Köln | Die Handwerkskammer zu Köln stellte heute die Ergebnisse ihrer jährlichen Herbstumfrage zur Wirtschaftslage der Handwerksbetriebe in der Region Köln-Bonn vor. Demnach stufen 89 Prozent der Unternehmer die wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend ein. Dies ist das fünftbeste Ergebnis seit 1980. Die Handwerkskammer rechnet für dieses Jahr mit einem Beschäftigungsplus. Zugleich forderte sie eine verlässlichere Politik, um der Verunsicherung durch Krisengerede und Negativ-Prognosen entgegenzuwirken.

42 Prozent der Unternehmer beschreiben ihre Geschäftslage als gut. Die Zahl der Betriebe, die ihre Geschäftslage kritisch sehen, ist gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen und beträgt nun elf Prozent statt 8,5. Als befriedigend stufen 47 Prozent der Unternehmer ihre Lage ein. Vor dem Hintergrund der aktuell eher negativen Wachstumsprognosen für 2013 seien die Ergebnisse der Umfrage zufriedenstellend, so Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. Positiv hatte sich die Anhebung der Wertgrenzen für beschränkte Auftragsauschreibungen in Nordrhein-Westfalen ausgewirkt. So mussten weniger Aufträge international ausgeschrieben werden, was die Chancen für kleine und mittlere Betriebe aus der Region erhöht hat. Ob die Anhebung über das Jahr 2012 hinaus bestehen bleibt, ist derzeit unklar.

Für das kommende Halbjahr erwarten nur 15 Prozent der Betriebsinhaber eine Verschlechterung der Geschäftslage. Im Vorjahr waren es noch 26 Prozent. Ein Fünftel der Befragten erwartet gar eine Verbesserung. Der positive Wirtschaftsverlauf hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen. Insgesamt gibt es mehr Betriebe mit vergrößerter als mit verkleinerter Belegschaft. Für das Jahr 2012 rechnet die Handwerkskammer zu Köln daher mit einem leichten Anstieg bei der Gesamtbeschäftigung im Handwerk.

Die Träger dieses stabilen Konjunkturklimas sind vor allem die Bau- und Ausbaugewerbe. Dies stehe mit den hohen Investitionen in Immobilien aus dem Privatsektor im Zusammenhang, so Weltrich. Negativ ist der Trend im Kfz-Handwerk. Im Gegensatz zum Herbst 2011 mit 41 Prozent positiven Einschätzungen bewertet nur noch ein Fünftel der Unternehmer die Geschäftslage als gut. Die Zahl der Neuzulassungen sinkt und der Markt erlebt eine Sättigung, teilte Weltrich mit. Das Gesundheitsgewerbe weist ebenfalls einen Abwärtstrend auf. Lediglich 21 Prozent der Betriebe beurteilen ihre Situation als gut, mehr als ein Drittel spricht von schlechter Geschäftslage. Im Herbst 2011 war dieses Verhältnis noch umgekehrt.

Hauptgeschäftsführer Ortwin Weltrich betonte die Wichtigkeit der politischen Rahmenbedingungen. Nur wenn verlässliche Politik betrieben werde, könnten die Handwerksbetriebe weiterhin stabil wirtschaften, so Weltrich. Die Verunsicherung durch Euro-Krise und schwachen Konjukturprognosen sei ohnehin schon hoch. Zudem forderte er eine Förderung von energetischer Gebäudesanierung seitens der Politik. Die Probleme im Netzausbau würden es erforderlich machen, den Energieverbrauch zu senken. Dafür fehle jedoch ein klares politisches Signal, so Weltrich. Die Handwerkskammer hatte rund 4.000 Betriebe um Auskunft gebeten und von 650 eine Antwort erhalten.

Autor: Christian Bauer
Foto: Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, ist mit den Ergebnissen zufrieden.