Die Aachener Straße in Köln nach der Verlegung des Radweges

Köln | aktualisiert | Es ist Donnerstagmittag in der Aachener Straße. Die Gastronomie zwischen Moltkestraße und Rudolfplatz gut besucht. Auto- und Radverkehr ziehen ihre Bahn. In einem Teil des Straßenabschnittes werkeln Straßenbauarbeiter. Die Straße hat urbanen Flair, fast ein wenig Paris in Köln mit ihren großen Markisen. Dass es hier politischen Streit gibt, mögen Außenstehende nicht erkennen. Aber er ist entflammt und heftig. Die Gastronomen befürchten den Verlust von 500 Arbeitsplätzen, die Gefahr einer Insolvenz von 13 Betrieben und eine Verwahrlosung der Straße.

Die Bezirksvertretung Innenstadt und ihr Beschluss

Die Bezirksvertretung Innenstadt, dominiert von den Grünen, hat einen Beschluss gefasst, der Gastronomen nicht schmeckt. In Kürze: Durch einen Umbau der Aachener Straße fällt der bisherige Radweg dem Bürgersteig zu. Jetzt soll dort ein Bürgersteig von vier Metern Breite entstehen und der wenige verbliebene Platz dann der Gastronomie zugeschlagen werden. Die Gäste könnten nach dem Willen der Bezirksvertretung entweder an der Ladezone oder Hauswand Platz finden. Der Flair wäre damit perdu.

Das würde aber die Außengastronomie bedrohen. Politiker der FDP haben bereits nachgemessen und die Aufregung in Stadtgesellschaft und Politik ist groß. Aber die Grünen und vor allem auch der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke zeigen sich energisch in ihrer Zielvorstellung Bürgersteig und wollen debattieren.

Report-K berichtete ausführlich:

Die Gastronomen sind klar in ihrer Aussage

Die Gastronomen sind realistisch und können den Meterstab bedienen und rechnen: Daraus ergebe sich, dass die Gastronomen 50 bis 100 Prozent ihrer Außengastronomie verlieren würden. Diese bezeichnen die Wirte von Beef Brothers, Nish Nush, Flavour of India, Piccola l’Originale, Balthasar, ZEN Japanese, Moxxa Caffè – Die Rösterei, Café Bauturm, Salon Schmitz, Metzgerei Schmitz, Bar Schmitz, Adieu Paris und Herr Pimock als schon knapp bemessen. Dagegen hätten die Gastronomien in der Brüsseler und Brabanter Straße aktuell eine Verdoppelung ihrer Außenplätze gerade genehmigt bekommen.

Das befürchtet die IG Aachener Straße: „Die reichlich vorhandene Jugend auf der Aachener Straße wird sich bei den fünf Kiosken in unmittelbarer Umgebung mit Getränken eindecken und diesen leeren Raum füllen. Wir glauben, dass ein Effekt, ähnlich wie in der Friesenstraße in den Nullerjahren oder dem Brüsseler Platz, eintreten kann. Maßnahmen, die am Brüsseler Platz hilfreich waren, die Situation zu entschärfen, sind unter anderem die großflächige Erweiterung der Außengastronomie, sodass die Verantwortung und Kontrolle durch Gastronomen und Ordnungsamt verbessert werden konnte.“

Die Gastronomen machen auf ihren Anspruch und ihre Haltung aufmerksam. Dass sie keine Systemgastronomie seien und auf regionale und Bio-Produkte setzten. Die Flaneure, die einen der wenigen Plätze in der Außengastro erhaschen wollten, seien diejenigen, die auf dem Gehsteig hin- und herliefen. Würde die Außengastro auf der Aachener Straße entfallen., dann brauche es auch keinen breiten Fußweg mehr, schlussfolgern die Wirte.

Die Gastronomen machen auf die schwierige Lage nach der Corona-Pandemie aufmerksam, die Rückzahlung der Kredite etwa und, dass sie die Arbeitsplätze von rund 500 Arbeitsplätzen sicherten. Zudem machten die gestiegenen Preise und die Inflation Sorgen. Auch der Mindestlohn von 12 Euro, der gerechtfertigt sei, müsse erst einmal verdient werden.

Die Gastronomen mit drastischen Worten: „Eine Reduktion der Außengastronomie, und sei sie auch noch so klein, würde die meisten Lokale mit Karacho in die Insolvenz führen, mit allen schon vorher beschriebenen Konsequenzen. Wir bitten Sie, verhindern Sie dieses Fiasko, retten Sie die Arbeitsplätze und einen der schönsten Teile der Ausgehkultur Kölns. Zum guten Schluss wünschen wir uns eine Beibehaltung unserer Außengastronomie in ihrer derzeit genehmigten Größe und wünschen uns auch, dass der Abstand vom Haus zur Außengastronomie nicht mehr als 2 Meter beträgt. Wir wünschen uns außerdem aus Gründen der Gleichbehandlung aller Gastronomen, dass ein schnellstmöglicher Ausbau des Fahrradwegs ab Rudolfplatz erfolgt, sodass alle die gleichen Voraussetzungen haben.“

Es gibt Zungen in Köln, die sagen, dass es die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt geschafft hätten, alle Szene-Gastros der Straße gegen sich aufzubringen, etwas, was noch keine Fraktion geschafft hätte. Die Stadtverwaltung hält sich an den Rahmen, den die Grünen mit ihrem Beschluss herbeiführten. Bezirksbürgermeister Hupke kritisierte die Stadtverwaltung lange dafür, dass sie genau dies tut. Jetzt tut sie es. Abhilfe schafft in diesem Fall nur ein neuer Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt, den die Stadtverwaltung dann wieder umsetzen muss und kann.

CDU unterstützt die Wirte

Dirk Michel, CDU und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Kölner Stadtrates: „Flanieren und Gastronomie auf der Aachener – das ist kein Widerspruch, sondern eine perfekte Ergänzung. Genau dafür haben wir Platz geschaffen, als der Radweg auf die Straße gelegt worden ist. Schade, dass jetzt ein missverständlich formulierter und handwerklich schlecht gemachter Beschluss der BV Innenstadt für Unsicherheiten und Ärger sorgt. Die CDU-Fraktion in der BV Innenstadt hat bereits einen Antrag eingebracht, um diese Fehler zu korrigieren. Es braucht jetzt ein professionelles und auch verbindliches Aufarbeiten von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Da ist viel Vertrauen verloren gegangen. Für uns steht fest: Wir werden unsere hochwertige Gastronomie auf der Aachener nach Kräften unterstützen.“