Das Symbolbild zeigt einen Ford-Fiesta

Köln | aktualisiert | Was wird aus Ford in Köln? Es sind Hiobsbotschaften für den Standort Köln, die die „Automobilwoche“ öffentlich machte. Jetzt reagiert die IG Metall Köln. Heute gab es in Köln eine außerordentliche Betriebsversammlung und report-K hörte bei Ford und der Stadt Köln nach.

Das sagt das Unternehmen Ford

Das Unternehmen kommentiere die Spekulationen nicht, heißt es in der Antwort an Kölns Internetzeitung. Aber es dementiert sie auch nicht und spricht von einer „möglichen Umstrukturierung“. So schreibt die Pressesprecherin von Ford in Köln: „Wir kommentieren die aktuellen Spekulationen über eine mögliche Umstrukturierung bei Ford in Europa nicht. Ford beschleunigt derzeit seine Pläne für den Aufbau eines vollständig elektrisch betriebenen Fahrzeugportfolios in Europa. Bis 2030 werden alle neuen von Ford in der EU verkauften Pkw elektrisch sein, bis 2035 auch alle neuen Ford Nutzfahrzeuge. Diese Transformation bringt erhebliche Veränderungen mit sich, wie wir Ford-Fahrzeuge entwickeln, bauen und verkaufen, und wird Auswirkungen auf unsere zukünftige Organisationsstruktur haben. Weitere Einzelheiten geben wir bekannt, sobald unsere Pläne final sind und wir unsere Belegschaft informiert haben.“

Das sagt Kölns Oberbürgermeisterin

Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Ich stehe im Kontakt mit dem Kölner Ford-Management und habe zugesichert, dass die Stadt Köln dem größten privaten Arbeitgeber in unserer Stadt weiterhin konstruktiv ihre Hilfe anbietet. Dabei ist mein Ziel selbstverständlich, dass am Standort Köln möglichst viele Stellen erhalten bleiben und dass ein Stellenabbau, sollte es dazu kommen, sozialverträglich erfolgen muss.“

Das sagt die IG Metall Köln

Die IG Metall Köln spricht von einem geplanten Stellenabbau in der Produktentwicklung. Hier sollen im vierstelligen Bereich Mitarbeitende abgebaut werden. Ein herber Schlag für den Standort Köln, denn es geht um hochwertige Arbeitsplätze. Die Entwicklung von Fahrzeugen soll nach USA verlagert werden. Bei der IG Metall stößt dies auf Unverständnis, da erfolgreiche Fahrzeuge wie der Fiesta hier für den europäischen Markt entwickelt wurden. Zudem sollen nachfolgend Stellen in der Verwaltung abgebaut werden.

So schreibt die IG Metall in einer Erklärung: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass es den Kolleginnen und Kollegen – auch in Zukunft – gelingen wird, profitable E-Modelle für Europa und die Welt zu entwickeln, sofern sie die Chance dafür bekommen. Ohne diese Entwicklungen legt Ford aus unserer Sicht die Axt an die eigene Zukunft!“

Die IG Metall verweist auf die Besonderheiten des europäischen Marktes und fürchtet Auswirkungen auf den Produktionsstandort in Köln. Für viele Kölner:innen sei Köln ohne Ford nicht denkbar, so die IG Metall in ihrer Einschätzung. Die Gewerkschaft fordert die Ford-Geschäftsleitung auf ihre Pläne zu überdenken und die Produktentwicklung über Folgeprojekte zu sichern.

Die Gewerkschaft signalisiert aber nicht nur Verhandlungsbereitschaft, sondern droht: „Dazu wird der Betriebsrat in den kommenden Wochen in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung eintreten. Sollten diese Verhandlungen nicht erfolgsversprechend im Sinne einer Zukunftssicherung für die Beschäftigten verlaufen, werden wir uns als IG Metall in diesen Prozess mit einschalten. Dabei werden wir auch nicht vor Maßnahmen zurückschrecken, die das Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern europaweit empfindlich treffen könnten!“

Nach Informationen der „Automobilwoche“ vom Wochenende berief der Ford Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka die 14.000 Mitarbeitenden von Ford in Köln heute zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung ein, auf der auch Ford-Deutschlandchef Martin Sander sprechen sollte.

Das sagt die Kölner SPD im Rat der Stadt Köln

Christian Joisten, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion in einem schriftlichen Statement: „Über dreitausend gestrichene Stellen sind ein Schock für uns alle in Köln. Unsere Solidarität gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fordwerke, die nun sorgenvoll in die Zukunft blicken. Wir werden uns als SPD dafür stark machen, Forschung, Entwicklung und Produktion von E-Automobilien am Standort Köln zu stärken, damit neue Jobs in diesem Zukunftssektor in Köln entstehen. Um einer drohenden Deindustrialisierung unseres Landes und unserer Region entgegenzuwirken, brauchen wir eine nationale Strategie und kluge Konzepte bei uns vor Ort. Globale Wettbewerbsfähigkeit setzt passende Rahmenbedingungen mit finanziellen Anreizen und schnelleren Bauverfahren voraus. Das Beispiel DEVK zeigt, dass die Kölner Stadtverwaltung in diesem Punkt versagt und den Verlust tausender weiterer Arbeitsplätze in Kauf nimmt.“

Ford in Köln

Letztmalig strich Ford in Europa im Jahr 2020 rund 5.400 Stellen. In Köln erinnert sich noch mancher an das Jahr 2012 als streikende Arbeiter:innen aus Genk vor die Tore des Kölner Werks zogen und von der Kölner Polizei eingekesselt wurden. Am belgischen Standort in Genk, dass bis Ende 2014 geschlossen wurde, waren rund 4.300 Beschäftigte betroffen. Daran hängen aber immer weitere Arbeitsplätze. Genk wurde damals geschlossen, weil die Produktion nach Spanien verlegt wurde. Damals waren betriebsbedingte Kündigungen an den beiden deutschen Ford-Standorten Köln und Saarlouis bis Ende 2016 ausgeschlossen.

Gegründet 1925 in Berlin zog das Unternehmen an den Rhein. Dazu unterzeichnete der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer am 28. Oktober 1929 den Vertrag über den Bau der Produktion auf einem 177.000 Quadratmeter großen Grundstück in Köln-Niehl. Ford baut seit 1931 in Köln Niehl Kraftfahrzeuge. Es gab sogar ein Modell, den Ford Köln, der den Namen der Stadt trug, in der er von 1932 bis 1936 produziert wurde. Nach dem Krieg fertigte Ford in Köln zunächst den Buckeltaunus und später den „Weltkugeltaunus“, den Taunus 12M. Seitdem arbeiten mehr als 10.000 Menschen bei Ford in Köln. Köln-Niehl ist seit 1988 auch Sitz von Ford of Europe. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 131.256 Ford-Pkw zugelassen, was einem Marktanteil von 5 Prozent entspricht.

ag