Köln | Das Stadtarchiv bringt in diesem Jahr bereits die elfte Auflage des alljährlichen historischen Kalenders. In diesem Jahr stehen im Mittelpunk die Kölner Arbeitswelten im Zeichen des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund 700 Exemplare sollen zur Verfügung stehen. Der Kalender ist über das Historische Archiv, den Buchhandel und Kölntourismus, für 15 Euro erhältlich.

Nach der Währungsreform kam es in den 1950er Jahren in Deutschland zu einem bis dahin nicht gekannten wirtschaftlichen Aufschwung. Besonders sichtbar wurde dies direkt bei den Arbeitsplätzen – am Fließband bei Ford, in modernen Büroräumen der Bank für Gemeinwirtschaft oder in den Fertigungshallen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Insgesamt 12 ausgewählte schwarz-weiß-Aufnahmen des Kölner Fotografen Peter Fischer geben spezielle Eindrücke in die „Kölner Arbeitswelt“ im Wirtschaftswunderjahr. „Diese Zeit war eine Zeit der Gegensätze. Auf der einen Seite erinnerten die zerstörten Straßen und Gebäude auch noch Jahre nach Kriegsende an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Auf der anderen Seite schloss sich an die Währungsreform ein bis dahin nicht gekannter und nicht in der Form erwarteter wirtschaftlicher Aufschwung an“, erklärt Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leitende Archivdirektorin.

Zu den Aufnahmen

Die Fotografien stammen von Peter Fischer, der 1903 in Köln geboren wurde und 1980 starb. Sein Nachlass befindet sich als Bestand 1401 im Kölner Stadtarchiv. Die Aufnahmen im Kalender beschäftigen sich mit den wirtschaftlichen Veränderungen der 1950er Jahre und dem Wiederaufbau in Köln. Die Entwicklungen modernster Produktionstechniken bei Ford, die Entwicklung des Einzelhandels vom Tante-Emma-Laden zu Vorläufen der moderneren Supermärkte, erklärt Schmidt-Czaia.

„Die Arbeit ist heute – auch in der Produktion bei Ford – sicherer, saubere und auch leichter geworden. Auch das Management hat deutlich dazugelernt. Wie groß der Wandel war, zweigt der Kalender sehr anschaulich – im Falle von Ford der Monat Mai“, so Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH. „Jeder der diesen Kalender kauft, tut das gutes für die Stadt. Auch wir bei Ford tun das sehr gerne und wollen auch weiterhin mitwirken und mithelfen“, ergänzt Mattes.

Förderverein des Historischen Archivs

Finanziert wird der Kalender vom Förderverein des Historischen Archivs, so Burkhard von der Mühlen, Vorsitzender des Fördervereins des Historischen Archivs. Darunter fallen etwa Schenkungen oder die finanzielle Unterstützung beim Erwerb von Archivalien. Der Verein fördert das Historische Archiv zudem durch die Finanzierung von Ausstellungen, Publikationen und Arbeitskräften. Nach dem Einsturz des Historischen Archiv am 3. März 2009 engagiert sich der Förderverein für die Restaurierung der geborgenen Archivalien.

Auch Ford unterstützte die Stadt im Frühjahr 2009. Rund 170 Mitarbeiter sollen damals als Freiwillige nach der Katastrophe mitgeholfen haben, so Mattes. Mit dem Ford Community Involvment Programm, bekommen alle Mitarbeiter der Ford-Werke zusätzlich bezahlte Tage für ehrenamtliches Engagement.

„Bei einer Stadt mit der Geschichte wie Köln ist ein solches Archiv eine unerschöpfliche Fundgrube. Die Entwicklung der Sprache, des Rechts, der Religion, der Werteskala“, so Dr. Claus Welcker, Zeitzeuge und von 1965 bis 1992 Geschäftsführer der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG.

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Veranstaltung – 10 Jahre Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln

Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums lädt das Archiv der Stadt Köln alle Interessierten Bürger zur Veranstaltung „10 Jahre Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln“ im Gürzenich ein.

Es geht um die aufbrausende Gewalttäter, jugendliche Straßenbanden, brutale Räuber und renitente Bürger, denn diesen Gestalten begegnen wir bei der Lektüre von Kriminal- und Gerichtsakten aus der reichsstädtischen Zeit Kölns. Die „Turmbücher“, in denen die Verhöre von Häftlingen auf den Stadttürmen dokumentiert sind, gehören zu den großen Schätzen des Historischen Archivs. Auszüge aus diesen Quellen machen einige der markanten Taten und menschlichen Schicksale aus.

Im Gespräch mit dem Historiker Gerd Schwerhoff, Professor an der Technischen Universität Dresden und Experten für Kriminalitätsgeschichte, werden die sozialen Hintergründe von Taten und Tätern ebenso beleuchtet wie der Umgang der Obrigkeit mit der Kriminalität. Gesprächspartner ist der Journalist und Köln-Versteher Martin Stankowski. Der WDR-Hörfunkmoderator Jürgen Keimer rezitiert die historischen Protokolle.

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Autor: Irem Barlin
Foto: von links nach rechts: Dr. Claus Welcker, Bernhard Mattes, Dr. Bettina Schmidt-Czaia und Burkhard von der Mühlen