Köln | aktualisiert | Kardnal Meisner, der im Februar 2014 in Ruhestand trat, ist in Bad Füssing während eines Urlaubes gestorben. Joachim Meisner wurde 83 Jahre alt. Als Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche nannte er sich selbst gerne den „Wachhund Gottes“ und war mehr als 25 Jahre Erzbischof von Köln. Er selbst hatte Papst Franziskus um seine Abberufung gebeten. Meisner stand Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI sehr nahe und erlebte mit ihm gemeinsam den Weltjugendtag in Köln, dessen Ausrichtung einer der Höhepunkte für das Erzbistum Köln in den letzten Jahrzehnten war. Um 12 Uhr wird im Kölner Dom mit Domdechant Monsignore Robert Kleine an Kardinal Meisner gedacht.

Meisner sorgte mit seinen Aussagen immer wieder für Empörung, wenn er etwa von „entarteter Kunst“ sprach oder 2005 Abtreibungen mit dem Holocaust verglich. Als junger Bischof in Erfurt fiel der Satz, der ihn zum „Wachhund Gottes“ machte, der Wachhund, der nur dann sein Fressen verdiene, wenn er im entscheidenden Moment auch belle. Papst Johannes Paul II. gefiel dies und Meisner bellte bis zu Letzt, etwa zur Unauflöslichkeit der Ehe.


So fiel das Urteil vieler Zeitgenossen schon zu seinem Rücktritt differenziert aus. So bewertete die damalige Ministerpräsidentin zu seinem Rücktritt manche Positionen kritisch.

Bis zuletzt sorgte Meisner auch innerhalb der Katholischen Kirche immer wieder für Aufsehen. So wandte er sich erst noch Mitte September 2016 zusammen mit anderen Kardinälen in einem Brief an Papst Franziskus und die Glaubenskongregation mit fünf „Zweifeln“ (dubia) und dem Wunsch nach Klarstellungen zum päpstlichen Schreiben Amoris laetitia, insbesondere zur Frage der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur heiligen Kommunion.

Weil der Papst nicht geantwortet hatte, wurde der Brief später öffentlich gemacht. Meisner kritisierte mehrfach in drastischer Sprache die Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften mit der heterosexuellen Ehe. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sprach er sich 2009 gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare aus.

Meisner wurde am 25. Dezember 1933 in Breslau geboren. Er hatte drei Brüder. Der Vater fällt im Krieg und war zuvor Einzelhändler. 1945 floh die Familie nach Körner in Thüringen. Meißner machte nach seinem Schulabschluß zunächst eine Lehre als Bankkaufmann. 1956 macht er mit Hilfe des Norbertuswerk sein Abitur in Magdeburg. Von 1959 bis 1962 studierte er Theologie und Philosophie in Erfurt. 1962 wird er zum Priester geweiht und zwischen 1963 bis 1966 Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt. Anschließend ist er bis 1975 Rektor des Caritasverbandes Erfurt. 1969 promoviert er in Rom. 1975 wird Meisner Weihbischof in Erfurt Meiningen und 1980 Bischof von Berlin. 1983 ernennt ihn Papst Johannes II zum Kardinal. Im Jahr 1989 wird Meisner Erzbischof von Köln.

Gedenken an Kardinal Meisner im Kölner Dom


Gedenkgottesdienst an Kardinal Meisner im Kölner Dom

Das Erzbistum Köln lädt alle Gläubigen zum Gedenken an den heute verstorbenen Alterzbischof Joachim Kardinal Meisner ein. Im Mittagsgebet heute um 12 Uhr im Kölner Dom mit Domdechant Monsignore Robert Kleine wird des Verstorbenen gedacht. Um 18.30 Uhr feiert Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki die Abendmesse im Kölner Dom für den Verstorbenen.

Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Tod von Joachim Kardinal Meisner

OB Henriette Reker hat heute traurig die Nachricht vom Tod von Joachim Kardinal Meisner aufgenommen: „Joachim Kardinal Meisner war ein kritischer Denker und Mahner. Über sein theologisches Wirken hinaus setzte er sich gerade in Köln immer wieder mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Er war tief im Glauben verwurzelt und vertrat in vielen Fragen die konservativen Positionen innerhalb der katholischen Kirche. Mit seinen Ansichten und Äußerungen gab er wichtige Impulse, löste aber auch heftige Diskussionen aus. Mit seiner regiden Haltung zur Arbeit der katholischen Schwangerenberatung donum vitae oder zum Richter-Fenster im Kölner Dom polarisierte er. Mit dem eher liberalen „Rheinischen Katholizismus“ tat er sich als gebürtiger Schlesier bis zum Ende seiner 25jährigen Amtszeit schwer.

Trotzdem waren seine Beiträge immer auch geprägt von großer Menschenliebe, präziser Analyse und tiefem Glauben. Er war ernsthafter Mahner, aber auch ein Mensch mit Humor. Ich habe mich öfter mit ihm austauschen können, etwa zur Frage des Schutzes der Schöpfung und erinnere mich gerne an meinen ersten Besuch des von ihm gehaltenen Gottesdienstes der Kölner Karnevalisten im Dom.“

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Präses Manfred Rekowskizum Tod von Kardinal Meisner

In einem Brief hat Präses Manfred Rekowski dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zum Tod seines Amtsvorgängers Joachim Kardinal em. Meisner kondoliert.  „Die Evangelische Kirche im Rheinland verliert mit Erzbischof Meisner einen zuverlässigen Gesprächspartner und Wegbegleiter, der uns in seiner persönlichen Glaubensstärke beeindruckt hat“, schreibt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

In seiner langen Amtszeit als Kölner Erzbischof habe Kardinal Meisner mit vier Präsides und einem Vakanzverwalter des Präsesamtes der Evangelischen Kirche im Rheinland vertrauensvoll zusammengearbeitet. „Wir haben gemeinsam ökumenische Gottesdienste und Vespern gefeiert und regelmäßig gegenseitige Begegnungen durchgeführt. Auch wenn seine Bestimmtheit in Glaubensfragen ihn nach außen mitunter kühl erscheinen ließ, haben wir ihn ganz persönlich als zugewandten Mitbruder erlebt“, so Rekowski weiter. Ein sehr wichtiger ökumenischer Meilenstein, der für die rheinische Kirche mit Joachim Meisner verbunden bleiben werde, sei die  1996 von ihm mit unterzeichnete „Vereinbarung zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Erzbistum Köln sowie den Bistümern Aachen, Essen, Münster und Trier zur gegenseitigen Anerkennung der Taufe“.

Präses Rekowskis Brief an Kardinal Woelki schließt: „Mit Ihnen und dem Erzbistum Köln trauere ich um einen Glaubenszeugen, der über die Grenzen seiner Kirchenprovinz hinaus gewirkt hat. Ich bitte Gott um Halt für seine Kirche und um Trost für seine Angehörigen in der Stunde des Abschieds.“

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Ministerpräsident Armin Laschet zum Tod von Joachim Kardinal Meisner

„Mit großer Trauer habe ich heute Morgen erfahren, dass der frühere Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, im Alter von 83 Jahren gestorben ist. Mit Kardinal Meisner verlieren wir eine der prägenden Persönlichkeiten der Katholischen Kirche, einen leidenschaftlichen Seelsorger und streitbaren Theologen, der für seinen Glauben und seine Kirche in einzigartiger Weise einstand und für seine Klarheit und seine Frömmigkeit respektiert wurde.
 
Joachim Kardinal Meisner, geboren am 25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien, ist heute in seinem Urlaubsort Bad Füssing in Niederbayern gestorben. Er war von 1989 bis 2014 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kirchenprovinz Köln. Zuvor war er von 1980 bis 1989 Bischof von Berlin und von 1982 bis 1989 Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz.
Der Wechsel aus dem preußischen Berlin ins katholische Rheinland war ein kultureller Bruch, und er war für ihn selbst wie auch für seine Gläubigen immer wieder spürbar. Aber die Gläubigen im Erzbistum und wir alle, auch die, die in der Politik Verantwortung tragen und trugen, wussten, was sie an ihrem Kardinal hatten.

