Köln | Es scheint, die Sürther Aue ist gerettet. CDU und Grüne im Kölner Stadtrat wollen den Godorfer Hafen nicht mehr bauen. Die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) protestiert und hält am Hafenausbau fest, spricht sogar von einem „dringenden“ Ausbau und droht mit Arbeitsplatzverlusten.

Die Kölner Grünen wollten ihn nicht, den Godorfer Hafen. Bürgerinnen und Bürger rechneten Containereinheiten für alle Kölner Häfen, sammelten Fakten und argumentierten seit Jahrzehnten gegen den Ausbau des Godorfer Hafens mit sachlichen Argumenten. Die Fronten über Jahrzehnte verhärtet und die Befürworter eigentlich immer mit den schwächeren Argumenten. Die Menschen im Kölner Süden wollten das Naturschutzgebiet behalten und machten dies auch bei Wahlen immer wieder deutlich, was den ein oder anderen Politiker insbesondere vor Wahlen nachdenklich stimmte. Kampagnen von Ausbaubefürwortern und -gegnern liefen heiß, sogar ein Tipi errichteten die Gegner am Rande der Sürther Aue und funkten ihre Botschaften aus dem Zelt mit einem Laptop. Jetzt scheint der Ausbau des Godorfer Hafen vom Tisch.

Gegen den Hafenausbau

Dabei bleiben die Fronten bis heute verhärtet. Jörg Frank, wirtschaftspolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion, spricht heute von einem „ökonomisch unsinnigen Ausbau des Godorfer Hafens“ und schreibt: „Die von den Ausbaubefürwortern seit Jahrzehnten behaupteten Wachstums- und Rentabilitätsprognosen für den Containerhafen haben sich nicht bewahrheitet. Der Ausbau, der heutzutage 75 Mio. Euro kosten würde, wäre eine eklatante Fehlinvestition öffentlicher Mittel. Insgeheim haben sich Verwaltung und HGK von diesem aus der Zeit gefallene Vorhaben verabschiedet.“

Immer noch: Pro Hafenausbau

Ganz anders Dr. Ulrich S. Soénius, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik: „Der Godorfer Hafen muss für den Umschlag von Containern dringend ausgebaut werden. An der Sachlage hat sich nichts geändert – eher sprechen aktuelle Entwicklungen noch sehr viel mehr für das vom Rat der Stadt Köln erstmalig 1988 verabschiedete Gesamthafenkonzept, das genau diesen Ausbau vorsieht.“

Die Lösung

Jetzt soll das umgesetzt werden, was die Gegner des Godorfer Hafens schon immer forderten. Die Flächen im Niehler Hafen sollen besser ausgenutzt werden. Verkehre, auch innerstädtisch stärker auf die Schiene verlagert werden, dazu dient auch das neue Terminal und das Logistikzentrum im Kölner Norden. Der Hafen in Bonn wird ausgebaut und in Lülsdorf entsteht ein trimodales Containerterminal.

IHK argumentiert mit Verlust von Arbeitsplätzen und Verkehrsinfarkt

Die IHK spricht von Verhinderungspolitik und einer Abschreckung für die Wirtschaft und dass die politische Entscheidung gegen den Ausbau des Godorfer Hafens Arbeitsplätze in Köln vernichte. Die IHK will mehr Binnenschifffahrt und behauptet, dass durch den Hafenausbau innerstädtisch 50.000 LKW-Fahrten entfallen und Staus verhindert werden könnten. Soénius: „Wer den Hafenausbau verhindern will, verabschiedet sich aus einer zukunftsorientierten Wirtschafts-, Umwelt- und Verkehrspolitik.“

Autor: Andi Goral