Zwirner wurde am 18. Februar 1802 in dem kleinen oberschlesischen Ort Jakobswalde (heute poln.: Kotlarnia) als Sohn des Hütteninspektors und Polizeidistriktkommissars geboren. 1833 wurde er nach Köln berufen. Hier sollte er die Restaurierung der im Mittelalter unvollendet gebliebenen Kathedrale fortführen. Bald nach seiner Ankunft begann er neben den laufenden Restaurierungsarbeiten auch die Fertigstellung des gewaltigen Kirchenbaues vorzubereiten. Dabei musste er seine eigene Schöpferkraft der Idee zunächst unterordnen. Denn der Dom sollte nach den mittelalterlichen Plänen vollendet werden. Für den Vierungsturm neben den beiden Querhausfassaden lagen jedoch keine Entwürfe vor. Hier setzte sich Zwirners gegen vehemente Widerstände durch und ließ einen eisernen Dachstuhl über dem Dom errichten. Der hat sich laut der Dombauhütte bis heute bewährt. Insbesondere im Zweiten Weltkrieg habe der Kölner Dom der Eisenkonstruktion sehr viel zu verdanken.

Dom-Vollendung erlebte er nicht mehr
Am 4. September 1842 wurde schließlich vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) der Grundstein zur Domvollendung gelegt. Die Vollendung des Doms 1880 erlebte Zwirner allerdings nicht mehr. Er starb fast zwanzig Jahre zuvor am 22. September 1861. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Lang- und Querhaus des Domes mit Ausnahme der Gewölbe und des Strebewerkes fertiggestellt und der noch heute vorhandene eiserne Dachstuhl mit dem Vierungsturm errichtet worden. Am 15. Oktober 1860 hatte Zwirner noch eigenhändig den goldenen Stern auf dessen Spitze setzen können. Bei der Erneuerung der Außenverkleidung des Vierungsturmes nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Stern zu den wenigen Elementen, die von der ursprünglichen Gestaltung des 19. Jahrhunderts beibehalten wurden.

Neben seinem Engagement für den Kölner Dom war Zwirner auch als Architekt für andere Bauten tätig, bei denen er sehr viel freier gestalten konnte. So stammen von ihm zum Beispiel die Entwürfe für die Apollinariskirche in Remagen und die zerstörte Synagoge in der Kölner Glockengasse sowie die Planungen für den Umbau von Schloss Moyland am Niederrhein. Beachtenswert war laut Dombauhütte auch das soziale Engagement des Dombaumeisters. So habe er etwa eine betriebsinterne Krankenkasse gegründet und sorgte für den Unterhalt der Witwen von verstorbenen Mitarbeitern.

Gedenktafel für Kölner Dombaumeister
Anlässlich seines Todestages wird ab dem 25. September 2011 im Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott eine kleine Ausstellung über Ernst Friedrich Zwirner zu sehen sein. Ausgestellt sind unter anderem auch Exponate aus dem Besitz des Kölner Domes. Die Kölner Dombauhütte gedenkt ihres einstigen Dombaumeisters mit einem Besuch seines Grabes auf dem Kölner Melatenfriedhof. Da die Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner am Todestag selbst verhindert sein wird, soll der Besuch des Grabes am Dienstag, den 27. September um 10:30 Uhr stattfinden. In Köln gibt es abgesehen von der Zwirnerstraße und einer Figur am Rathausturm bisher kein Denkmal dieses Baumeisters. Daher wird derzeit eine Gedenktafel für alle namentlich bekannten Kölner Dombaumeister vorbereitet. Sie soll im öffentlich zugänglichen Bereich der Ausgrabungen (über das neue Eingangsgebäude zur Turmbesteigung) unter dem Dom aufgestellt werden. Ab dem Todestag Zwirners soll der Entwurf zu der Gedenkplatte an deren künftigem Standort für ein paar Tage der Öffentlichkeit präsentiert werden.

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