Annett Louisan thematisiert beim neuen Thema das Älterwerden. Foto: Jim Rakete

Köln Mit ihrem neuen Album “Babyblue” geht Annett Louisan jetzt im Herbst auf Tour. Am 16. November ist sie ab 20 Uhr zu Gast im Palladium an der Schanzenstraße. Ihre neue CD ist, das wird gleich klar, ein Album über den Blues in der Mitte des Lebens und das Älterwerden. Voller Hingabe und Humor, augenzwinkernd und aufrichtig zugleich, erzählt Louisan über Angst, aber auch das Annehmen dieses Lebensabschnittes. Vom Glück und vom Unglück, wie sich beides bedingt und wie nicht nur Menschen kommen und gehen, sondern auch man selbst. So lange, bis man schließlich wieder zu sich findet. Wir haben vorab mit der Musikerin über das Album und die Tour gesprochen.

Wie ist der neue Albumtitel “Babyblue” entstanden?

Annett Louisan: Ursprünglich gab es den Arbeitstitel “Mittlere Jahre” , aber “Babyblue” bietet mehr Raum für Interpretationen und Assoziationen. Es findet sich auch als Titel auf dem Album wieder und ist meine Hommage an die großen, melancholischen Popsongs, mit denen ich aufgewachsen bin.

Mit „Mittleren Jahre“ sind eine wichtige Zeit im Leben

Wie gehen Sie selbst mit den mittleren Jahren um?

Louisan: Das ist für mich ein wichtiges Thema. Die Menschen gehen ganz verschieden mit dem Älterwerden um. Manche haben Angst davor und verdrängen das Thema, weil sie es ablehnen. Insgesamt wird die Menschheit aber immer älter und ab 40 Jahren passiert in der zweiten Lebenshälfte derart viel im Leben, dass man sich damit beschäftigen sollte. Es ist eine wichtige Zeit im Leben von jedem. Ich möchte auch nicht dahin zurück, wo ich als junger Mensch war, sondern ich will neue Orte sehen und neue Erfahrungen sammeln. Beim Älterwerden braucht man aber auch manchmal viel Humor. Die Songs des Albums betrachten diese besondere Lebensphase aus ganz verschiedenen Winkeln. Bei jedem Album, an dem man arbeitet, durchschreitet man gerade eine andere Lebensphase und die Dinge, mit denen man sich gerade beschäftigt, fließen ganz natürlich mit ein, auch wenn dieses Album nicht komplett autobiografisch ist.

Was hat sich in Ihrem Leben verändert?

Louisan: Man muss sich von manchen Dingen verabschieden und auch das Selbstbild verändert sich stetig. Ich verbringe meine Zeit viel bewusster und entscheide genau, wofür ich im Leben Zeit investiere und wofür nicht. Ich bereite mich auch ganz anders auf eine große Tour vor, als ich das früher getan habe. Eigentlich muss man jeden Tag neu improvisieren, das ist nicht immer einfach und vielleicht wird man auch etwas kauziger und komplizierter für seine Umgebung. Grundsätzlich bin ich ein optimistisch denkender Mensch, aber auch die Tiefs gehören zum Leben. Sie bieten die Chance, etwas dazulernen zu können. Vielleicht wird man auch erst im Alter zu der Person, die man immer werden sollte.

Annett Louisan kommt im November nach Köln. Foto: Jim Rakete

Das ist Ihr zehntes Studioalbum – wie hat sich die Arbeit an den neuen Songs verändert?

Louisan: Mir ist es enorm wichtig, mich bei meiner Musik nicht zu wiederholen, sondern dorthin zu gehen, wo ich noch niemals war, um immer wieder neue Ideen und Themen für die Songs zu finden. Das ist eine Sehnsucht, die mich stets bei meiner Arbeit antreibt. Natürlich verändert sich auch der eigene Musikgeschmack stetig mit dem Älterwerden. Wichtig ist mir auch, dass die Songs eine gewisse Leichtigkeit behalten und nicht zu verkopft werden. Anders ist heute zudem, dass ich weniger aus der Hand geben kann. Das liegt auch daran, dass ich mir einfach mehr zutraue und dass ich mehr aus der eigenen Schaffenskraft schöpfen möchte.

Das Muttersein ist eine echte Meisterschaft

Sie haben eine sechsjährige Tochter – wie hat das Ihr Leben verändert?

Louisan: Meine Tochter gibt mir viel Energie und ist ein schöner Spiegel für mich. Diese Intensität des Lebens über sie zu erfahren, tut mir gut. Das Muttersein ist aber auch eine echte Meisterschaft und verändert das Leben komplett. Das Leben entschleunigt sich und man lernt wieder, mehr das eigene Bauchgefühl freizulegen und einfach den Moment zu genießen. Wenn die Kinder verstehen, dass man nur dann das Glück auch weitergeben kann, wenn man sich selbst glücklich machen kann, haben diese schon sehr viel gelernt.

Was erwartet das Publikum beim Kölner Konzert?

Louisan: Das wird eine handgemachte und sehr facettenreiche Show im Palladium. Ich habe eine wunderbare Band, mit der ich erstmals unterwegs bin. Sie war schon beim Album im Studio dabei. Wir planen eine tolle Bühnenshow und werden die neuen Songs mit den Klassikern zusammenbringen. Es wird auch wieder viel improvisiert, sodass jeder Abend anders ist. Es geht dann einfach um die Magie des Raums und um den Dialog mit dem Publikum.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Louisan: Ich habe selbst nie in dieser Stadt gelebt, aber es ist eine Stadt, in der ich mir gut vorstellen kann, zu leben. Ich mag die Rheinländer, ihren Humor und ihre Art zu feiern. Das erlebe ich immer, wenn ich meine Kölner Freundin in Hamburg treffe.

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