Völlig überrascht: Die Preisträgerin Christel Plöthen stand ganz am Ende des Hansasaals, als sie erfuhr, dass ihr der erste Hans-Jürgen Wischnewski-Preis zugesprochen wurde.

Der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem hat anlässlich des 85. Geburtstags seines 2005 verstorbenen Ehrenvorsitzenden Hans-Jürgen Wischnewski einen nach ihm benannten Preis gestiftet. Er will damit Menschen oder Organisationen auszeichnen, die sich für die Partnerschaft mit der Stadt in Palästina ehrenamtlich und bürgerschaftlich besonders engagieren. Zum ersten Mal verleiht der Verein den Preis am kommenden Sonntag im Historischen Rathaus. An der Übergabe der Auszeichnung nahm auch Evi Markstein,geb. Wischnewski teil, die die Familie Wischnewski vertrat. Die Familie hat das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro zur Verfügung gestellt.

Zu Beginn der Verleihung begrüßte Oberbürgermeister Fritz Schramma die Gäste und freute sich, dass die erste Verleihung des Preises im Hansasaal des Historischen Rathauses stattfand, denn damit könne man neben dem ehrenamtlichen Engagement auch das enge Verhältnis zwischen der Stadt Köln und Hans-Jürgen Wischnewski in Erinnerung halten. Der Tod Wischnewskis im Jahr 2005 habe eine schmerzliche Lücke hinterlassen, so würdigte Schramma Wischnewski mit den Worten: "Seine tiefe Kenntnis der arabischen Welt schaffte Freundschaften und ließ Brücken des Vertrauens entstehen." Aber Wischnewski wurde auch dank seiner klaren Worte geschätzt. Da Köln die einzige deutsche Stadt sei, die sowohl zu einer israelischen Stadt,Tel Aviv und zu einer palästinensischen sei, Bethlehem machte Schramma deutlich klar, dass "Unsere Solidarität den Kräften in beiden Ländern gilt, die sich nicht von Hass und Gewalt leiten lassen, sondern den Weg des versöhnenden Ausgleichs suchen".

Die Laudatio hielt der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Alt-Oberbürgermeister Dr. h.c. Norbert Burger, der auch die Preisverleihung vornahm und er machte es spannend. Zunächst begründete Burger die Entscheidung einen Preis auszuloben: "Unser Städtepartnerschaftsverein möchte die Erinnerung an Hans-Jürgen Wischnewksi lebendig halten, denn sein engagiertes Wirken für einen gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, insbesondere für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Bethlehem verdienen unser aller Dank und Anerkennung." Burger erinnerte daran, dass es gerade Wischnewksi und seines persönlichen Kontaktes zum damaligen Bethlehemer Bürgermeister Elias Freij zu verdanken sei, dass Köln und Bethlehem heute partnerschaftlich verbunden sind.

Erster Preisträger des Hans-Jürgen Wischnewksi-Preises ist Christel Plöthner. Burger würdigte die Verdienste mit den Worten: "Als Einzelkämpferin, nicht im Verein organisiert, aber unermüdlich haben Sie zahlreiche Projekte für die Menschen in Bethlehem angestoßen, unterstützt und viele erst möglich gemacht." und so Burger weiter "Sie haben nicht von Ihrem Überfluss gegeben, sondern sie haben sich selbst eingeschränkt um anderen helfen zu können. Sie haben weder Zeit, noch Mühe, noch Geld gescheut, um für Frieden im Heiligen Land und für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Bethlehem zu kämpfen."

2002 betreute Christel Plöthner eine Ausstellung ihrer Schülerinnen und Schüler mit dem Titel "Unser Köln" im Bethlehem Peace Center. Danach folgten Bethlehem Reisen, die zu einer ersten Ausstellung im Kölner Stadthaus führte: "Bethlehem – Bilder einer Stadt", der weitere Ausstellungen folgten wie "Bethlehem – Leben in einem besetzten Land", oder "Mensche wie mir". Aus den Ausstellungen und Reisen sind Fotobände und Kalender entstanden. Burger würdigte das soziale Engagement von Christel Plöthner: "Ihr künstlerisches Schaffen, die Auseinandersetzung mit den Problemen in Bethlehem unter Einsatz künstlerischer Mittel war für Christel Plöthner nie Selbstzweck. Immer war sie auch auf der Suche nach Spenden für bedrängte Menschen: Das Frauenhaus in Bethlehem, die Aktion "Brot für Bethlehem", oder die "Dar-al-Kalima-Akademie" für Projekte zur Betreuung und Behandlung traumatisierter Kinder."

Nach der Auszeichnung trug sich die Preisträgerin ins Gästebuch der Stadt Köln ein. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und soll alle zwei Jahre verliehen werden.

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INFOBOX:
Hans-Jürgen Wischnewski
Hans-Jürgen Wischnewski wurde am 24. Juli 1922 in Allenstein/Ostpreußen geboren. 1941 machte Wischnewski Abitur in Berlin im Theodor-Körner-Gymnasium. Nach dem Krieg trat Wischnewski unter dem Einfluss von Kurt Schumacher 1946 in die SPD und IG Metall ein. Seine neue Heimat fand Wischnewski in Köln, von 1957 bis 1990 gehörte Wischnewski dem Deutschen Bundestag an. Wischnewski war Vorsitzender der Kölner SPD, Bundesvorsitzender der Jungsozialisten, Mitglied im Europäischen Parlament, Bundesgschäftsführer der SPD, deren stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Staatsminister im Auswärtigen Amt und im Bundeskanzleramt.

Die Preisträgerin: Christel Plöthner
Christel Plöthner wurde 1951 in Köln geboren. In Bayern erlernte Plöthner die Kunst der Fotografie und wechselte, dann ihre Heimatstadt zurück und arbeitete als Assistentin des bekannten Modefotografen und Porträtisten Peter H. Fürst. Seit 1982 leitet Christel Plöthner die Werkstatt im Fachbereich Fotografie am Berufskolleg Kartäuser Wall. Zahlreiche Ausstellungen zeugen von ihrer Arbeit, im Rautenstrauch-Joest-Museum, im Museum König in Bonn, in Kattowitz oder in Lille. 1997 wurde Plöthner mit dem Staatspreis für das Kunsthandwerk in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. 2003 gewinnt sie den Hasselblatt-Wettbewerb in Linz an der Donau.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung