Jeder Ast, jeder Halm und jedes Spielzeug im Gehege nahm Rubia heute genau unter die Lupe. Ihren spanischen Namen verdankt sie übrigen ihrem für Tapire außergewöhnlichen  blonden Schopf – „Rubia“ heißt auf Spanisch „die Blonde“. Auch wenn manches Heunetz oder manches Insekt das kleine weibliche Tapir-Jungtier heute noch ganz schön erschreckte, beschnupperte es kurz darauf schon wider jeden Winkel. Dabei traute sich Rubia auch schon ein ganzes Stück von ihrer dreijährigen Mutter „Siri“ weg. Ganz aus den Augen ließ sie ihre Mutter jedoch nie. Ihren Vater hat Rubia noch nicht kennen gelernt. „Ailton“ hat derzeit nur aus der Ferne mit seinem Nachwuchs Bekanntschaft gemacht.


Verschmust schnuppert Rubia an ihrer Mutter Siri


Noch trägt Rubia ihr Frischlings-Fell


Erster Nachwuchs nach rund 20 Jahren
Rubia ist der erste Nachwuchs im Kölner Zoo seit vielen Jahren. Denn 1982 beendet der Zoo vorübergehend seine Haltung von Tapiren. Erst mit der Eröffnung der neuen Südamerika-Anlage 2008 hielten die Tiere wieder Einzug in den Zoo. Rubia ist nun erst das 6. Jungtier, das in Köln geboren wurde. Tapire tragen ihren Nachwuchs rund 400 Tage. Bei der Geburt wiegen Flachlandtapire rund sechs Kilogramm. Dank der mütterlichen Milch nehmen sie schnell zu. So wiegt Rubia schon nach rund zweieinhalb Wochen 15 Kilogramm. Neben der Muttermilch knabbert das Jungtier jetzt sogar schon an dem Gemüse, das Siri bekommt. In rund zehn Monaten wird sie dann ganz auf die Muttermilch verzichten. Das Fell von Rubia ist dich und wollig. Dabei ist es noch deutlich heller als das der älteren Tiere und weist die typischen gelblichen Streifen auf. Diese verschwinden zwischen dem ersten und sechsten Monat. Mit etwa eineinhalb bis zwei Jahren tritt dann die Geschlechtsreife ein. Tapire können ein hohes Alter von bis zu 35 Jahren erhalten.


Neugierig untersucht Rubia das Futternetz in ihrem Gehege


Größtes Säugetier Südamerikas
Der Flachland-Tapir ist im tropischen Südamerika verbreitet. Seit Bestand ist als einzige der 4 weltweit lebenden Tapirarten vorläufig noch gesichert. Er gilt jedoch in einigen Teilen bereits als verwundbar oder sogar gefährdet. Denn alle Tapir-Populationen zeigen eine stark abnehmende Tendenz, verursacht durch Überjagung und Lebensraumzerstörung. Tapire nehmen mit ihrer rüsselartig verlängerten Nase und Oberlippe eine große Vielzahl pflanzlicher Nahrung auf. Bis zu 300 Futterpflanzen – Früchte, Zweige und Kräuter – fressen sie täglich. Als größte Säugetiere im tropischen Südamerika schaffen sie Pfade auch für andere Tiere des Regenwaldes und sorgen für die Verbreitung von Samen und Früchten. Zudem lieben sie das Wasser und schwimmen sehr gerne. Insgesamt werden in den europäischen Zoos rund 300 Flachlandtapire gehalten. Um Inzucht zu vermeiden wird auch Rubia in ein oder zwei Jahren den Kölner Zoo verlassen.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung