Köln | Laufend aktualisiert | Die Kölner Feuerwehr untersucht derzeit die Meldung von mehreren Anrufern, die im Stadtgebiet Köln einen stechenden und schwefelartigen Geruch festgestellt haben. Man sei mit mehreren Erkundungsfahrzeugen unterwegs, schreibt man. Betroffen sein soll vor allem der Kölner Süden. Der Geruch sei seit 11:00 Uhr wahrnehmbar. Warnhinweise für die Bevölkerung hat die Feuerwehr Köln derzeit nicht veröffentlicht. Die Ursache ist gefunden und um 12:46 Uhr hat die Shell Rheinland Raffinerie bestätigt, dass es in ihrem Werk in Wesseling zu einem „kurzfristigen Austritt von Schwefelwasserstoff“ gekommen sei.

23:01 Uhr > Nach dem erneuten Zwischenfall bei der Shell-Raffinerie in Godorf erklärt die Kölner Landtagsabgeordnete Andrea Asch (GRÜNE):

„Nach dem neuerlichen Zwischenfall bei der Shell-Raffinerie in Godorf zeigt sich leider innerhalb kürzester Zeit, dass die Pannenserie nicht abreist und es sogar zu einer auffälligen Häufung der Zwischenfälle kommt. Umso deutlicher wird nun, dass es tatsächlich erhebliche Sicherheitsmängel bei der Rheinland-Raffinerie von Shell gibt. Nach zahlreichen Unfällen und Betriebsstörungen und der Explosion Anfang Januar zeigt sich, dass die Initiative von Umweltminister Remmel dringlich umgesetzt werden muss.

Ich fordere Shell auf, sein Sicherheitsmanagement umgehend überprüfen zu lassen und anschließend zu optimieren. Die vom TÜV Rheinland und vom TÜV Süd festgestellten, innerbetrieblichen Mängel müssen von Shell jetzt dringend, schnellstens und transparent beseitigt werden. Die von der Bezirksregierung Köln veranlasste umfassende Überprüfung muss jetzt dazu beitragen, die Sicherheit für Mensch und Natur dauerhaft sicherzustellen.“

15:15 Uhr > Die Shell spricht in ihrer zweiten Erklärung gegenüber der Öffentlichkeit von einer Geruchsbelästigung. Der Austritt des Schwefelwasserstoffes sei durch Wartungsarbeiten an einer Entschwefelungsanlage entstanden. Der Austritt sei um 9:45 Uhr erfolgt und bemerkt worden. Gegen 10:30 Uhr sei die technische Störung behoben gewesen. Weitere Emissionen seien durch eigene Messungen nicht festgestellt worden. Shell spricht davon, dass die Berufsfeuerwehr Köln Messungen durchgeführt habe, die die aber bislang verneint hatte. Man habe den Geruch deutlich mit der Nase festgestellt, so ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber report-k.de. Die Ursache werde derzeit ermittelt, so das Unternehmen. Man habe umgehend die zuständigen Behörden informiert, so Shell.

Die Anlage diene dazu den Schwefelwasserstoff, der bei der Verarbeitung von Rohöl anfalle in Schwefeldioxid umzuwandeln. Durch die Störung habe dieser Umwandlungsprozess nicht stattfinden können.

13:14 Uhr > Die Kölner Feuerwehr meldet: Der Wind trieb den Stoff anschließend von Süden durch das gesamte Kölner Stadtgebiet und ist inzwischen nicht mehr wahrnehmbar. Der Feuerwehr Köln sind keine Verletzten bekannt und man habe auch nicht gemessen, sondern lediglich mit den menschlichen Sinnesorganen den Geruch wahrgenommen.

12:46 Uhr > Um 12:46 Uhr erreicht die Redaktion eine Mail von Constantin von Hoensbroech, Communications Advisor bei der Shell Deutschland Oil GmbH, Rheinland Raffinerie: „Die Shell Rheinland Raffinerie bestätigt, dass es heute Vormittag im Werk Wesseling zu einem kurzfristigen Austritt von Schwefelwasserstoff gekommen ist, der zu deutlich wahrnehmbaren Geruchsbelästigungen im Kölner Süden geführt hat. Weitere Informationen folgen.“

12:44 Uhr > Laut Medienberichten habe Shell-Sprecher Hoensbroech mittlerweile bestätigt, dass die Shell in Wesseling Verursacher sei.

12:15 Uhr > Eine Nachfrage bei Shell ergab, dass man weder dementieren noch bestätigen könne, dass es einen Defekt gegeben habe. Man weist darauf hin, dass man alle vorgesehenen Meldeketten eingehalten habe.

11:50 Uhr > Möglicherweise liege die Ursache für den Geruch bei einem kurzzeitigen Produktaustritt aus einer Raffinerie in Wesseling, schreibt die Feuerwehr Köln. Die Raffinerie habe der Feuerwehr gemeldet, dass um 9:50 Uhr wegen eines technischen Defekts geringe Mengen von Schwefelwasserstoff ausgetreten sind. Der Geruch von Schwefelwasserstoff sei sehr stechend und rieche nach faulen Eiern, so die Feuerwehr. Die Feuerwehr Köln hat den Einsatzabschnittsleiter Umweltschutz zur Raffinerie entsandt, damit die vorliegenden Informationen abgestimmt werden können, schreibt der Sprecher der Feuerwehr.

Karte: www.mapz.com

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Schwefelwasserstoff

Schwefelwasserstoff wird als giftig und sehr giftig für Menschen, Tiere und Pflanzen eingeschätzt, das korrosive Gas ist umweltgefährdend und leicht entzündlich. In Schulen wird vor Riechversuchen mit Schwefelwasserstoff abgeraten. Das Gas kann in Wasser gelöst werden.
Die Wirkung von Schwefelwasserstoff auf Lebewesen (Entnommen aus http://www.schwefelwasserstoff.de):
ab 20 ppm: bei länger dauernder Einwirkung: Hornhautschäden
um 100 ppm: Reizempfindung an den Schleimhäuten des Auges und der Atemwege, Speichelfluß, Hustenreiz
> 200 ppm: Atembeschwerden, Kopfschmerz
> 300 ppm: Brechreiz
um 500 ppm: Kraftlosigkeit, Benommenheit, Schwindel
> 500 ppm: Krämpfe, Bewusstlosigkeit
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Toxische Symptome
100  ppm innerhalb einer Stunde
bei 500 ppm lebensgefährlich in 30 min
bei 1000 pm in wenigen Minuten
bei 5000 ppm tödlich in wenigen Sekunden
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Die Giftwirkung beruhe auf
1. einer Zerstörung des roten Blutfarbstoffes und damit einer Lähmung der intrazellulären Atmung.
2. Das H2S bildet bei Kontakt mit Schleimhäuten und Gewebeflüssigkeit im Auge, der Nase, des Rachens und in der Lunge Alkalisulfide die sehr starke Reizwirkung verursacht.
3. Der kleinere, nichtoxidierte Teil kann Schäden im zentralen und evtl. auch peripheren Nervensystem hervorrufen.
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Menschen können nicht wahrnehmen um welche Konzentration es sich handelt, die sie riechen, sondern nur, dass es stechend und faulig riecht.

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Autor: ag | Karte: www.mapz.com