Paris | aktualisiert | Bei der Wahl des neuen Staatspräsidenten in Frankreich haben der sozialliberale Kandidat Emmanuel Macron und Front-National-Chefin Marine Le Pen die Stichwahl erreicht.

Nach der Auszählung von 97 Prozent der Stimmen kam Macron auf rund 23,9 Prozent, Le Pen lag bei rund 21,4 Prozent, teilte das französische Innenministerium mit. Es folgen der Konservative François Fillon (rund 20 Prozent) und der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon (rund 19,6 Prozent).

Der Kandidat der etablierten Sozialisten, Benoît Hamon, erreichte nur rund 6,4 Prozent der Stimmen. Fillon und Hamon riefen jeweils ihre Wähler dazu auf, in der Stichwahl für Macron zu stimmen. Auch der französische Ministerpräsident Bernard Cazeneuve schloss sich dem an. Die Stichwahl soll am 7. Mai stattfinden.

Frankreichs Ex-Außenminister Kouchner feiert Macron

Frankreichs ehemaliger Außenminister Bernard Kouchner sieht den Erfolg des unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl als Wendepunkt in der französischen Geschichte. „Das ist ein Erdbeben in unserem Land“, sagte Kouchner in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Man habe jetzt zwei Kandidaten, „von denen einer bis vor einem Jahr komplett unbekannt war. Keine der großen Parteien ist im Finale“. Einen Sieg von Marine Le Pen in der Stichwahl am 7. Mai hält Kouchner für ausgeschlossen. Er sei mit Macron zum ersten Mal seit vielen Jahren optimistisch.

„Wir sind zurück in der EU. Wir kommen mit ihm zurück nach Europa. Wir sehen den blauen Himmel und nicht nur die Wolken.“ Kouchner war von 2007 bis 2010 französischer Außenminister unter dem damaligen Premierminister François Fillon.

Lambsdorff erfreut über Abschneiden Macrons bei Frankreich-Wahl

Der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), hat sich erfreut über das gute Abschneiden des unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich geäußert. Für Europa sei der Sieg von Macron eine gute Nachricht, sagte der FDP-Politiker am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Wenn Macron tatsächlich gewinnen sollte, werde es die größte Herausforderungen für ihn sein, Mehrheiten im Parlament für seine Politik zu finden.

Als „ganz unangenehme Person“ bezeichnete Lambsdorff Front-National-Chefin Marine Le Pen, die wie Macron in die Stichwahl einzog. Er glaube aber nicht, dass der Erfolg Le Pens Rückenwind für die AfD bedeute. Gerade der AfD-Parteitag am Wochenende in Köln habe gezeigt, wie „chaotisch“ es in dieser Partei ablaufe, so der FDP-Europapolitiker weiter.

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Sozialdemokratische Europapolitiker werben für Macron

6:27 Uhr > Sozialdemokratische Europapolitiker haben sich vor dem zweiten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl am 7. Mai für ein möglichst breites Bündnis zugunsten Emmanuel Macrons ausgesprochen. „Ich kann nur hoffen, dass sich jetzt alle Demokratinnen und Demokraten in der Stichwahl für Macron aussprechen“, sagte Michael Roth (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt und Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit, der „Welt“. Roth zeigte sich erfreut über Macrons Abschneiden im ersten Wahlgang.

Dies zeigte, dass man „in diesen für Europa so schwierigen Zeiten mit klarer pro-europäischer Haltung Wählerinnen und Wähler überzeugen kann“. Nationalismus und Populismus seien, sagte Roth, „kein Schicksal, dem wir uns einfach so ergeben müssen. Im Gegenteil! Politikerinnen wie Le Pen sind zu schlagen.“

Der SPD-Europaabgeordnete Jo Leinen sagte, nun müssten „die Republikaner, das heißt alle staatsbewussten Franzosen das Übel Le Pen verhindern helfen“. Emmanuel Macron benötige „nun die Unterstützung sowohl der Wähler von Fillon als auch des linken Lagers“. Leinen sieht in Empfehlungen für die französischen Wähler aus dem Ausland kein grundsätzliches Problem.

„Die Äußerungen aus dem Ausland sollten nicht übertrieben daherkommen. Dennoch sollten wir unsere Sympathien zeigen“, sagte Leinen der „Welt“. „Die Franzosen wissen ohnehin, dass das europäische Ausland sich Macron als Präsidenten wünscht, und nicht Le Pen.“

Man könne daher „jetzt richtig Flagge zeigen“, sagte der SPD-Politiker. „Wir sollten die Franzosen auffordern, nicht das letzte Jahrhundert zu wählen, sondern das 21. Jahrhundert. Le Pen steht für die Vergangenheit des nationalistischen Denkens, Macron für die Zukunft des europäischen Denkens. In gewissem Maße sollten sich die Europäer nun zu Macron bekennen.“

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Berichte vom Wahlabend in Frankreich

Hochrechnungen: Macron und Le Pen bei Wahl in Frankreich vorn

20:16 Uhr > Bei der Wahl des neuen Staatspräsidenten in Frankreich liegen der sozialliberale Kandidat Emmanuel Macron und Front-National-Chefin Marine Le Pen ersten Hochrechnungen zufolge vorn: Dem Sender TF1 zufolge kamen beide in der ersten Runde auf 23 Prozent der Stimmen, laut dem Sender „France Info“ liegt Macron mit 23,7 Prozent vor Le Pen mit 21,7 Prozent. Dahinter folgen der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon und der Konservative François Fillon mit jeweils knapp 20 Prozent. Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen treten am 7. Mai in einer Stichwahl gegeneinander an.

Insgesamt waren knapp 47 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen, bis 17:00 Uhr hatten dem französischen Innenministerium zufolge knapp 70 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Insgesamt standen elf Kandidaten zur Wahl, der amtierende Präsident François Hollande war nicht noch einmal angetreten. Angesichts der jüngsten Anschläge war die Wahl durch ein massives Polizeiaufgebot abgesichert worden.

Frankreich: Fillon ruft zur Wahl Macrons auf

21:00 Uhr > Der konservative Kandidat François Fillon hat seine Niederlage bei der Präsidentenwahl in Frankreich eingeräumt und angekündigt, er werde in der Stichwahl für den sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron stimmen: Die Wähler sollten dies ebenfalls tun, erklärte Fillon am Sonntagabend. Extremismus bringe nur Unglück und Spaltung, betonte er. Deshalb gebe es keine andere Wahl, als am 7. Mai gegen die extreme Rechte zu stimmen.

Macron tritt in der zweiten Runde der Präsidentenwahl voraussichtlich gegen die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, an: Er kam ersten Hochreichungen zufolge im ersten Durchgang auf knapp 24 Prozent der Stimmen, Le Pen liegt demnach bei knapp 22 Prozent, Fillon und der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon liegen gleichauf bei 19,5 Prozent. Auch der französische Ministerpräsident Bernard Cazeneuve und der sozialistische Kandidat Benoît Hamon riefen dazu auf, in der zweiten Runde für Macron zu stimmen.

Autor: dts | Foto: Frederic Legrand COMEO/www.shutterstock.com