Er war ein wichtiger, uns immer verlässlicher Ansprechpartner der Landespolitik und eine der bedeutenden Persönlichkeiten unseres Landes. Joachim Kardinal Meisner war ein Mann, der stets den Mut hatte, auch unpopuläre Positionen zu vertreten. Durch seine pointierten und kritischen Einlassungen hat er wichtige gesellschaftliche, politische und kirchliche Debatten unserer Zeit geprägt. Er konnte dies, weil seine Positionen und seine Haltungen auf dem festen Fundament seines christlichen Glaubens standen.

Mit seinem Tod geht ein Leben zu Ende, das auf sehr eindrucksvolle Weise die wechselvolle Geschichte unseres Landes und der Katholischen Kirche nach 1945 widerspiegelt. Zu den frühen Prägungen Kardinal Meisners gehört die Erfahrung der Vertreibung. Oft hat er dieses Erlebnis eindrucksvoll geschildert, und allein dadurch den vielen Heimatvertriebenen, die in Nordrhein-Westfalen ein Zuhause gefunden haben, Trost gespendet und Anerkennung geschenkt.

In der damaligen DDR erlebte der gebürtige Breslauer einen autoritären Staat, der den christlichen Glauben als Gefahr fürchtete und Gläubige wie Repräsentanten der christlichen Kirchen schikanierte und bekämpfte. Davon ließ sich Joachim Meisner nicht entmutigen, im Gegenteil. In Erfurt studierte er Theologie, wurde dort und später dann im geteilten Berlin Bischof.

Kardinal Meisner verdanken wir in Nordrhein-Westfalen mit dem Weltjugendtag 2005 eines der großen spirituellen Ereignisse unserer Zeit, bei dem die Weltkirche als globale Gemeinschaft erlebbar war, und den Besuch eines Papstes in unserem Bundesland. Viele Bischofsernennungen gehen auf ihn zurück. Sein Rat wurde in der Weltkirche geschätzt.

Im Bistum Berlin und dann über ein Vierteljahrhundert hinweg als Erzbischof von Köln stritt Joachim Kardinal Meisner vehement für seine Überzeugungen. Seine kritischen Einlassungen zu grundsätzlichen und aktuellen gesellschaftlichen Themen, zu Fragen der Politik und des Lebens waren immer pointiert und klar. Sie ließen niemanden unberührt, sie waren immer Anstöße, die eigene Position zu überdenken. Mit Kardinal Meisner konnte man streiten, weil seine Position und Haltung stets auf einem festen Fundament ruhten. Für seine Klarheit und seine Frömmigkeit wurde er respektiert. Seine Stimme fand Gehör.”

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Caritas im Erzbistum Köln: „Mit dem Herzen immer bei den Menschen“

Die Caritas im Erzbistum Köln trauert um den emeritierten Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. „Wir trauern um Joachim Kardinal Meisner. Aus seinem großen Glauben heraus wusste sich der Kardinal den Aufgaben der Caritas stets tief verbunden. Die Caritas war für ihn ein Anspruch und ein Herzensanliegen. Wer bei ihm anklopfte, klopfte nicht vergeblich. Das bischöfliche Attribut eines Vaters der Armen war für Kardinal Meisner keine Leerformel. Ausgestattet mit einem weiten Herzen und dem Gespür für das Notwendige, fühlte er sich der Caritas sehr verbunden – ein wirkungsvoller Rückhalt für die tatkräftige Nächstenliebe“, so Dr. Frank Joh. Hensel, Diözesan-Caritasdirektor im Erzbistum Köln, und Dr. Helmut Loggen, stellvertretender Diözesan-Caritasdirektor. 

