"Bilder visueller Art suchen Touristen, aber sie prägen sich ein und sie prägen das Bild von Europa: der Eifelturm, Neuschwanstein und der Kölner Dom", so beschreibt der Kölner Wirtschaftsdezernent Dr. Walter-Borjans, seine Aufforderung das visuelle Element im Tourismusmarketing nicht zu vernachlässigen, sondern zu stärken. Durch seine Chinareisen habe er gemerkt, dass aber viele Menschen in China noch gar kein Bild von Europa haben und man so die Chance habe das Bild und damit das Image zu prägen. Köln habe ein gutes Image, so der Wirtschaftsdezernent, zwischen Romantik, die der Dom und die Altstadt verkörpere, aber auch dem modernen Europa und einer prosperierenden Region, bald symbolisiert durch die Kranhäuser im Rheinauhafen. Tourismusexperten schätzen, das im Jahr 2020 rund 115 Millionen Touristen aus China ihre Freizeit in anderen Ländern verbringen werden und vor allem mitteleuropäische Länder im Fokus stehen. Da verwundert es nicht, dass Köln im Rahmen der Chinaoffensive des Kölner Oberbürgermeisters, auch im China-Tourismus die Nase vorn haben will.

Restriktive Visa-Politik der Bundesregierung kritisiert
Wie Köln sich vorbereitet schilderte Köln-Tourismus Geschäftsführer Sommer, der auch aktuelle Zahlen im Gepäck hatte. So verzeichnet Köln rund 30.000 Übernachtungen, im Jahr 2004 erreichte man den bisherigen Spitzenwert von 35.000 chinesischen Touristen, die in Kölner Hotels übernachteten. Vor allem seit das Approved-Destination-Status-Abkommen unterzeichnet sei, steige die Zahl der chinesischen Touristen. Allerdings stünden durch die aktuelle Visapolitik der Bundesregierung am Horizont auch schwarze Regenwolken. Hier forderte Sommer Verbesserungen und aktive Lobbyarbeit, damit die Bundesregierung ihre restriktive Visapolitik überdenkt. So dauert eine Visaerstellung zur Zeit 34 Tage für Interessenten die Köln besuchen wollen, die Konsulate und die Botschaft sind überlastet, dazu käme die sogenannte Blacklist der Schengenstaaten und dass man nach der Reise persönlich im Konsulat oder der Botschaft vorsprechen müsse und seine Bordkarte und den Reisepass vorlegen muss. Das habe dazu geführt, das Austria Airlines und SAS schon Flüge nach Europa gestrichen haben, oder die Umsätze im Einzelhandel mit chinesischen Touristen in Köln um 8,6 Prozent zurückgegangen seien. Die restriktive Visavergabe wurde eingeführt um dem erhöhten Migrationsdruck zu begegnen. Für Köln hatte dies negative Auswirkungen, denn 2005 gingen die Besuche um 12,7 Prozent und 2006 immerhin noch um 8,8 Prozent zurück.

Köln Tourismus ist aber aktiv in den chinesischen Märkten unterwegs, so veranstaltet man jährlich in vier Städten eine Roadshow und kümmert sich vorrangig um die Multiplikatoren der Branche, wie zum Beispiel die Reiseleiter und Vertriebspartner. So ist man eine Kooperation mit Travel und Trade Europe eingegangen und konnte schon zweimal in Köln einen Kongress für chinesische Reiseleiter veranstalten und diesen die Vorzüge Kölns näherbringen. Zudem gibt man Broschüren und Flyer in chinesischer Sprache heraus. Ein Unterfangen, das gar nicht so leicht war. Die Schwierigkeit war vor allem einen Satzbetrieb und eine Druckerei zu finden der chinesische Schriftzeichen drucken kann.

Ein wichtiger Aspekt der Diskussion und Vorträge war, dass wir und vor allem die Unternehmen der Tourismusbranche und der Handel sich auf die Gepflogenheiten und Gewohnheiten der neuen Gäste einstellen muss. Ihre Wünsche erspüren, aber auch sich Wissen aneignen muss. Wir müssen die chinesische Mentalität studieren und uns mit ihren Umgangsformen vertraut machen, lautete der Tenor. Wir müssen uns fragen, wie sagt man höflich "nein", oder wie "diskutieren" in China. Das es sich auszahlt sich mit den Gewohnheiten chinesischer Reisegruppen auseinanderzusetzen machte der Kölner Gastronom Wichert deutlich. In seinem Haxenhaus bekommt man Haxen, die mit einer besonderen chinesischen Gewürzmischung zubereitet sind. Dafür bekommt der Wirt des Haxenhauses viel Applaus chinesischer Reisegruppen und sein Haus in der Kölner Altstadt wird von chinesischen Reiseleitern bevorzugt angesteuert.

Daraus lernt man, wer seine Produkte an chinesische Touristen verkaufen will, sollte ihre Vorlieben kennen. So bereist zur Zeit vor allem die wohlhabende Schicht der chinesischen Gesellschaft Europa, die nach Aussagen der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung vor allem hochwertige Produkte sucht. Beliebt sind Stahlprodukte wie Solinger Messer, oder Produkte die eine eindeutige deutsche Herkunft zeigen, wie Kuckucksuhren oder Bierkrüge. Aber auch ausgesprochene Luxusprodukte, die in China teurer oder gar nicht zu erwerben sind werden nachgefragt, wie Swarowski-Steine, Luxusuhren, Kleidung und Körperpflegemittel. Diese gesellschaftliche Gruppe schätzt man auf 60 bis 80 Millionen Menschen, die sich den Europatrip leisten können, darunter sind 20 Prozent die US-Dollar-Millionäre sind. "Köln kann von der neuen Reiselust der Chinesen profitieren, die Voraussetzungen hierfür könnten nicht besser sein", so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Herbert Ferger und weiter "So gehört der Kölner Dom in China zu den bekanntesten Gebäuden. Ein weiterer Vorteil der Domstadt ist ihre Lage im Zentrum Westeuropas,im Zentrum der europäischen Länder,die die Chinesen in organisierten Gruppen bereisen dürfen."

Die Ergebnisse des Tourismusforums sollen in einem Praxisleitfaden für Handel und Gewerbe zusammengestellt werden, damit die Kölner Unternehmen praktische und leicht umsetzbare Tipps bekommen und so ihr internationales Serviceangebot verbessern können. Aber auch die Aktivitäten Kölns vor Ort in China wachsen: So will das Unternehmen vietentours mit seinem "Kölner Haus", das fußläufig nur 900 Meter von den Austragungstätten der olympischen Sommerspiele 2008 entfernt ist, besondere Businesskontakte zwischen Kölner und chinesischen Unternehmern ermöglichen. Im Dezember geht das Gürzenich-Orchester auf Tour nach China und ist damit bester Botschafter für Köln. So wird man die bekannten Metropolen Peking, Shanghai, aber auch Städte wie Hangzhou,Guangzhou, Zhongsan und Foshan besuchen und dort Konzerte mit Werken von Brahms, Strawinsky, Rossini und Strauß durchführen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung