis zum 28. Januar, Galerie Anja Knoess, Große Brinkgasse 17-19; Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-19, Sa 11-16 Uhr

www.galerieanjaknoess.de

Blick in die Ausstellung „In memoriam Markus Fräger“. Foto: Eppinger

Erinnerung an den Kölner Maler Markus Fräger

2020 ist der Kölner Maler Markus Fräger nach langer, schwerer Krankheit gestorben. In diesem Jahr gab es bereits im Schloss Museum Cappenberg eine Retrospektive zu seinem Werk. Mit “In memoriam Markus Fräger” folgt nun in Köln die erste Galerieausstellung nach seinem Tod. Die Galerie Biesenbach zeigt bis zum 6. Januar Arbeiten aus den vergangenen 30 Jahren.

Fräger war Musiker und Maler. Mit seiner Band The Ace Cats startete er in den 80er Jahren seine Karriere. Dabei blieb er immer auch Maler und konzentrierte sich ab den späten 80ern komplett auf die Malerei. Die Musik blieb dabei genauso wie der Film und das Theater immer eine wichtige Inspirationsquelle. 2012 begann die Zusammenarbeit zwischen Fräger und seiner Kölner Galerie Biesenbach.

Frägers Gemälde haben oft Fotografien als Basis. Aus den verschiedenen Szenen und Momenten schuf der Maler eine Collage, wodurch ganz unterschiedliche Menschen neu aufeinandertrafen. Der Kölner malte überwiegend figurativ, seine dichten Szenen mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten spielen oft in Innenräumen und erinnern an die Tradition der Genremalerei als auch an Filmstills.

Es liegt nahe, in der Komposition der Figuren eine Geschichte zu vermuten, die sich jedoch nie ganz erschließt. Zu Frägers Inspirationen gehörten sowohl barocke Interieurs als auch Filme der Coen-Brüder oder die aufgeladenen Bilder von David Lynch. Zur Vorbereitung seiner Bilder ließ er auch Schauspielerinnen und Schauspieler improvisierte Szenen entwickeln und kombinierte diese mit gefundenen Fotografien und Filmstills.

Service: In memoriam Markus Fräger bis zum 6. Januar, Galerie Biesenbach, Zeughausstraße 26 (1. Etage); Öffnungzeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 12-16 Uhr.

www.galerie-biesenbach.com

Im Kölnischen Kunstverein ist derzeit die Gruppenausstellung „Hoi Köln: Im Bau der Maschine zu sehen“. Foto: Eppinger

Kölnischer Kunstverein: Im Bauch der Maschine

Noch bis zum 21. Januar gibt es im Kölnischen Kunstverein unter dem Titel “Im Bauch der Maschine” den zweiten der Gruppenausstellung “Hoi Köln” zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten unter anderem von Marie Angeletti, Monika Baer, Merlin Carpenter, Matthias Groebel, Hamishi Farah, Morag Keil, Alan Michael, Nolan Simon und Barbara Zenner.

Die von der neuen Direktorin Valérie Knoll kuratierte Schau setzt sich mit der Frage auseinander, was mit Kunst passiert, wenn sie im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz auch von rechnenden Robotern hergestellt werden kann. In der Vergangenheit bildeten solche technologischen Sprünge oft den Beginn langer Phasen revolutionärer Häutungen der Kunst. So verdankte sich der Impressionismus den Wechselwirkungen mit der Erfindung der Fotografie.

Gerade scheint wieder der Beginn einer solchen Phase bevorzustehen, in der sich die vom Menschen gemachte Kunst an ihrem technologischen Spiegel abarbeiten muss. Was können diese Maschinen und wo kommen sie an ihre Grenzen? Mit der Frage, wie er sich von ihr unterscheidet, und der Suche nach seiner Nische schaut der Mensch durch die Maschine auf sich selbst. Die Malerei scheint in diesem Moment des Zweifels, was die spezifischen Fähigkeiten des Menschen sind, ein besonders fruchtbares Medium zu sein.

Service: Hoi Köln, Teil 2: Im Bauch der Maschine bis zum 21. Januar, Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6; Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr.

www.koelnischerkunstverein.de