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Robert Kleine Stadt- und Domdechant Robert Kleine zum Tod von Kardinal Meisner

„„Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“ (Röm 14,8). Dieses Wort des Apostel Paulus gehört zu den Sätzen der Heiligen Schrift, mit denen Kardinal Meisner gerne die Frohe Botschaft des Christentums zusammenfasste. Heute Morgen ist Joachim Kardinal Meisner im Alter von 83 Jahren verstorben im Vertrauen auf die Auferstehung und das Leben bei Gott. Vor fünf Jahren übertrug er mir die Aufgabe des Dom- und Stadtdechanten von Köln. 25 Jahre wirkte er als Erzbischof in unserer Domstadt, verkündete seinen Glauben und das Evangelium „ob gelegen oder ungelegen“, wie er gerne den Apostel Paulus selbst zitierte. In seiner Amtszeit initiierte Kardinal Meisner in unserer Stadt vieles, was über die Jahre in Erinnerung bleibt oder Bestand hat, und für das wir als katholische Kirche dankbar sind:  das DOMFORUM, das große Domjubiläum 1998, das Edith-Stein-Denkmal, den Weltjugendtag mit Papst Benedikt, das Kunstmuseum KOLUMBA, den Eucharistische Kongress. Für alle Gottesdienste und Begegnungen danke ich stellvertretend für die Katholikinnen und Katholiken in der Stadt Köln unserem Alt-Erzbischof und lade alle Gläubigen ein, unseres verstorbenen Kardinals im Gebet zu gedenken.“

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Gabriel würdigt Kardinal Joachim Meisner

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat den verstorbenen Kardinal Joachim Meisner gewürdigt. „Mit Kardinal Joachim Meisner ist eine prägende Gestalt der deutsch-deutschen Geschichte von uns gegangen“, erklärte Gabriel am Mittwoch. „Insbesondere während seiner Zeit in der DDR war er eine unverzichtbare Stimme für die Christen katholischen Glaubens und hat sich immer wieder in gesellschaftliche Fragen von Moral und Gesellschaft eingebracht. Sein Wirken ist bleibende Mahnung für uns und auch für mich als lutherischen Christ ganz persönlich, dass es jenseits der Tagespolitik geistliche Voraussetzungen und ethische Richtlinien gibt, die uns als Gesellschaft ausmachen und binden“, so der Außenminister.

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Synagogen-Gemeinde Köln

„Joachim Kardinal Meisner ist heute friedlich verstorben. Er war ein streitbarer Mann mit eigenen Ansichten zu vielen Aspekten des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens, die er sich auch nicht gescheut hat, deutlich auszusprechen. Er hat seinen großen Einfluss in der Kirche geltend gemacht um diese seine Einstellungen auch den anderen nahe zu bringen, in der Überzeugung damit den richtigen Weg in seinem Glauben zu gehen und den anderen diesen Weg zu zeigen und zu eröffnen. Joachim Kardinal Meisner hat in seiner Amtszeit in Köln den Ausgleich mit der jüdischen Gemeinschaft gesucht und ist stets im Dialog geblieben. Unvergessen ist seine Unterstützung in der Vorbereitung des Besuchs von Papst Benedikt XVI am 19. August 2005 in der Synagoge in Köln. Auch zu anderen Gelegenheiten hat er das Gespräch und den Austausch gesucht. Durch seinen ganz persönlichen Einsatz war die Synagogen-Gemeinde in der Lage eine alte und im Krieg beschädigte Thorarolle wieder herrichten zu lassen um sie jetzt wieder benutzen zu können. Joachim Kardinal Meisner war eine große Persönlichkeit, die in seiner Zeit viel bewirkt und geprägt hat.“

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Martin Börschel, Vorsitzender derSPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln,

„Joachim Kardinal Meisner war in seiner Zeit als Kölner Erzbischof eine prägendePersönlichkeit der Stadtgesellschaft und hat in seinem 25-jährigen Wirken an der Spitze des Erzbistums zahlreiche kirchen- und gesellschaftspolitische Debatten angestoßen. Als streitbarer Geist hat er dabei auch Positionen vertreten, die es den Menschen nicht immer leicht gemacht haben – auch mir als aktivem Katholiken nicht. Mit seinem Tod verliert Köln eine bedeutende Persönlichkeit.“

Autor: Andi Goral, dts