Auch wenn nicht alle Zweige des Handwerks im Bezirk der Handwerkskammer Köln positive Zahlen für das vergangene Jahr vorweisen konnten, zeigte sich Dr. Ortwin Weltrich, selbstbewusst: „Wir vom Mittelstand haben uns mit unserer Bilanz für 2007 als verlässliche Stütze für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt erwiesen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln, als er deio Jahresbilanz für 2007 heute vorstellte.  Zwar stieg  der Jahresumsatz im Kammerbezirk im Vergleich zu 2006 um bis zu fünf Prozent auf rund 15 Milliarden Umsatz, jedoch sei dieses Ergebnis zu relativieren. „Für das vierte Quartal 2007 liegen die Zahlen des Statistischen Landesamts noch nicht vor. Dort ist mit einer spürbaren Abschwächung des Umsatzwachstums zu rechnen“, so Weltrich. Die Herbstumfrage der Kammer habe eine Abkühlung des Konjunkturklimas ergeben. Als zweiten Grund für die eingeschränkte Freude nannte Ortwin Weltrich die Stagnation des Privaten Verbrauchs. Der mache vor allem konsumabhängigen Branchen wie den Frisören zu schaffen.

Als Wachstumsträger gelten einige Bau- und Metallgewerbe. Davon profitierten etwa Maschinenbauer und Werkzeugmacher als Zulieferer der Industrie. Im Baugewerbe konnten Tischler, Metallbauer und Dachdecker den Umsatz in den ersten drei Quartalen des vorigen Jahres erhöhen. Der Trend zum Energiesparen und der Gebäudeenergiepass sollen hingegen dem Sanitär- und Heizungsgewerbe weitere Aufträge bescheren. Der musste 2007 Umsatzeinbußen hinnehmen.

Wachstum bei Frisören trotz wachsender Konkurrenz
Bei zulassungspflichtigen Berufen, die bei einer Existenzgründung weiterhin eine Meisterprüfung erfordern, gab es fast mit 1.295 Aufnahmen in die Handwerksrolle genauso viele Zugänge wie Anmeldungen. Deren Anzahl betrug 1.248. Ende 2007 gab es insgesamt 18.455 Meister-Betriebe. „Auffällig ist der Rückgang bei Bäckereien oder Fleischereien, weil es dort immer mehr Konkurrenz durch Ketten gibt“, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln. Das Plus an 70 neuen Frisörbetrieben sei darauf zurückzuführen, dass sich dort überdurchschnittlich viele auch nur mit einem Gesellenbrief selbstständig machten und dann einen Frisörmeister für ihren Betrieb einstellten. „Durch die Kampfpreise herrscht dort ein beinharter Wettbewerb.“

Scheinselbstständige besonders unter Fliesenlegern vertreten
Einen Zuwachs von 2, 7 Prozent auf 31.242 Betriebe verzeichnete die Handwerkskammer Köln bei selbstständig Gewerbetreibenden. Dabei machen die zulassungsfreien Handwerke den Großteil davon aus. Besonders viele Registrierungen gab es bei den Fliesenlegern: Sie hatten einen Zuwachs um 335 Betriebe auf 885. „184 dieser Betriebe stammen aus den EU-Beitrittsstaaten wie Polen“, so Weltrich. „Sie werden auch weiterhin von neuen osteuropäischen EU-Beitrittsländern genutzt, um die Beschränkungen der Arbeitnehmer-Freizügigkeit zu umgehen.“ Dennoch gebe es kommunale Gewerbeämter, die beim Verdacht auf Scheinselbstständigkeit nicht dagegen vorgehen würden und stattdessen durch die Annahme der Anmeldungen illegale Ausländerbeschäftigung begünstigten.

Mehr Ausbildungsplätze und Meisterabschlüsse
Ein Wachstum konnte auch bei den Ausbildungstellen festgestellt werden: 4.852 Stellen im ersten Lehrjahr konnten besetzt werden. Das sind 14,4 Prozent mehr als Ende 2006. Ihre Meisterprüfung bestanden 662 Kandidaten erfolgreich, wobei es zehn mehr als im Vorjahr waren. Allerdings wollen sich nur 40 Prozent der Neu-Meister selbstständig machen.

Prognose für 2008
“Wir glauben, dass 2008 trotz einiger Einbrüche, ein Wirtschaftswachstum unter bestimmten Bedingungen möglich ist“, so Weltrich. „Dazu müssen die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Die Menschen sind etwa durch steigende Krankenkassenbeiträge oder höhere Energiepreise verunsichert. Dabei  muss der Konsum angekurbelt werden“ Unter die nötigen Maßnahmen fielen nach seiner Ansicht etwa steigende Nettolöhne. Aber auch handwerkliche Dienstleistungen sollten nicht mehr bis 3.000 Euro, sondern bis 6.000 Euro steuerlich absetzbar sein. Zudem solle der Bürokatie-Abbau für die Betriebe durch weitere EU-Verordnungen abnehmen.  „Die Menschen müssen einfach Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung haben“, fasste Ortwin Weltrich zusammen.

Nadin Hüdaverdi für report-K.de/ Kölns Internetzeitung
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