Billigladen reiht sich an Billigladen – dort wo es einst Salate gab, gibt es jetzt Prozente auf Klamotten, übrigens direkt neben der Kaufhof-Filiale, ein nicht gerade ideales Umfeld.

Die Kalker Hauptstraße – die Stadt und Angebot und Nachfrage
Dass die Kaufhof Filiale geschlossen wird, und diese Meldung fast zeitgleich mit einer Veranstaltung der Stadt Köln zur Aufwertung der Einkaufsstraße parallel geht mag den, der mit wachen Augen durch die Straße geht wenig verblüffen. Kurz nach dem Polizeipräsidium steht das Einkaufszentrum Köln Arkaden, mit vielen von den Marken, die moderne Konsumenten heute sexy finden. Dazu gibt es ein super billiges Parkhaus. Die Stunde kostet 80 Cent. So billig parkt der, der etwa in der Kalker Hauptstraße um einen Parkplatz kämpfen muss, nicht. Denn die Stadt Köln verlangt einen Euro für die Stunde. Mindestparkdauer 50 Cent für 30 Minuten, bei vier Euro, also vier Stunden ist Schluss, dann kommen die fleissigen Ordnungsbeamten mit den Knöllchen. Wer direkt beim Polizeipräsidium parkt, zahlt gar nur zwei Euro für den ganzen Tag (= 24 Stunden), direkt neben dem Konsumtempel mit den aktuellen Marken. Wer teurer parkt, also in der Kalker Hauptstraße, bekommt dann aber keine sexy Marken, sondern eine nicht sonderlich gepflegte Billigmeile mit 19 Billigläden präsentiert, an der sich preisgünstig mit noch günstiger schlägt und bis zum Kalker Bezirksrathaus auch noch zehn Friseure, acht Handyshops, drei Nagelstudios und vier Spielhallen Kunden locken. Die wenigen Fachgeschäfte, wie etwa die Kaffeerösterei Haus Hogrebe muss man mit der Lupe suchen oder vorher kennen. Lediglich rund um den Kalker Stadtpark wird es wieder etwas besser. Von Aufenthaltsqualität ganz zu schweigen, selbst am Sonntag liegen Scherben von zerbrochenen Kölschflaschen auf dem Trottoir.

Parallelwelt aufgebaut
Mit der Neuerschließung rund um das Polizeipräsidium und den Köln Arkaden ist aber auch eine neue Einkaufstraße entstanden, die dem modernen Shoppingverhalten via Automobil auch viel mehr entgegenkommt, als die Kalker Hauptstraße. In den Köln Arkaden, finde ich neben immer genug und billigen Parkplätzen, alles was ich für den täglichen Bedarf benötige, zudem Kleidung, aber auch elektronische Geräte. Brauche ich dann noch etwas für den Balkon, Garten oder Wohnung und Haus, steht mir ein Megabaumarkt in der gleichen Straße, nebst einer Megamusikalienhandlung zur Verfügung. Und wenn die Kinder quengeln gibt es ach wie praktisch auch noch einen beliebten Fastfood Anbieter. Hier ist im 90 Grad Winkel zur alten Einkaufsstraße eine Parallelwelt entstanden, die sämtliche Bedürfnisse moderner Konsumenten auf kurzem Weg abdeckt, mit genügend Parkplätzen und dass auch noch gut behütet von der Zentrale der Kölner Polizei.

Entstanden ist diese Parallelwelt aber nicht im Wildwuchs, sondern da hat die Stadt schon genehmigt und letztendlich mitgewirkt. Das die Stadt dann auch noch mehr Geld fürs Parken in der Kalker Hauptstraße verlangt und zu Veranstaltungen wie "Zukunft Kalker Hauptstraße" einlädt, lässt einen manchmal am Verständnis der städtischen Verwaltungsbeamten und Politiker von Marktwirtschaft zweifeln. Nun darf man wenigstens hoffen, dass auf der Venloer Straße und dem geplanten Heliosgelände die Stadt und die Politik nicht die gleichen Fehler wie auf der Kalker Hauptstraße wiederholen.

Die Kölner SPD fordert nun neue Perspektiven für die Kalker Hauptstraße und bedauert die Schließung

Mit Bedauern hat die SPD-Fraktion zur Kenntnis genommen, dass offensichtlich beabsichtigt ist, die Kaufhof-Filiale in Köln-Kalk zu schließen. Die Entscheidung des Aufsichtsrates der Kaufhof GmbH konnten wir nicht verhindern. Jetzt gilt es, wenigstens die Arbeitsplätze zu sichern", so Alfred Schultz, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: "Ich erwarte, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Kölner Filialen untergebracht werden." Zudem weist Schultz darauf hin, dass mit dem Wegfall der Kaufhof-Filiale in Kalk auch strukturelle Probleme entstehen können: "Der Standort Kalk braucht eine Zukunftsperspektive. Die Zeit bis zur endgültigen Schließung Mitte 2012 muss genutzt werden, geeignete Alternativen aufzuzeigen und einen möglichst nahtlosen Übergang von bisheriger und neuer Nutzung herzustellen."

Die Veranstaltung "Zukunft Kalker Hauptstraße"
Das Büro "CIMA" wurde von dem Verein "StandortGemeinschaft Kalk e.V." und der Stadt Köln damit beaufragt, die Bildung einer Immobilien- und Standortgemeinschaft Kalker Hauptstraße vorzubereiten und ein Standortmarketing-Konzept für das Bezirkszentrum Kalk zu erstellen.  Hintergrund sind die schon vor Jahren begonnenen Aktivitäten, die Kalker Hauptstraße aufzuwerten, mehr zu beleben und insgesamt zu attraktivieren. Diese Bemühungen sollen nun weiter vorangetrieben werden. Auftakt ist eine öffentliche Veranstaltung mit dem Titel Veranstaltung "Zukunft Kalker Hauptstraße". Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 16. Juni 2011, ab 19.30 Uhr in der Halle Kalk, Neuerburgstsraße, 51103 Köln-Kalk, statt. Eingeladen sind Kalker Bürgerinnen und Bürger, Unternehmer und Hauseigentümer.

[ag]