Köln | Auf dem Ottoplatz vor dem Deutzer Bahnhof fanden sich rund 500 Befürworter der „Pegida“ Bewegung ein. Ihnen gegenüber rund 5.000 Gegendemonstranten, darunter Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters, Menschen und Organisatoren aus 57 Initiativen und viele Kölnerinnen und Kölner. Nach Sicherheitsbenken, die die Polizei vorgetragen hatte, entschloß sich der Anmelder Sebastian Nobile die Veranstaltung zu einer Standkundgebung umzuswitchen und um 19:30 Uhr diese zu beenden.

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Es war kurz vor 17 Uhr und dichte Menschentrauben strebten über die Hohenzollernbrücke in Richtung Deutz. Auch aus dem Bahnhof Deutz ergoß sich ein dicker Strom von Menschen in Richtung Gegendemonstration. Der Ottoplatz leer. Erst um 18:30 Uhr haben sich rund 500 „Kögida“-Anhänger eingefunden. Darunter auch der EX-Pro-Köln Stadtrat Jörg Uckermann oder Mitglieder der German Defence League. Sebastian Nobile und vor allem Melanie Dittmer sprachen, lasen Suren aus dem Koran vor und die „Pegida“-Forderungen aus Dresden. Ab und an skandierte man „Lügenpresse“ und „Wir sind das Volk“. Dittmer malte ein Horrorszenario nach dem anderen über den Islam an den nachtschwarzen Kölner Himmel, wenn die Islamisten erst einmal Deutschland übernommen hätten. Dann schneiden sie Menschen die Köpfe ab oder steinigten Kinder, um nur zwei der Bilder zu zeigen die Dittmer nannte. Alte und Junge, vor allem auch Identitäre waren gekommen. Auch Hooligens, ab und an waren „Ahu Ahu“ Rufe zu hören. Um Fakten, zum Beispiel wie viel Muslime oder Menschen anderer Nationalitäten, die in Köln friedlich miteinander leben, ging es hier auf dem Ottoplatz nicht ein einziges Mal. Die würden auch das fest zementierte Feindbild stören, zu dem man sich hier öffentlich gemeinsam bekennen konnte. Und das unter hoher Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit.

Kurz nach 19 Uhr verkündet Anmelder Sebastian Nobile das es keinen Spaziergang geben wird. Die Polizei habe Sicherheitsbedenken, die er teile und als Anmelder wolle er keinen Teilnehmer gefährden. Protest wurden laut, einige wollen loslaufen, Nobile will noch einen Ausweichroute organisieren, am Ende einigte man sich auf eine Standkundgebung und um 19:30 Uhr war die Kundgebung offiziell beendet. Kurze Zeit später löste sich auch die Gegenkundgebung auf. Eines wurde in Köln klar, eine starke und gefestigte Stadtgesellschaft, die sich solidarisiert, Klartext redet und an einem Strang zieht, setzt rechtspopulistischen Hetzern eine enge Grenze. Dies wird diese nicht daran hindern weiter zu machen und vor allem ihre Propaganda auf allen Wegen weiter zu treiben. Denn darüber muss man sich im klaren sein, es gibt eine Unzahl von Blogs und im rechten Umfeld etablierten Medien wie pi-news, auf denen die, die wie Nobile zu Kundgebungen aufrufen, ihre Feindbilder, ihren Hass und Fremdenfeindlichkeit weiter pflegen werden als Autor, Agitator und Leser in einem. Deren Zahl ist in den letzten Jahren massiv gewachsen und die rechte Szene ist gut vernetzt. Hier liegen die hohen Mobilisierungspotenziale der neuen Rechten.

Die Polizei stand wegen der engen Verhältnisse auf der Gegenkundgebung in der Kritik und dass diese nicht die Absperrungen geöffnet habe. Demonstrationsteilnehmer sprachen von einer bedrückenden und gefährlichen Enge. Die Polizei spricht von einer Beratung, mit der man den Anmelder von „Kögida“ von den Sicherheitsbedenken überzeugen konnte. Vor allem die mit Gegendemonstranten voll besetzte Fußgängerbrücke an der Mindener Straße stellte ein nicht ungefährliches Potential, etwa von Würfen mit Gegenständen auf die „Kögida“ Teilnehmer dar. Die „Kögida“-Teilnehmer forderten zunächst eine Räumung, wenn nötig auch mit Gewalt, der Brücke durch die Polizei. Später ließ man davon wieder ab, auch nach der Forderung einer Alternativroute. Kurzzeitig kam es zum Versuch einer Gruppe militanterer „Kögida“-Gegner die Veranstaltung auf dem Ottoplatz zu erreichen. Dazu wurde ein Zaun an der Jugendherberge demontiert. Der Sturm konnte von starken Polizeikräften unterbunden werden. Die Aktion Licht aus, der sich der Kölner Dom, die Antoniter City Kirche, das Schokoladenmuseum Köln, das IHK Köln Treppenhaus, die Maritim Hotel Außenbeleuchtung, die Handwerkskammer zu Köln Außenbeleuchtung, der Gürzenich, die Beleuchtung der Kölner Brücken, die Die Illumination der Kölner Altstadt und historischer Gebäude, die Oper am Dom, der LVR und viele Kölner Bürger angeschlossen hatten, war ein starkes Zeichen einer intakten Stadtgesellschaft. Köln ist bunt, wenn auch heute Nacht rabenschwarz. Die hatte zuvor aber auch Klartext gesprochen, die Hintergründe der „Kögida“-Aktivisten beleuchtet und deren Ziele eindeutig und transparent dargestellt.

Autor: Andi Goral, dts