Düsseldorf | Der Hauptangeklagte im Prozess um die „Düsseldorfer Zelle“ des Terrornetzwerks Al-Kaida gerät zunehmend unter Druck. Ein als Zeuge geladener Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) belastete den 31-Jährigen Abdeladim El-K. heute vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf schwer. Der BKA-Mann berichtete von einem Schreiben des 31-Jährigen aus dem Jahr 2011 an einen führenden Al-Kaida-Scheich. Darin habe der Angeklagte seinen Treueeid gegenüber der Terrororganisation bekräftigt.

Die Bundesanwaltschaft wirft El-K. und den drei Mitangeklagten Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Das Schreiben mit dem Treueeid, das die Ermittler laut dem Zeugen auf dem Laptop von El-K. fanden, ist damit ein wichtiges Indiz für die Anklage. „Sieg oder Märtyertum“ und das „Schlachten der Hunde“ soll El-K. der Al-Kaida-Spitze versprochen haben. Auch von der Vorbereitung eines Anschlags sei in dem Schreiben die Rede gewesen, berichtete der BKA-Kommissar weiter. Andere auf dem Computer gefundenen Dateien belegten zudem, dass sich El-K. im Frühjahr 2010 vier Monate in einem Ausbildungslager von Al-Kaida in Waziristan im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgehalten habe. Die Dateien hätten unter anderem Anleitungen zum Bau von Bomben und für „konspirative Kommunikation“ umfasst. El-K. habe sich „definitiv mit Bombenbau befasst“, bilanzierte der BKA-Ermittler.

Angeklagter putzte in Unternehmensberatung

Der gebürtige Marrokaner El-K. war nach seinem Abitur zum Studium nach Deutschland gekommen. Nach Feststellung des BKA bürgten sowohl der Vater, ein Onkel und ein Schwager für die Finanzierung des Studiums. An der Fachhochschule Bochum schrieb sich El-K. 2006 für die Fächer Mechatronik und Maschinenbau ein. Einige Zeit jobbte der Angeklagte nebenher – unter anderem bei einer Zeitarbeitsfirma sowie einem Reinigungsbetrieb, für den er auch in einer Düsseldorfer Unternehmensberatung putzte. El-K. habe sein Studium „relativ kontinuierlich“ verfolgt, bis er dann ab Februar 2009 keine Prüfungen mehr abgelegt habe, berichtete der BKA-Mann. Ende August 2009 habe ihn die Hochschule deshalb exmatrikuliert.

Auf die Spur der vierköpfigen „Düsseldorfer Zelle“, die El-K. schließlich aufgebaut haben soll, kamen die Ermittler durch einen Informanten aus dem Umfeld von Al-Kaida. Daraufhin setzten sie das mutmaßliche Terrorristen-Quartett unter Beobachtung. Ende April 2011 nahm ein Sondereinsatzkommando drei der jetzt Angeklagten in einer Düsseldorfer Wohnung fest, als sie aus Grillanzündern Hexamin als Grundlage für einen Sprengstoff gewinnen wollten. Der vierte Mann wurde Ende 2011 in einem Bochumer Studentenwohnheim verhaftet.

Autor: Frank Bretschneider/ dapd